„Guten Tag, Frau Eule!“
Trio „Litera und Musica“lässt durch Musik und Busch-Texte Bilder im Kopf entstehen
TUTTLINGEN - Einen weniger bekannten, aber dennoch nicht weniger unterhaltsamen Wilhelm Busch haben Rezitator Jörg Wenzler zusammen mit dem Gitarristen Werner Klinghoff und der Flötistin Reinhilde Klinghoff-Kühn bei einer literarischmusikalischen Entdeckungsreise am Samstagabend im Kulturhaus Altes Krematorium präsentiert. Das Trio „Litera und Musica“beschert den Gästen mit „Guten Tag, Frau Eule!“einen heiteren und auch manchmal nachdenklichen Abend. Fazit eines Besuchers: „Es ist toll, dass es so etwas noch gibt“.
Das Programm ist treffend ausgewählt mit weniger bekannten Texten von Wilhelm Busch und musikalischen Miniaturen von Edvard Grieg bis Erik Satie, teilweise unterstützt von Improvisationen. Text und Musik sind aufeinander abgestimmt und durchdringen sich. Die Musik wird virtuos und temperamentvoll dargeboten, die Texte temperamentvoll vorgetragen. Dadurch entsteht eine Harmonie zwischen Wort und Ton, es entstehen Bilder im Kopf.
Man hört die Fliege summen
Man sieht die Schnecke am Salat fressend durch den Garten kriechen oder das traurige Röslein; man hört die Meise flöten und die Fliege surren. Dazu erklingen kurze Stücke aus der Musikliteratur von Edvard Grieg bis Erik Satie, kurze Interpretationen mit Ideenreichtum.
Geboten wurden Texte aus der „Kritik des Herzens“, den „Stippstörchen für Äuglein und Öhrchen“oder dem „Münchner Bilderbogen“, aber auch aus dem Spätwerk „Zu guter Letzt“oder der posthum veröffentlichten Sammlung „Hernach“. Im Gedicht „Es hatt´ ein Müller eine Mühl“lässt der Misanthrop Wilhelm Busch seine Frauenfeindlichkeit durchblicken. Oder bei „Geburtstagsgeschenk für Sophiechen“führt der Rezitator genüsslich die subtile Grausamkeit des Humors von Wilhelm Busch vor.
Alte Dame erhält ein „gnädig Konterfei“
Oder er trägt das Gedicht vom Philosophen vor, der das Lachen den minder hochbegabten Klassen überlässt. Da ist auch vom braven Biedermann die Rede, der anfangen soll, tüchtig zu leben oder vom Porträtmaler, der der alten Dame ein „gnädig Konterfei“malt.
Und zum Schluss noch eine volkstümlich-humorvolle philosophische Betrachtung: „Da lob’ ich mir die Höflichkeit/das zierliche Betrügen/ du weißt Bescheid/ ich weiß Bescheid/ und allen macht´s Vergnügen.“