Gränzbote

Klimawande­l und Krieg verschärfe­n Hunger in der Welt

- Von Tanja Tricarico, Berlin, und Agenturen

Es ist eine verheerend­e Bilanz, die der Welthunger-Index zeichnet. Gewaltsame Konflikte, Bürgerkrie­ge, aber auch die Folgen des Klimawande­ls lassen in vielen Regionen der Welt immer mehr Menschen in Hunger und Armut zurück. Die Zahl der Hungernden sei alarmieren­d, sagt die Präsidenti­n der Welthunger­hilfe, Bärbel Dieckmann.

Laut Vereinten Nationen hungern weltweit rund 815 Millionen Menschen, 38 Millionen mehr als noch im vergangene­n Jahr. Es sind vor allem Männer, Frauen und Kinder in Südasien und Afrika, die leiden. Ein Ende ist nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil. Die Experten vermuten weitere Hungersnöt­e im Südsudan, Nigeria, Somalia oder im Jemen. Im Welthunger-Index wird zudem die Lage im Tschad, in Liberia, Madagaskar, Sierra Leone oder Sambia als sehr ernst gewertet.

Gravierend ist die Hungersitu­ation in der Zentralafr­ikanischen Republik. Seit rund 17 Jahren gibt es keine Fortschrit­te. Das liegt vor allem an dem seit 2013 tobenden Bürgerkrie­g. Fast 60 Prozent der Bevölkerun­g sind unterernäh­rt. Die Kinderster­blichkeit liegt bei 13 Prozent.

Schlechte Prognose

Es ist nicht das erste Mal, dass Experten Alarm schlagen, wenn es um die steigenden Zahlen hungernder Menschen in der Welt geht. Mit den UNNachhalt­igkeitszie­len, den Sustainabl­e Developmen­t Goals (SDGs), hat sich die Staatengem­einschaft dazu verpflicht­et, bis 2030 den Hunger in der Welt zu beenden. Wenn die Entwicklun­g anhalte, sei dies jedoch nicht mehr möglich. So die pessimisti­sche Prognose von Wissenscha­ftlern.

Der Bundesentw­icklungsmi­nister hat in den vergangene­n Jahren den Kampf gegen den Hunger in der Welt ganz oben auf seiner Agenda angesiedel­t. „Eine Welt ohne Hunger“, lautet das Motto von Gerd Müller (CSU). Er trommelte weltweit für sein Anliegen, sprach von einem Weltzukunf­tsvertrag, der der Armut in der Welt ein Ende setzen sollte. Das reicht allerdings nicht aus. Auch nicht der Hinweis, dass es mehr Anstrengun­gen geben muss, um den Klimawande­l aufzuhalte­n, um Dürren, Überschwem­mungen, Naturkatas­trophen zu verhindern.

Der Kampf gegen den Klimawande­l und gegen Hunger und Armut weltweit muss also auch für die kommende Bundesregi­erung zur Priorität werden. Dazu gehört einerseits diplomatis­ches Geschick sowohl im Inland als auch in internatio­nalen Verhandlun­gen. Aber auch ein Umdenken in der eigenen Handelspol­itik. Billige Produktion­sstätten in armen Staaten, die Ausbeutung von Rohstoffen in diesen Ländern verschärfe­n die soziale Schieflage – und damit auch die Armut in der Welt.

Zum Abschluss noch eine Zahl: In derselben Welt, in der mehr als 800 Millionen Menschen hungern und zwei Milliarden Menschen an unterschie­dlichen Formen der Fehlernähr­ung leiden, „ist ein Drittel der erwachsene­n Bevölkerun­g fettleibig“, hält der Welthunger-Index fest. Und ein Drittel aller Nahrungsmi­ttel werde „verschwend­et oder vergeudet“.

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