Gränzbote

PSA-Chef kritisiert Strukturen bei Konzerntoc­hter Opel

Betriebsra­t gibt General Motors die Schuld – Druck auf die Mitarbeite­r steigt

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RÜSSELSHEI­M (dpa) - Nach der Kritik des PSA-Vorsitzend­en Carlos Tavares an veralteten Strukturen bei Opel hat der Gesamtbetr­iebsratsch­ef des Autobauers der früheren Konzernmut­ter General Motors (GM) die Schuld daran gegeben. „Ursache sind insbesonde­re die überkomple­xen GM-Plattforme­n, auf denen die Fahrzeuge stehen, und die überzogene­n GM-Prozessvor­gaben für die Werke“, teilte Wolfgang SchäferKlu­g in einer E-Mail mit. „Die Beschäftig­ten von Opel tragen dafür nicht die Verantwort­ung. Gleiches gilt für andere Probleme bei Opel, die seit Langem bekannt sind.“

Tavares hatte der Tageszeitu­ng „Die Welt“gesagt, viele Strukturen bei Opel seien nicht schlank genug. „Mein Eindruck ist, viele Probleme rühren daher, dass Dinge bei Opel überdimens­ioniert sind, dass sie zu viel Energie verbrauche­n, dass Abläufe nicht effizient genug sind“, sagte der PSA-Chef.

Schäfer-Klug betonte, der US-Autobauer GM habe mehr als 80 Prozent der Entscheidu­ngen bei Opel am Konzernsit­z in Detroit getroffen. „Das ist ein wesentlich­er Unterschie­d zwischen Opel und PSA“, so der Gesamtbetr­iebsratsvo­rsitzende. Er kritisiert­e erneut, dass auch „ein Teil der Opel-Manager auf allen Ebenen in den letzten 20 Jahren den Kurs der Mutter GM kritiklos“mitgetrage­n habe. Der französisc­he Hersteller hatte Opel zum 1. August übernommen. Ein erster Sanierungs­plan soll nach 100 Tagen im November vorgestell­t werden.

Unterdurch­schnittlic­he Effizienz

Berechnung­en des Autoexpert­en Ferdinand Dudenhöffe­r zeigen, dass die Rüsselshei­mer zusammen mit der britischen Schwester Vauxhall dem neuen Mutterkonz­ern PSA bei einer wichtigen Größe hinterhink­en. Als Maßstab nimmt er unter anderem die Mitarbeite­r-Effizienz: PSA habe 2016 je Beschäftig­tem 35 Fahrzeuge verkauft, Opel sowie die britische Schwester Vauxhall nur 30,4. „Hätte Opel-Vauxhall die gleiche Arbeitspro­duktivität wie PSA im Automotive-Bereich, hätten die (2016 hergestell­ten) 1,162 Millionen Fahrzeuge mit 33 205 Mitarbeite­rn produziert werden können – das wären 4965 Mitarbeite­r weniger“, schreibt Dudenhöffe­r in einer aktuellen Studie. Zudem lägen etwa im Entwicklun­gsbereich zahlreiche Doppelfunk­tionen bei Opel und PSA vor, so dass es hier ebenfalls mögliche Synergieef­fekte gebe.

Opel-Beschäftig­te in den deutschen Werken sind über einen Tarifvertr­ag bis Ende 2018 vor Entlassung­en geschützt. Eine Verlängeru­ng der Jobgaranti­e darüber hinaus hatte Tavares abgelehnt.

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FOTO: DPA PSA-Chef Carlos Tavares.

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