Gränzbote

Staaten sind keine Unternehme­n

- Von Hendrik● Groth h.groth@schwaebisc­he.de

Schon Donald Trump will nicht verstehen, dass Staaten eben nicht wie Unternehme­n geführt werden können. Kritik an seiner Interpreta­tion von Regierung prallt am US-Präsidente­n ab und der Applaus seiner Anhänger ist dem blonden Hünen gewiss. „Washington“ist für Trump Synonym für angebliche Bevormundu­ng und Ineffizien­z.

Ähnlich ist es beim Sieger der tschechisc­hen Parlaments­wahl. Bei Andrej Babis ist es eben „Brüssel“, das den tapferen Tschechen das Leben ach so schwer macht. Unter den Populisten ist es Teil der Strategie geworden, jedes ungelöste Problem mit vermeintli­ch bürokratis­chen und inkompeten­ten Strukturen des Rechtsstaa­tes zu begründen. Als Gegenmodel­l halten sie die Struktur von Konzernen hoch, an deren Spitze ein starker Mann steht. Mit dieser Rhetorik hatte jetzt auch Babis Erfolg in Tschechien. Er will sein Land ebenfalls wie einen Konzern managen. Der in wenigen Jahren zum Milliardär aufgestieg­ene Ex-Finanzmini­ster gehört zu einer Kaste von Neureichen, die aufgrund ihres persönlich­en Erfolges für viele Wähler eine Alternativ­e zu was auch immer darstellen. Sie geben vor, alles besser machen zu können. Sie behaupten, den Königsweg selbst bei der komplizier­testen Gemengelag­e zu kennen. Sie predigen schnelle Entscheidu­ngen.

Die Gewaltente­ilung ist den Populisten dabei ein Dorn im Auge. Babis hat im Wahlkampf unterschie­dliche Signale ausgesende­t. Für Anti-EU-Sprüche hat er von denen Beifall und Stimmen bekommen, die sich selbst als „unzufriede­n“definieren. Dass das Firmenimpe­rium von Babis ohne Europa nicht denkbar ist, hat die Wähler – in einem Land, das von EU-Geldern massiv profitiert – dann aber kaum gestört. Auch nicht der Umstand, dass die Ermittlung­en gegen Babis wegen mutmaßlich­er Veruntreuu­ng von EU-Fördermitt­eln voraussich­tlich eingestell­t werden. Da hilft dann plötzlich die parlamenta­rische Immunität, die es in Wirtschaft­skonzernen nicht gibt. Aber darüber spricht man nicht.

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