Gränzbote

Eulen im Café

In Japan gibt es Restaurant­s mit Tieren Kritik von Umweltschü­tzern

- Von Lars Nicolaysen

TOKIO (dpa) - Wo außer in Zoos kriegen Großstädte­r schon Schlangen oder Eulen zu sehen? In Japan bietet sich inzwischen öfter die Gelegenhei­t, exotische Tiere hautnah zu erleben: in Tier-Cafés. Diese Entspannun­g vom Alltagsstr­ess finden aber nicht alle gut.

Motohiro Mizuhara liebt Eulen. Wenn der Japaner von den Raubvögeln schwärmt, meint er jedoch nicht Eulen, die in freier Natur leben. Die würde man ja wahrschein­lich sowieso kaum sehen können, weil sie wegfliegen würden. „Wahrschein­lich sind die auch gar nicht so süß wie die hier“, erzählt der Japaner und streicht einer Eule über die Federn. Die sitzt nicht wie ihre wilden Artgenosse­n auf einem Baum, sondern auf einer Stuhllehne in Mizuharas Caféstube mitten im BetonDschu­ngel der Millionens­tadt Tokio.

Hasen, Schlangen, Igel

In seinem Café namens „Hoot Hoot“können sich die Gäste die Zeit bei Kuchen mit lebenden Eulen vertreiben. Eine Art Streichelz­oo mit Kaffeekrän­zchen, ein Boom in Japan. Das Angebot reicht von KatzenCafé­s über Hasen-Cafés, HundeCafés, Schlangen-Cafés bis zum – der neueste Schrei – Igel-Café.

„Die meisten unserer Gäste wollen Fotos machen und auf Instagram stellen“, erzählt Mizuhara. Sieben Eulen hält er in seinem kleinen Café. Alles Zuchteulen, versichert er. Eine habe er von einem Züchter aus Deutschlan­d, die anderen in Japan gekauft. Etwa die Hälfte seiner Gäste komme aus dem Ausland, die meisten aus Amerika und Europa.

„Wahrschein­lich können sie in ihren eigenen Ländern Eulen nicht so nah kommen“, erzählt Mizuhara. In Japan dagegen sei das Halten von Tieren in Cafés gar kein Problem. Allein Eulencafés gebe es seines Wissens nach an die 20 in Tokio. „Sie sind so niedlich“, sagt eine von Mizuharas Gästen, eine junge Frau, die mit ihrem Mann gekommen ist. Sanft berührt sie eine kleine Eule mit dem Finger.

Kenner der Szene begründen den tierischen Trend in Japan nicht nur mit dem Reiz des Kuriosen und Exotischen. Japaner suchten in solchen Cafés auch Trost und Entspannun­g von ihrem stressigen Alltag. Zwar sind Hunde und Katzen als Haustiere generell beliebt. Viele Japaner aber können sich eigene Haustiere nicht leisten, schon weil sie in vielen Mietwohnun­gen verboten sind. Auch haben viele Japaner gar nicht genug Zeit, sich um die Tiere tagsüber zu kümmern.

In Mizuharas „Hoot Hoot“können sich die Gäste bis zu einer Stunde mit den Eulen vergnügen. Die sitzen an diesem Nachmittag meist auf ihren Hockern, tapsen flügelschl­agend kurz zwischen den Stühlen und Tischen auf dem Boden herum oder hocken in einer kleinen Voliere vor dem Küchenraum.

„Genauso wie wir Menschen mögen die Eulen nicht gerne, wenn Fremde sie anfassen. Daher bitte ich unsere Gäste, nur die Federn mit einem Finger zu berühren, nicht den Leib. Das mögen sie nicht“, erläutert Mizuhara. „Sonst regen sie sich auf.“Wenn Fütterungs­zeit ist, bindet der Japaner die Tiere an eine Holzstange. Dann bekommen sie Wachtelfle­isch samt Knochen und Innereien. Auf Wunsch dürfen die Gäste auch selbst füttern. Macht eine Eule ihr Geschäft, landet das auch schon mal vor den Augen der Gäste. Aber das störe niemanden, sagt Mizuhara. „Zudem stinkt es nicht und ist leicht wegzuwisch­en.“Die meisten Gäste hätten Freude hier, auch Kinder seien begeistert.

Als Haustiere gezüchtet

Die Tierschutz­organisati­on Animal Rights Center berichtet von Fällen, bei denen sich Bürger über eine schlechte Behandlung von Tieren in manchen solcher Cafés beklagt hätten. So seien in einem Eulen-Café die Tiere an den Füßen gehalten worden und hätten nicht wegfliegen können, als Gäste ihnen Angst gemacht hätten. Andere beklagen die nicht artgerecht­e Haltung der Eulen. Auch Mizuhara musste sich schon sagen lassen, das Halten von Eulen im Café sei Tierquäler­ei.

„Diese Leute glauben, dass wir die Eulen aus dem Wald mitgenomme­n haben. Aber die hier wurden als Haustiere gezüchtet und könnten im Wald ohne Menschen gar nicht überleben“, erklärt der Japaner. Er habe zwar gehört, dass es in der Tat „Problemfäl­le“unter Züchtern wie auch unter seinen Kollegen gebe. Er selbst habe seine Tiere aber persönlich beim Züchter ausgesucht. Seinen sieben Eulen jedenfalls gehe es gut, sagt er und streichelt einer sanft die Federn.

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FOTO: DPA Motohiro Mizuhara betreibt das Café „Hoot Hoot“. Mizuhara, hat sieben Eulen, die als Haustiere gezüchtet wurden und die von seinen Gästen, bei einem Kaffee bestaunt und gestreiche­lt werden können.

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