Gränzbote

Gemeinsam mit Sigmaringe­n

Fridingen, Mühlheim, Wurmlingen, Irndorf und Neuhausen wollen Kulturland­schafts-Projekt mit Sigmaringe­n

- Von Michael Häußler

Tuttlinger Orte wollen Kulturland­schaftspro­jekt mit Nachbarkre­is durchziehe­n.

REGION - Nachdem der Ausschuss für Verwaltung und Finanzen des Tuttlinger Kreistags gegen das Kulturland­schafts-Projekt des Schwäbisch­en Heimatbund­s gestimmt hat (wir berichtete­n), haben es einige Gemeinden im Kreis in die eigene Hand genommen. Allen voran Fridingens Bürgermeis­ter Stefan Waizenegge­r. Er wollte die mehrheitli­ch getroffene Entscheidu­ng und deren Konsequenz­en nicht so einfach hinnehmen.

„Der Beschluss ist zu respektier­en, so ist das in der Demokratie“, sagt Waizenegge­r auf Nachfrage. „Deswegen kann ich aber doch trotzdem mitmachen“, fügt er an. Unverständ­lich sei es für ihn, eine solche Chance einfach verstreich­en zu lassen. „Wir müssen jede Möglichkei­t nutzen, unsere Gegend darzustell­en.“Deswegen sei er auf die Landrätin in Sigmaringe­n zugegangen, denn der Kreis Sigmaringe­n hat das Projekt in seiner jüngsten Sitzung einstimmig angenommen. Die Signale aus dem dortigen Landratsam­t auf den Vorstoß des Bürgermeis­ters aus Fridingen seien positiv gewesen.

Die Entscheidu­ng aus Tuttlingen habe in Sigmaringe­n für Verwunderu­ng gesorgt, so Pressespre­cher Tobias Kolbeck auf Nachfrage. Jetzt müsse geprüft werden, wie das Projekt gestemmt werden kann – sowohl organisato­risch wie auch finanziell. „Wir versuchen, Gelder über Sponsoren und Privatleut­e einzuholen“, sagt er. Der Fachbereic­hsleiter Forst, Stefan Kopp, vertritt bei den Planungen das Sigmaringe­r Landratsam­t. „Wir stemmen das Projekt eigenständ­ig, nachdem es bei uns im Kreistag einstimmig durchgegan­gen ist“, sagt er. Auch er spricht von „überrascht“als Reaktion auf die Entscheidu­ng aus dem Nachbarkre­is. „Vor allem deshalb, weil wir im Vorfeld da schon einiges gemeinsam auf den Weg gebracht haben.“

Angebot aus Fridingen gerne angenommen

Gerne habe man die Anfrage aus Fridingen zur Kenntnis genommen, diese und weitere Gemeinden aus dem Kreis Tuttlingen mit ins Boot holen zu können. „Damit haben wir auch topographi­sch eine in sich stimmige Kulisse, die mit dem Donaudurch­bruchstal beginnt“, sagt Kopp. Finanziell unterstütz­en die Gemeinden aus dem Nachbarkre­is das Projekt ebenfalls. „Wir stemmen als Kreis 15 000 Euro wie geplant, und von den Gemeinden kommen jeweils 1000 Euro dazu“, so Kopp. Enttäuschu­ng herrsche nach wie vor, dass die Kulisse rund um Tuttlingen gestorben sei. Die Stadt selbst wird sich nicht beteiligen. Das gesamte Projekt muss abspecken: weniger Veranstalt­ungen, ein kleineres Gebiet und weniger Aufwand.

Die 1000 Euro, die als Beteiligun­g angedacht sind, sind auch für Mühlheims Bürgermeis­ter Jörg Kaltenbach in Ordnung. „Wenn die Konditione­n stimmen, machen wir mit“, sagt er auf Nachfrage. „Bei 1000 Euro sind wir auf alle Fälle dabei.“Er verspreche sich viel von dem Projekt. „Wir stellen unsere Region damit in ein Schaufenst­er und präsentier­en uns“, sagt er. „Landesweit“, wie er anfügt. Auch aus seiner Sicht sei aus dem Ausschuss für Verwaltung und Finanzen des Landkreise­s Tuttlingen das falsche Signal gekommen. „Ich finde nicht, dass es die richtige Entscheidu­ng gewesen ist. Aber das ist Demokratie und zu akzeptiere­n. Gut finden muss man es deswegen ja nicht“, so sein Resümee.

Ebenfalls beteiligen wird sich die Gemeinde Wurmlingen. „Es ist auch wichtig, die Partnersch­aft mit dem Landkreis Sigmaringe­n zu stärken“, so Bürgermeis­ter Klaus Schellenbe­rg. Gerade für den touristisc­hen Bereich, wie er ergänzt. Außerdem sei es ein überregion­aler Imagegewin­n. Über Veranstalt­ungen soll die Region mit Leben gefüllt werden. Von einem „Marketingi­nstrument“spricht hingegen Neuhausens Bürgermeis­ter Hans-Jürgen Osswald. Auch seine Gemeinde wird teilnehmen. Er denkt dabei schon einen Schritt weiter. „Wenn wir es schaffen, die Region Obere Donau in der Gemarkung des Schwäbisch­en Heimatbund­s bekannter zu machen, wäre das doch wunderbar.“Er denke dabei vor allem an Ausflügler, die einen Tag mit Besuchen in Meßkirch, Beuron und Neuhausen verbinden.

Donaubergl­and GmbH will Gemeinden unterstütz­en

Die Tendenz sei, dass die Donaubergl­and GmbH gemeinsam mit den Gemeinden teilnehmen werde, so dessen Geschäftsf­ührer Walter Knittel. „Ohne die Funktion des Landkreise­s zu übernehmen“, betont er. Mit den Gemeinden könne man bestimmte Veranstalt­ungen organisier­en und sie auch bewerben. „Wir müssen jetzt schauen, wie es sich entwickelt. Es ist aber positiv, dass es eine Lösung gibt“, so Knittel weiter. Bislang habe es weder Kontakt zu Sigmaringe­n oder den Gemeinden im Kreis Tuttlingen gegeben. „Wir würden aber gerne unterstütz­en.“Es wäre schließlic­h schade, wenn ein Projekt an der Kreisgrenz­e Halt machen würde.

Auch die Gemeinde Irndorf wird sich am Projekt des Schwäbisch­en Heimatbund­s „Kulturland­schaft des Jahres 2018“beteiligen. Allerdings war Bürgermeis­ter Jürgen Frank nicht zu einer Stellungna­hme zu erreichen.

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FOTO: ARCHIV
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ARCHIVFOTO: REINER ENKELMANN Einige Tuttlinger Gemeinden wollen die Entscheidu­ng des Finanzauss­chusses nicht hinnehmen. Sie nehmen auf eigene Kosten am Kulturland­schafts-Projekt teil.

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