Welttag für menschenwürdige Arbeit
Schaffen wir die Arbeit oder schafft sie uns? Diese Frage stellt sich angesichts der Tatsache, dass sich die psychischen Erkrankungen aufgrund von Belastungen am Arbeitsplatz in den vergangenen Jahren mehr als verdoppelt haben. Arbeitsverdichtung, Leistungsdruck, Multitasking, Ständige Erreichbarkeit, Führungsmängel, Angst um den Arbeitsplatz, fehlende Wertschätzung, Mobbing und ein schlechtes Betriebsklima sind die Hauptursachen dafür.
Heute ist der Welttag für menschenwürdige Arbeit. Vor zehn Jahren hat ihn der internationale Gewerkschaftsbund ins Leben gerufen. Mit Aktionen in vielen Ländern dieser Welt – auch in Deutschland – soll der Wert und die Würde der menschlichen Arbeit herausgestellt werden. Dazu gehören angemessene Löhne für einen menschenwürdigen Lebensstandard, gefahrenfreie und sichere Arbeitsplätze, Mitbestimmung und das Recht auf einen Gewerkschaftsbeitritt.
Menschenwürdige Arbeit zahlt sich für alle aus. Dies ist die wichtigste Erkenntnis in meiner dreißigjährigen Tätigkeit als Betriebsseelsorger. In Betrieben, in denen ein wertschätzender Umgang und ein menschlicher Führungsstil gepflegt werden, sind nachweislich die Arbeitsergebnisse besser, die Leistungsbereitschaft höher und die krankheitsbedingten Fehlzeiten niedriger.
„Wer das Gute im Menschen anspricht, lockt es auch hervor. Er motiviert den Mitarbeiter damit mehr als durch Kritik und Kontrolle“. Je mehr dieser Gedanke des Benediktinerpaters Anselm Grün von den Chefs und Führungskräften in den Betrieben beherzigt wird, umso weniger psychische Erkrankungen wird es bei den Arbeitnehmern geben. Thomas Maile, Betriebsseelsorger im Dekanat Tuttlingen-Spaichingen