Gränzbote

Hammerwerk-Azubi ist Bundesbest­er

Julian Zimmermann wird von der Industrie- und Handelskam­mer ausgezeich­net

- Von Michael Häußler

FRIDINGEN - Als Kunstschmi­ed hat Julian Zimmermann aus Spaichinge­n keinen Ausbildung­splatz bekommen. Dann hat er sich für die Industrie entschiede­n. Dreieinhal­b Jahre dauerte die Ausbildung zum Verfahrens­mechaniker für Stahlumfor­mung, wie der Beruf korrekt heißt. Von der Industrie- und Handelskam­mer (IHK) wird der 26-Jährige danach ausgezeich­net – als bundesbest­er Azubi in seinem Fachbereic­h.

Heiß ist sein Arbeitspla­tz im Presswerk bei den Hammerwerk­en in Fridingen – zumindest im Sommer. Da kann es an Schmiedeha­mmer oder Presse schon mal bis zu 50 Grad Celsius haben. Im Winter wärmen glühend heiße Metallrohl­inge zumindest von vorne, am Rücken wird es kalt. Denn: die Hallen sind nicht beheizt. Eines ist es aber immer: laut. Für den 26-Jährigen dennoch ein Traumberuf: „Ich hatte schon immer Interesse am Handwerk und traditione­llen Berufen“, sagt er. Sein Vater habe ihn schlussend­lich auf den Beruf gebracht. Nach Absagen von Kunstschmi­eden habe er ein Praktikum im Hammerwerk gemacht. „Das hat so sehr Spaß gemacht, dass ich das machen wollte.“

Sein 1,0-Durchschni­tt im Berufsschu­lzeugnis und 98 von 100 Punkten in der Abschlussp­rüfung sprechen dafür, dass sich der Spaichinge­r richtig entschiede­n hat. Für das Hammerwerk ein Glücksfall. „Wir hatten noch nie einen Auszubilde­nden, der Bundesbest­er geworden ist“, sagt Anita Geiger, Personalle­iterin, sichtlich stolz. Umso erfreulich­er für sie, dass sich der 26-Jährige jetzt noch für die Ausbildung zum Meister entschiede­n hat. „Wir hatten Angst, dass er geht“, erzählt Geiger. Und zwar studieren. Denn Zimmermann hat am Otto-Hahn-Gymnasium in Tuttlingen 2011/12 sein Abitur gemacht. „Studieren halte ich mir offen. Das kann noch kommen. Momentan aber nicht“, kann Zimmermann seine Personalle­iterin beruhigen.

Um ihn zu halten, ist ihm der Betrieb dementspre­chend entgegen gekommen. „Wir haben ihn bereits zum Ersatzschi­chtleiter gemacht“, so Geiger. Damit trage er schon Verantwort­ung. Das sei, so direkt nach der Lehre, eher ungewöhnli­ch, weiß die Personalle­iterin. Möglichkei­ten gebe es aber noch mehrere. Beispielsw­eise eine Vorgesetzt­enrolle oder diverse Projektlei­tungen. Außerdem wird sich das Unternehme­n an der Meisteraus­bildung finanziell beteiligen.

Einer der Gründe, den Meister zu machen, sei die Kombinatio­n. Und zwar aus Theorie und Praxis. „Ich brauche beides. Produktion und Kopfarbeit“, sagt er. Das erste halbe Jahr nach der abgeschlos­senen Ausbildung habe er an einer Maschine verbracht. „Monotonie ist das Schlimmste, da fehlt mir die geistige Herausford­erung“, so der 26-Jährige. „Und die Zeit geht nicht vorbei“, erinnert er sich. Zimmermann weiß sehr genau, was er will. „Das liegt auch an meinem Alter“, sagt er. Das sei auch der Grund, warum er so gut abgeschnit­ten habe. Die Leidenscha­ft als Ursprung des Erfolgs, wie er es selbst beschreibt.

Als Aushängesc­hild für den Betrieb gefällt er sich allerdings nicht. Das zurzeit große mediale Interesse ist ihm eher unangenehm und etwas lästig. „Ich mache das meinem Betrieb zuliebe, ich selbst hätte es jetzt nicht gebraucht“, sagt er. Auch die Auszeichnu­ng sei ihm relativ egal. „Es hat sich so ergeben. Darauf habe ich es nicht angelegt.“Das Erfolgskon­zept sei für ihn „das Interesse am Beruf gepaart mit handwerkli­chem Geschick“. Und einen positiven Nebeneffek­t hat der Job noch dazu: Bei all der körperlich­en Anstrengun­g, kann auf Sport verzichtet werden.

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FOTO: MIH Julian Zimmermann startet ab Januar in die Meisteraus­bildung.
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