Sanierungslust hält sich in Grenzen
In 14 Jahren werden im Sanierungsgebiet zwölf private Vorhaben umgesetzt.
TUTTLINGEN - Die Einrichtung von Sanierungsgebieten dient in der Regel dazu, die Entwicklung bestimmter Stadtgebiete voranzubringen. 14 Jahre lang, bis Juli diesen Jahres, hatte die Stadt Tuttlingen das Sanierungsgebiet „Westliche Innenstadt“laufen. Auch wenn dort vom Bau der Tuttlinger Höfe bis zur Straßensanierung einiges passiert ist: Das Ergebnis stimmt die Stadtväter nicht ganz glücklich.
„Ich sag’s ganz ehrlich: Mit dem Sanierungserfolg bin ich nur bedingt zufrieden“: Erster Bürgermeister Emil Buschle spricht aus, was er denkt. Auch nach 14 Jahren als Sanierungsgebiet ist die westliche Innenstadt noch immer kein Aushängeschild – viele ältere, teils heruntergekommene Häuser dominieren dort das Stadtbild.
Mit dem Ziel, diesen Bereich etwas aufzupeppen und Anreize zur Modernisierung zu setzen, war 2003 das knapp sieben Hektar große Sanierungsgebiet eingerichtet worden. Vonseiten der Kommune war klar: Die Sanierung der Bahnhof- und Wilhelmstraße sollte angepackt werden, auch die Entwicklung eines HotelKonzepts stand einst im Raum. Und zwischenzeitlich beschäftigte die ungewisse Zukunft des Kaufhauses Karstadt und die spätere HertieSchließung (2009) die Stadt.
Punkte, die nun abgehakt sind: Die beiden Straßenzüge sind umgestaltet, die Modekette Röther ließ sich für das leerstehende Hertie-Gebäude gewinnen. Überflüssig wurde das Hotel-Konzept, nachdem das „Légère“und das „Charly’s“entstanden waren.
Doch: Das Interesse der privaten Eigentümer blieb trotz Verlängerung des Sanierungsgebiets gering. „Wir können noch so viel machen, aber das Investitionsinteresse von Privaten ist sehr, sehr verhalten“, sagt Buschle. So gab es in 14 Jahren zwölf geförderte private Maßnahmen: In vier Fällen ging es um einen Abbruch, in acht Fällen um eine Modernisierung. Das größte dieser Projekte waren die Tuttlinger Höfe, die die Wohnbau auf dem ehemaligen Birk-Areal bauen ließ – ein Wohnviertel mit rund 80 Wohneinheiten. Auch der Abbruch an der Bismarckstraße und der Neubau der Moschee war eines der Groß-Projekte in diesem Gebiet.
Förderrahmen voll ausgeschöpft
Blickt man auf die nackten Zahlen, steht das Sanierungsgebiet West durchaus erfolgreich da: Der Förderrahmen in Höhe von 4,2 Millionen Euro wurde fast voll ausgeschöpft. Die Hälfte davon beanspruchte die Kommune für die Sanierung der Wilhelmund Bahnhofstraße. Eine weitere knappe Million Euro floss als Förderung für die Tuttlinger Höfe an die Wohnbau. Die verbleibende Million wurde an private Eigentümer ausgeschüttet. 1,4 Millionen Euro stellte der Bund zur Verfügung, 1,12 Millionen Euro das Land. Der städtische Eigenanteil betrug 1,68 Millionen Euro.
Ärgerlich aus Buschles Sicht ist, dass die angestrebte Quartiersentwicklung nicht so gelungen ist, wie gedacht. So etwa im Gebiet zwischen der Olga- und der Karlstraße, in dem sich fast keine Sanierungswilligen gemeldet hatten. „Dieser Bereich ist noch immer nicht schön“, stellt der Erste Bürgermeister nüchtern fest. Auch in der Wilhelmstraße im Bereich zwischen Bahnhof- und Zeughausstraße sah das Interesse mau aus. Erschwerend auch: Die Eigentumsverhältnisse sind kleinteilig, „manchmal hat man es in einem Gebäude mit vier, fünf verschiedenen Eigentümern zu tun“, sagt Buschle.
Nicht gelungen ist zudem die Verlagerung der Gerberei Renz an der Olgastraße. In Abstimmung mit Eigentümer Christof Renz habe man versucht, den Betrieb umzusiedeln, sagt Buschle. Ziel: das Quartier etwa für Wohnungsbau zu nutzen. Doch für eine Gerberei einen geeigneten Standort zu finden, sei nicht einfach, betont der Erste Bürgermeister. „Eine Gerberei benötigt ein Industriegebiet und braucht zudem Wasser“, sagt er. Auch wenn es während der langen Zeit des Sanierungsgebiets nicht geklappt habe: „An diesem Thema bleiben wir weiterhin dran“, so Buschle.