Chance muss genutzt werden
Man muss sich nichts vormachen: Tuttlingen ist keine schöne Stadt. Zwar hat sich in den vergangenen Jahren an vielen Ecken viel getan, allem voran in der Fußgängerzone, im Umläufle oder rund um den Hochschulcampus, nur um Beispiele zu nennen. Ganz zu schweigen vom Lebenswert und den vielfältigen Angeboten, die die Stadt bietet.
Auch wenn die Lebensqualität stimmt, die optische Aufmachung ist eine andere. Wer durch Tuttlingen fährt, dem bietet sich an vielen Stellen ein ähnliches Bild: Ganze Straßenzüge, vor allem auch entlang der Hauptverkehrsachsen, werden dominiert von farblosen, verblichenen Häusern, für die die Bezeichnung „schäbig“noch eine wohlwollende ist. Die Tuttlinger mögen sich daran gewöht haben – für Ortsfremde präsentiert sich die Stadt an vielen Stellen nicht als das hochgepriesene Weltzentrum der Medizintechnik. Traurig schon, wenn die Zufahrtsstraße zu einer der größten Firmen der Stadt durch ein heruntergekommenes Industrie- und Gewerbegebiet führt.
Schade ist, wenn Angebote, an diesem Zustand etwas zu ändern, nahezu ins Leere laufen. Mehr als Sanierungsgebiete ins Leben zu rufen und das eine oder andere Gebäude aufzukaufen, kann eine Kommune nicht. Die Taten müssen von innen heraus erfolgen, von den Bürgern und Gebäudeeigentümern. Natürlich kann niemand zur Sanierung gezwungen werden – und wer kein Geld hat, kann ohnehin wenig ausrichten. Dennoch sollte klar sein: Sanierungsgebiete mit ihren Förder- und Abschreibemöglichkeiten sind eine Chance, die auch genutzt werden muss. Argumente der Eigentümer wie ihr betagtes Alter, sprachliche Barrieren beim Ausfüllen der Förderanträge oder der Hinweis, sowieso nicht in der Stadt zu wohnen, dürfen hierbei nicht zählen.
s.krauss@schwaebische.de