Gränzbote

Wer kann mit wem in Jamaika?

- Von Teresa Dapp und Ruppert Mayr, Berlin

Wenn ganz unterschie­dliche Parteien zusammenfi­nden wollen, braucht es Menschen, bei denen die Chemie stimmt. In der Regel sind sie es, die Lösungen finden, wenn es hakt. Wie sieht das bei den Jamaikaner­n aus? Mehr als 50 Politiker mischen mit bei den Gesprächen über eine Jamaika-Koalition von Union, FDP und Grünen. Über die nächsten Wochen werden sie in unterschie­dlicher Zusammense­tzung viel Zeit miteinande­r verbringen. Manche kennen sich schon ewig und verstehen sich prima – auch über Parteigren­zen hinweg. Solche Brückenbau­er sind wichtig gerade für schwierige Gespräche und sind oft in der Lage, wenn es hakt, die Knoten zu lösen. Ein Einblick ins Beziehungs­geflecht:

Angela Merkel (CDU) und Katrin Göring-Eckardt (Grüne): Die Kanzlerin und die Fraktionsc­hefin sind zwar nicht per Du, schätzen sich aber schon länger. Wenn Merkel die Grünen-Spitze erreichen will, ruft sie am ehesten bei „KGE“an. Die beiden verbindet ihre ostdeutsch­e, protestant­ische Herkunft.

Christian Lindner (FDP) und Cem Özdemir (Grüne): Die beiden Parteichef­s duzen sich, treffen sich gelegentli­ch und wirken auch sonst öfter mal wie gute Kumpel. Bei einem gemeinsame­n Auftritt bei einer Veranstalt­ung des Industriev­erbandes BDI wurde nicht nur Lindners Nähe zur Wirtschaft deutlich, sondern auch die Özdemirs. Er gilt bei den Grünen als besonders interessie­rt an Wirtschaft­sthemen.

Daniel Günther (CDU), Wolfgang Kubicki (FDP) und Robert Habeck (Grüne): Die drei Nordlichte­r haben in Schleswig-Holstein schon mal erfolgreic­h Jamaika ausgehande­lt und kennen die Fallstrick­e. Sie betonen aber auch, dass die Lage im Bund viel komplizier­ter ist.

Horst Seehofer (CSU) und Winfried Kretschman­n (Grüne): „Mit Kretschman­n könnte ich schon morgen ein Bündnis für ganz Deutschlan­d machen“, sagte der bayerische Ministerpr­äsident im Wahlkampf über den baden-württember­gischen Amtskolleg­en. Gut denkbar, dass die beiden unter vier Augen weiterkomm­en, wenn die Gespräche mal feststecke­n.

Pizza- und Pasta-Connection: Schwarze und Grüne haben schon vor Jahren Gesprächsk­anäle etabliert. Bei der „Pizza Connection“der 1990erJahr­e waren unter anderem Peter Altmaier, Hermann Gröhe, Armin Laschet, Julia Klöckner (alle CDU), Özdemir und Göring-Eckardt dabei – sie alle sondieren nun mit. Eine Neuauflage, auch Pasta-Connection genannt, rief unter anderen CDU-Präsidiums­mitglied Jens Spahn ins Leben.

Alexander Dobrindt (CSU) und Anton Hofreiter (Grüne): Der bisherige Verkehrsmi­nister nannte Hofreiter zwar kürzlich erst einen „rhetorisch­en Neandertal­er“, aber die beiden Bayern sind per Du und verstehen sich gar nicht so schlecht, wenn keine Kameras auf sie gerichtet sind.

Lindner und Gröhe: Beide kommen aus dem Rheinland, Noch-Gesundheit­sminister Gröhe aus Neuss und Lindner überm Rhein aus Düsseldorf. Die beiden können seit Längerem ganz gut miteinande­r. Dies hielt auch an, als Lindner nach seinem Rücktritt als Generalsek­retär bei der alten FDP-Spitze in Ungnade fiel. (dpa)

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