Ein Kompromissvorschlag mit positivem Impuls?
Grüne Landtagsabgeordnete stellen sich bei Donau-Absenkung hinter die Position des Umweltministeriums
TUTTLINGEN (sz) - Der Weiterbetrieb des Scala-Wehrs in Tuttlingen beschäftigt auch die grüne Landtagsfraktion. In einer parlamentarischen Anfrage haben die für den Wahlkreis Tuttlingen zuständige Betreuungsabgeordnete Dorothea Wehinger und die Vorsitzende des Arbeitskreises Umwelt, Bettina Lisbach, die grün-schwarze Landesregierung um eine Stellungnahme zu Handlungsoptionen und ökologischen Auswirkungen angefragt.
Die beiden Abgeordneten erkundigten sich nach der Gewässergüte, nach den bisher durchgeführten Maßnahmen zur ökologischen Verbesserung des Gewässerzustands sowie nach den Konsequenzen für den Weiterbetrieb des Wehrs.
In der Antwort des grün geführten Umweltministeriums werde dargestellt, dass mit dem bisherigen Wehrmanagement trotz erreichter Verbesserungen die Vorgaben des EU-Wasserrechts nicht erfüllt werden können. Dies wird auch durch die von der Stadt Tuttlingen in Auftrag gegebenen Untersuchungen zum Wehrmanagement bestätigt (wir berichteten mehrfach).
Um den guten ökologischen Zustand der Donau zu erreichen, müsse der Aufstau im Sommer um einen Meter reduziert werden. Diese Lösung beruhe auf einem Kompromissvorschlag, den das Wasserwirtschaftsamt gemacht hat, um das Wehr erhalten zu können. Damit seien alle Spielräume ausgeschöpft. Der Abstau würde auch eine Renaturierung des landschaftlich monotonen und gewässerökologisch defizitären „Tuttlinger Schlauchs“ermöglichen.
„Wir wissen, dass der Abstau der Donau sehr kontrovers diskutiert wird“, schreiben Lisbach und Wehinger. „Allerdings können mit der angedachten Lösung auch positive Impulse für eine abwechslungsreiche, ökologisch hochwertige Wasserfläche gesetzt werden. Wenn die heute kahlen Uferbereiche ganzjährig freiliegen, kann durch Renaturierung und Begrünung ein optisch sehr ansprechender Gewässerabschnitt entstehen.“
Vorschlag habe Potenzial
Auch der grüne Kreis- und Stadtrat Hans-Martin Schwarz sieht laut der Pressemitteilung in der Kompromisslösung Potenzial: „Das Ufer kann naturnah und für das Stadtbild attraktiv umgestaltet werden, zum Beispiel auch, indem die Betonplatten entfernt werden.“Positiv bewerten die grünen Politiker auch, dass das Ministerium Bereitschaft signalisiert habe, die Stadt bei Begleitmaßnahmen zur Aufwertung des Gewässerabschnitts zu unterstützen.
Das Ministerium schlägt vor, die durch den Abstau verkleinerte Wasserfläche vor Umstellung des Wehrmanagements in einer Visualisierung zu verdeutlichen. „Dies könnte ein weiterer Beitrag zur Versachlichung der Debatte und zur Transparenz über mögliche Auswirkungen des Abstaus sein“, sind der Kreisrat und die Abgeordneten überzeugt. „In einer öffentlichen Informationsveranstaltung der Stadt könnten der aktuelle Sachstand und das weitere Vorgehen den Bürgern vorgestellt und im Beisein von Fachleuten diskutiert werden“, regen sie an.