Gränzbote

Hertha auf Knien

- Von Filippo Cataldo

Man kann von RB Leipzig – dieser gar nicht mehr so neumodisch­en Verbindung aus Zuckerbrau­se, Marketing und Fußball – halten, was man will. Und doch muss man und den Seinen dankbar sein. Nicht für Hasenhüttl­s grundsympa­thische Art, die bereichert nun schon im dritten Jahr die Bundesliga. Sondern dafür, dass sie die Bundesliga wieder spannend gemacht haben. Keine Ahnung, was in ein paar Wochen ist, aber nach dem achten Spieltag – und diesem total irren und nervenzerr­eißenden 3:2 der Leipziger in Dortmund – halten wir fest: Der Kampf um die Meistersch­aft ist dieses Jahr ein Dreikampf – mindestens. Die Hoffenheim­er werden ihre Siegdiät auch nicht auf Dauer durchhalte­n. Auf Siege zu verzichten, nur weil Julian Nagelsmann (nicht) mit dem FC Bayern geflirtet hat? Das kann es ja auch nicht sein. Einstweile­n zitieren wir Hasenhüttl, der mit Leipzig einen Punkt vor Hoffenheim und einen hinter dem FC Bayern mit seinem ewig frischen Trainer

liegt. Die Münchner müssen wiederum zwei Zähler auf Dortmund und Trainer gutmachen: „Wir haben dafür gesorgt, dass vorne alles zusammenrü­ckt. Und das ist gut so. Vier Mannschaft­en

Ralph Hasenhüttl Jupp Heynckes Peter Bosz

wollen sich einen heißen Kampf liefern.“, so Hasenhüttl.

Als Hoffenheim noch neu in der Bundesliga war – und RB Leipzig noch als SSV Makränstad­t firmierte – avancierte zum Freistoßsc­hützen vom Dienst im Kraichgau. Salihovic war einer dieser typischen Ralf-Rangnick-Entdeckung­en,

die alles am Ball können und irgendwann zu größeren Clubs gehen. Salihovic ging 2015 nach China, wo vor allem der Gehaltssch­eck größer ist, und kehrte diesen Sommer zurück nach Deutschlan­d. Er spielt für den HSV. Nun feierte er auch sein Tor-Comeback in der Bundesliga. Zwar nicht per Freistoßtr­effer, sondern mit einem nach Videobewei­s zuerkannte­n Handelfmet­er. Sein 48. Tor in der Bundesliga nutzte aber

Sejad Salihovic

nichts – der HSV verlor Mainz. Dass Eintrachts Trainer

seinen 46. Geburtstag am gestrigen Sonntag ziemlich entspannt feiern konnte, lag auch am Bauch des Trainers. Eigentlich hatte Kovac in Hannover seinen Stürmer

schon früh in der zweiten Halbzeit auswechsel­n wollen. „Ich weiß nicht, warum ich mich dagegen entschiede­n habe, ich kann es Ihnen nicht erklären. Wahrschein­lich war es so ein Bauchgefüh­l“, erklärte Kovac schmunzeln­d, „manchmal hat man ja so Gefühle.“Rebic traf in buchstäbli­ch letzter Sekunde mit einem Gewaltschu­ss zum 2:1. „Ich bin schon der Meinung, dass er das über 90 Minuten besser machen kann und besser machen muss“, motzte Kovac. 2:3 gegen

Niko Kovac Ante Rebic Donald Trump

Bis zu dürfte der Kniefall der Herthaner nicht durchgedru­ngen sein. Immerhin lief ja auch keine Hymne, als die Spieler des Hauptstadt­clubs vor dem 0:2 gegen Schalke kollektiv auf die Knie gingen. Aber die Intention war eine Ähnliche wie in den USA, wo Footballer seit geraumer Zeit mit ihren vom Präsidente­n scharf kritisiere­n Kniefällen gegen Rassismus protestier­en. „Wir leben in Berlin, einer weltoffene­n Stadt, die für Vielfalt steht. Das wollte die Mannschaft, das wollten wir heute dokumentie­ren“, sagte Manager „Wir leben nicht mehr im 18., sondern im 21. Jahrhunder­t. Aber leider gibt es einige Leute, die ideologisc­h noch nicht so weit sind. Wenn wir etwas Nachhilfe geben können, ist das doch gut“, sagte Verteidige­r

Langkamp. Michael Preetz. Sebastian

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FOTO: DPA Die Spieler von Hertha BSC gingen vor dem Spiel gegen Schalke auf die Knie.
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