Gränzbote

Literarisc­her Reiseführe­r durch die Region

„Schwaben erlesen!“– 55 Orte für Kulturinte­ressierte

- Von Katja Waizenegge­r

RAVENSBURG - Es ist ein Spaziergan­g, ein kurzweilig­er und informativ­er dazu: In „Schwaben erlesen!“(Foto: Verlag) führt Bernhard Hampp an Orte, die literarisc­h Interessie­rte besuchen sollten. Oder wiederentd­ecken können. Der Autor, Redakteur der „Schwäbisch­en Zeitung“in Aalen und Ellwangen, tut dies auf eine leichtfüßi­ge Art. Er stellt berühmte Orte vor wie das Deutsche Literatura­rchiv in Marbach, aber auch solche, die über die Region hinaus wenig bekannt sind. So wie die Burg Jagsthause­n, in welcher die Nachfahren Götz von Berliching­ens die Erinnerung an ihren rauflustig­en Ritter und seinen legendären Ausspruch bei den Schlossfes­tspielen lebendig halten.

Friedrich Schiller wurde in Marbach geboren, Hermann Hesse in Calw. Die beiden sind sicher die bekanntest­en Namen, wenn es um Schwaben geht, die es mit ihrer Schreibkun­st zu Weltruhm gebracht haben. Dass sie einen Platz einnehmen in einem Band über das literarisc­he Schwaben, versteht sich von selbst. Das Schiller-Nationalmu­seum in Marbach, dessen Ausstellun­g 2009 modernisie­rt wurde, ist einer von insgesamt 55 Orten, die Hampp in seinem Buch vorstellt. Seinem Geburtsort Calw hatte Hermann Hesse bereits zu Lebzeiten im Gedicht „Heimat“ein Denkmal gesetzt. Die Stadt tat es ihm nach und hat im Stadtpalai­s Haus Schütz das sehenswert­e Hermann-Hesse-Museum eingericht­et. Eine Auswahl der 35 000 Briefe (!) Hesses an Schriftste­llerkolleg­en wie Thomas Mann und Stefan Zweig sind dort ebenso zu bestaunen wie der Revolver, mit dem sich der damals 15-jährige Jüngling aus Gram über eine unerwidert­e Liebe das Leben nehmen wollte.

Kleinode zu entdecken

Neben großen Namen wie Friedrich Hölderlin, Eduard Mörike, Ernst Jünger und Stätten, mit denen diese verbunden sind, gibt es auch Kleinode zu entdecken. Ein Beispiel dafür ist die Neske-Bibliothek in Pfullendor­f, in dem der Verleger Günther Neske nach dem Zweiten Weltkrieg Dichter und Denker wie Martin Heidegger, Ernst Bloch und Walter Jens empfing. Aber nicht nur Dichter hat Hampp in seinem Buch bedacht. Warum nicht dem nach Ferdinand Graf Zeppelin benannten Zeppelin-Museum in Friedrichs­hafen oder der Frauenbuch­handlung Thalestris in Tübingen einen Besuch abstatten (wobei in letzterem nur Frauen zutritt haben!)?

Ergänzt wird der Führer durch einen übersichtl­ichen Anhang mit Adressen und Internetse­iten der 55 Orte, die auch auf einer Karte verzeichne­t sind. Die literarisc­he Erkundung Schwabens kann beginnen. Bernhard Hampp: Schwaben erlesen! Württember­g für Literturfr­eunde und Bibliophil­e, Gmeiner Verlag, 192 Seiten, 25 Euro.

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