Gränzbote

Freiburg vergibt die Führung

Der VfB verliert auch in Leipzig knapp, aber verdient, und wartet weiter auf den ersten Auswärtspu­nkt

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FREIBURG (sz) - Der SC Freiburg hat den Befreiungs­schlag in der Bundesliga verpasst. Beim 1:1 (0:0) gegen Hertha BSC Berlin verspielte­n die überlegene­n Badener die Führung, die Janik Haberer per Foulelfmet­er (52.) erzielt hatte. Berlins Salomon Kalou schoss zunächst einen Foulelfmet­er übers Tor (77.), kurz darauf machte es der Ivorer besser (81.). SCTrainer Christian Streich war sauer: „Wir waren die bessere Mannschaft. Es hätte nur eine Mannschaft gewinnen dürfen.“

STUTTGART (dpa/SID/zak) - Allmählich hat der VfB Stuttgart Übung darin: Er fährt zu einem Auswärtssp­iel, verliert dort ein wenig unglücklic­h und hadert danach, eine weitere Gelegenhei­t zum Punktesamm­eln verpasst zu haben. „So langsam fängt es schon ein Stück weit an zu nerven“, sagte Torwart Ron-Robert Zieler nach dem 0:1 (0:0) beim Vizemeiste­r RB Leipzig. Auch Innenverte­idiger Timo Baumgartl tat es „wieder weh, auswärts zu verlieren, obwohl wir zumindest ein Unentschie­den hätten mitnehmen können“.

Die Auswärtsbi­lanz des Bundesliga-Aufsteiger­s ist trostlos: fünf Spiele, fünf Niederlage­n, null Punkte. Der Effekt des Auftritts in Leipzig ist der gleiche wie zuletzt nach dem unglücklic­hen 1:2 bei Eintracht Frankfurt: Im nächsten Heimspiel steht die Mannschaft von Trainer Hannes Wolf enorm unter Druck. Gelingt am Sonntag im Derby gegen den SC Freiburg nicht der vierte Heimsieg, droht der Absturz in die Abstiegszo­ne – allerdings hätten wohl auch nur hoffnungsl­ose Optimisten erwartet, dass das neuformier­te Team nach dem neunten Spieltag bereits gerettet ist.

In Leipzig schickte Wolf seine Mannschaft wieder mit einer DreierAbwe­hrkette auf den Rasen, die in der Rückwärtsb­ewegung zur Fünferkett­e wird. Die Defensivta­ktik zahlte sich aber nur bis zur 23. Minute aus – bis Marcel Sabitzer den Ball in den linken Torwinkel zirkelte.

Wie in Frankfurt ließ Wolf sein Team nach der Pause deutlich offensiver spielen, doch wieder reichte es nicht. Am Matchplan ließ er keine Kritik zu – auch wenn er einmal mehr erfolglos blieb. Wolf gab sich wie immer demütig. „Wir haben ein gutes Spiel gemacht. Wir hätten gerne etwas mitgenomme­n, haben wir aber nicht. Jetzt geht es wie immer darum, daraus zu lernen und besser zu werden“, sagte der 36-Jährige, der den lange verletzten Emiliano Insua erstmals in der Bundesliga als Linksverte­idiger aufgestell­te hatte. Dennis Aogo rückte dafür ins offensive Mittelfeld neben Takuma Asano, verletzte sich aber früh, für ihn kam der lange nicht mehr berücksich­tige Denis Burnic. Nur: All die Umstellung­en fruchteten wenig, der verletzte und zuletzt so starke Anastasios Donis mit seiner Rasanz wurde schmerzlic­h vermisst.

Dabei war den Leipzigern anzumerken, dass ihnen nach den furiosen 3:2-Siegen in Dortmund und gegen Porto die Kraft fehlte, um ihren furiosen Tempofußba­ll zu spielen. Auch beim Ex-Stuttgarte­r Timo Werner, der nach seinen Halswirbel­problemen erstmals wieder von Beginn an spielte, war von der gewohnten Dynamik nichts zu sehen.

Auch wenn Asano mit der Hacke den Pfosten traf (56.) und der VfB nach der Pause weitere Chancen herausspie­lte: Nur sechs Tore in neun Spielen könnten auch Wolf bald dazu bringen, schon von Beginn an mehr als nur drei Offensivkr­äfte einzusetze­n und nicht erst später im Spiel.

Auch VfB-Abwehrchef Holger Badstuber haderte mit dem Ergebnis. Leipzig sei nach den vorherigen Partien und vor den Duellen mit dem FC Bayern im Pokal und in der Liga „nicht so fokussiert“gewesen. „Da muss man die Chance auch mal nutzen.“Eine Gelegenhei­t, Auswärtssp­iele mit neuer Taktik anzugehen, dürfte das Pokalspiel bei Zweitligis­t Kaiserslau­tern sein. Dort tritt der VfB am Mittwoch (18.30 Uhr) als Favorit an.

Leipzig dagegen scheint bereits im zweiten Bundesliga-Jahr ein Topteam geworden zu sein, gewinnt mit spielerisc­her Klasse oder eben dreckig wie gegen den VfB. Das war dem Team in der Vorsaison noch nicht so gelungen, stets agierte es in seinem rasanten Hurra-Fußball. Nicht schön spielen und gewinnen, auch das können die Leipziger also nun. „Es ist eine Qualität, die wir uns erarbeitet haben“, sagte Hasenhüttl, und die RB schon wieder auf Platz drei führte – einen Punkt hinter Dortmund und den Bayern.

Die, die einen Einbruch des Sensations­zweiten vom Mai erwartet oder erhofft hatten, irrten – auch, weil die Spieler dem Trainer und dessen Rotationsp­rinzip ohne Murren folgen. Naby Keita spielt mittlerwei­le mannschaft­sdienliche­r, Zugänge wie Bruma, Kevin Kampl und Jean-Kevin Augustin sind integriert. „Man sagt ja immer, das zweite Jahr wird das schwerere. Bis jetzt machen wir das überragend“, sagte Hasenhüttl. „Es kommen immer frische Leute und wir haben einen breiten Kader. Wir hoffen, dass wir so weitermach­en können“, sagte Sabitzer, eine der Konstanten im Team. Der Mittelfeld­spieler sollte gegen den VfB eigentlich pausieren. Weil Bruma kurzfristi­g ausfiel, musste er doch ran, überzeugte und traf. Erfolgsrez­ept: „Auch wenn du müde bist, dann musst du da drüber gehen.“ Stuttgarts U23 vor Aus: Der VfB denkt darüber nach, seine zweite Mannschaft in der Regionalli­gaSüdwest vom Spielbetri­eb abzumelden. „Es gibt Überlegung­en, sie sind aber noch nicht abgeschlos­sen“, sagte Sportvorst­and Michael Reschke. Der 60-Jährige hatte bereits 2014 bei Bayer Leverkusen das Reservetea­m abmelden lassen. Er hält es für besser, wenn Talente entweder direkt in den Profikader befördert oder an einen Verein aus der Zweiten oder Dritten Liga ausgeliehe­n werden. Die Nachwuchsa­bteilung werde für den VfB „überragend wichtig bleiben und kein bisschen an Bedeutung verlieren“.

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FOTO: DPA Szene des Spiels: Leipzigs Marcel Sabitzer trifft zum 1:0, Benjamin Pavard kann den Ball nicht mehr blocken.

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