Telekom präsentiert schnelles 5G-Netz
Neuer Standard verspricht Geschwindigkeiten von bis zu zwei Gigabit pro Sekunde
BERLIN (dpa) - Premiere für die fünfte Mobilfunk-Generation: Über vier Funkzellen hat die Deutsche Telekom in Berlin live demonstriert, wie ultra-hochauflösende Videodaten über den neuen Standard 5G auf ein einzelnes mobiles Gerät ohne merkliche Verzögerung gelangen. Die Antennen seien die ersten in Europa, die live und in realer Umgebung über den neuen Standard funken, betonte das Unternehmen. Dabei werden Übertragungsraten von zwei Gigabit pro Sekunde erreicht. „Statt im Labor zeigen wir hier in Berlin 5G live mitten in der Stadt“, sagte Telekom-Managerin Claudia Nemat.
Der neue Standard soll ab 2020 sukzessive zur Verfügung stehen, für die Demonstration am Donnerstag nutzte die Telekom einen Vor-Standard. Anders als beim derzeitigen Mobilfunkstandard LTE, auch 4G genannt, werden beim künftigen 5GNetz alle verfügbaren Netze virtuell per Software zusammengeschaltet. Damit soll es wesentlich flexibler jeweilige Anforderungen bedienen können und etwa auch die Kommunikation mit Autos oder Heizungen im Internet der Dinge reibungslos ermöglichen. Für künftige Mobilitätskonzepte soll zum Beispiel gewährleistet werden, dass die Datenübertragung ohne große Latenzzeiten erfolgt.
2018 werden Grundlagen gelegt
Die vorgestellte Mobilfunk-Komponente sei ein erster Baustein dafür, hieß es. „Sobald der Standard definiert und öffentlich ist, werden wir 2018 die Grundlagen für einen Ausbau in größerem Maßstab legen“, sagte Bruno Jacobfeuerborn von der Telekom. Ziel sei es auch, Deutschland bei der Entwicklung des neuen Standards eine Führungsposition zu sichern.
Wie die „Wirtschaftswoche“am Donnerstag berichtete, wollen sich führende Industrieunternehmen beim Aufbau von 5G hierzulande jedoch nicht auf die Mobilfunkbetreiber verlassen und verweisen auf die bislang schlechte Mobilfunkabdeckung in ländlichen Regionen. Sie wollen stattdessen in den Fabriken eigene Netze aufbauen. Einen entsprechenden Antrag habe der Industrieverband ZVEI an die Bundesnetzagentur gestellt, berichtet das Magazin.
Eine Schlüsseltechnologie für 5G sei der Einsatz neuer Antennentechnik, betonte die Telekom. Dabei sollen deutlich mehr Sende- und Empfangsantennen dafür sorgen, dass das Frequenzspektrum effizienter genutzt werden könne. Für die LiveDemonstration in Berlin Schöneberg wurden vier Antennen des chinesischen Anbieters Huawei genutzt, die auf dem Spektrum 3,7 Gigahertz senden. Um die Entwicklung voranzutreiben, bedürfe es konkreter Anwendungsszenarien, sagte TelekomManager Bruno Jacobfeuerborn. In Berlin zeigte das Unternehmen etwa, wie ein Rennen auf einer CarreraBahn mithilfe von 5G über eine Brille für sogenannte Augmented Reality (erweiterte Realität) dargestellt wird. Das Rennen ließ sich dabei ohne Verzögerungen in Echtzeit mit zusätzlichen Informationen zur Umgebung über die Brille anschauen, was über das herkömmliche LTE-Netz nur mit Verzögerung möglich ist.
Künftige Möglichkeiten kämen jedoch keinesfalls nur aus dem Entertainment, sagte Jacobfeuerborn. So könnten Auszubildende im Kundenservice etwa bei Wartungsarbeiten vor Ort über spezielle Brillen im schnellen Netz hilfreiche Informationen über Werkzeuge und Reparaturanleitungen nutzen.