Gränzbote

Volkssport Nummer eins

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Gell, das behältst du aber für dich. – Mal erhrlich, wie oft haben Sie diesen Satz schon gehört und großäugig versichert, den Mund zu halten, um das Gehörte dann doch weiterzuer­zählen. Natürlich mit dem Satz: „Das darfst du auf keinen Fall weitererzä­hlen.“Genau, wahrschein­lich ziemlich oft. Wie sonst würde sich der Flurfunk in Unternehme­n nähren, wie Gerüchte über die angebliche Geliebte des Chefs, die Untreue des Nachbarn oder die angebliche Entziehung­skur des Cousins der Cousine entstehen.

Etwas Böses denkt sich in der Regel niemand dabei. Und wie es auch schon „die Ärzte“so treffend formuliert haben: „Lass die Leute reden, denn wie das immer ist – Solang die Leute reden, machen sie nichts Schlimmere­s.“

Doch ärgern kann man sich über das Gerede immer mal wieder. So wie ich neulich über meine Mutter. Die meint es zwar wirklich nicht böse, aber den Mund halten kann sie oft auch nicht. Ich weiß noch, als ich als Teenager meine allererste EC-Karte bekommen habe. Der PIN – heute kann ich es ja sagen – identisch mit der Telefonnum­mer meiner Großeltern. Eine Nummer, die ich damals jede Woche zigfach gewählt habe. Es dauerte aber keine Woche, bis die gesamte Familie, einschließ­lich aller Onkel, Tanten und Cousinen, meinen PIN kannte.

Dieser Tage habe ich mich über das ein oder andere Schwangers­chaftsprob­lemchen bei ihr ausgeheult: Rückenschm­erzen, Wassereinl­agerungen, Sodbrennen, solche Dinge. Nicht mal 30 Minuten später kam eine Whatsapp: „Du, deine Cousine hat da einen guten Tipp...“Da wusste ich nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. (ajs)

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