Hammerwerk-Azubi ist Bundesbester
Julian Zimmermann wird von der Industrie- und Handelskammer ausgezeichnet
FRIDINGEN - Als Kunstschmied hat Julian Zimmermann aus Spaichingen keinen Ausbildungsplatz bekommen. Dann hat er sich für die Industrie entschieden. Dreieinhalb Jahre dauerte die Ausbildung zum Verfahrensmechaniker für Stahlumformung, wie der Beruf korrekt heißt. Von der Industrie- und Handelskammer (IHK) wird der 26-Jährige danach ausgezeichnet – als bundesbester Azubi in seinem Fachbereich.
Heiß ist sein Arbeitsplatz im Presswerk bei den Hammerwerken in Fridingen – zumindest im Sommer. Da kann es an Schmiedehammer oder Presse schon mal bis zu 50 Grad Celsius haben. Im Winter wärmen glühend heiße Metallrohlinge zumindest von vorne, am Rücken wird es kalt. Denn: die Hallen sind nicht beheizt. Eines ist es aber immer: laut. Für den 26-Jährigen dennoch ein Traumberuf: „Ich hatte schon immer Interesse am Handwerk und traditionellen Berufen“, sagt er. Sein Vater habe ihn schlussendlich auf den Beruf gebracht. Nach Absagen von Kunstschmieden habe er ein Praktikum im Hammerwerk gemacht. „Das hat so sehr Spaß gemacht, dass ich das machen wollte.“
Sein 1,0-Durchschnitt im Berufsschulzeugnis und 98 von 100 Punkten in der Abschlussprüfung sprechen dafür, dass sich der Spaichinger richtig entschieden hat. Für das Hammerwerk ein Glücksfall. „Wir hatten noch nie einen Auszubildenden, der Bundesbester geworden ist“, sagt Anita Geiger, Personalleiterin, sichtlich stolz. Umso erfreulicher für sie, dass sich der 26-Jährige jetzt noch für die Ausbildung zum Meister entschieden hat. „Wir hatten Angst, dass er geht“, erzählt Geiger. Und zwar studieren. Denn Zimmermann hat am Otto-Hahn-Gymnasium in Tuttlingen 2011/12 sein Abitur gemacht. „Studieren halte ich mir offen. Das kann noch kommen. Momentan aber nicht“, kann Zimmermann seine Personalleiterin beruhigen.
Um ihn zu halten, ist ihm der Betrieb dementsprechend entgegen gekommen. „Wir haben ihn bereits zum Ersatzschichtleiter gemacht“, so Geiger. Damit trage er schon Verantwortung. Das sei, so direkt nach der Lehre, eher ungewöhnlich, weiß die Personalleiterin. Möglichkeiten gebe es aber noch mehrere. Beispielsweise eine Vorgesetztenrolle oder diverse Projektleitungen. Außerdem wird sich das Unternehmen an der Meisterausbildung finanziell beteiligen.
Einer der Gründe, den Meister zu machen, sei die Kombination. Und zwar aus Theorie und Praxis. „Ich brauche beides. Produktion und Kopfarbeit“, sagt er. Das erste halbe Jahr nach der abgeschlossenen Ausbildung habe er an einer Maschine verbracht. „Monotonie ist das Schlimmste, da fehlt mir die geistige Herausforderung“, so der 26-Jährige. „Und die Zeit geht nicht vorbei“, erinnert er sich. Zimmermann weiß sehr genau, was er will. „Das liegt auch an meinem Alter“, sagt er. Das sei auch der Grund, warum er so gut abgeschnitten habe. Die Leidenschaft als Ursprung des Erfolgs, wie er es selbst beschreibt.
Als Aushängeschild für den Betrieb gefällt er sich allerdings nicht. Das zurzeit große mediale Interesse ist ihm eher unangenehm und etwas lästig. „Ich mache das meinem Betrieb zuliebe, ich selbst hätte es jetzt nicht gebraucht“, sagt er. Auch die Auszeichnung sei ihm relativ egal. „Es hat sich so ergeben. Darauf habe ich es nicht angelegt.“Das Erfolgskonzept sei für ihn „das Interesse am Beruf gepaart mit handwerklichem Geschick“. Und einen positiven Nebeneffekt hat der Job noch dazu: Bei all der körperlichen Anstrengung, kann auf Sport verzichtet werden.