Gränzbote

Nur nach dem Start darf Vettel hoffen

Der Ferrari-Pilot wird in Austin Zweiter – Sieger Hamilton hat jetzt allerbeste WM-Karten

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AUSTIN (dpa/SID) - Lewis Hamilton hat Sebastian Vettels minimale Hoffnung auf ein Titelwunde­r erstickt und kann seine vierte WM-Fiesta in Mexiko planen. Zwar verhindert­e der deutsche Ferrari-Fahrer am Sonntag mit seinem zweiten Platz beim USAGrand-Prix in Austin noch einmal die endgültige WM-Entscheidu­ng – doch schon ein fünfter Rang genügt Hamilton in einer Woche zu seinem vierten Formel-1-Triumph.

Der Mercedes-Pilot holte sich in brillanter Manier seinen fünften Sieg im sechsten Rennen auf dem Circuit of the Americas, nachdem er den zunächst führenden Vettel schnell wieder eingefange­n und danach abgehängt hatte. Für den Briten war es der 62. Grand-Prix-Erfolg seiner Karriere, in der Gesamtwert­ung liegt er nun – drei Rennen vor Saisonschl­uss – satte 66 Punkte vor dem Hessen. Vettels Teamkolleg­e Kimi Räikkönen wurde nachträgli­ch Dritter. Der vor ihm ins Ziel gekommene Max Verstappen im Red Bull wurde unmittelba­r nach dem Rennen mit einer Fünf-Sekunden-Strafe belegt. Mercedes war das egal, man hatte in Texas nämlich schon Grund zum WM-Jubel: Die Stuttgarte­r machten den vierten Titel nacheinand­er in der Konstrukte­urwertung perfekt.

Für Nico Hülkenberg und Pascal Wehrlein verlief das viertletzt­e Rennen 2017 deprimiere­nd. Hülkenberg steuerte seinen Renault bereits nach der dritten Runde wegen Problemen mit dem Öldruck an die Box. Nach einem Unfall schied Wehrlein im Sauber schon nach sieben Umläufen aus.

Die prickelnde PS-Show begann schon weit vor dem Start. Hamilton nahm den zurückgetr­etenen Supersprin­ter Usain Bolt in einem giftgrünen Sportwagen mit auf eine Spritztour und drehte mit ihm als Beifahrer rauchende Kringel in den Asphalt. „Das war irre, hat aber Spaß gemacht“, sagte der sichtlich beeindruck­te Bolt zu der rasanten Ausfahrt mit dem Briten. In einer verlängert­en Zeremonie präsentier­te Box-Ringsprech­er Michael Buffer die 20 über einen roten Teppich einlaufend­en Fahrer, Bolt schickte dann das Feld auf die Einführung­srunde. „Wir schauen, dass wir einen guten Start haben und dann geht die Post ab“, kündigte Vettel entschloss­en an. Und so war es auch!

Vettel zog von Startplatz zwei wie auf Schienen gezogen noch vor der ersten Kurve an Hamilton vorbei. Der Brite konnte trotz seiner 72. Pole Position auf diesen ersten knapp 364 Metern nicht kontern. „Bravo“, entfuhr es dem heftig in der Kritik stehenden Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene in der Garage. Hamilton aber blieb ganz dicht an Vettel dran. In der sechsten Runde hatte der Engländer schließlic­h zum Deutschen aufgeschlo­ssen, holte sich die Führung zurück – und blieb vorne.

Hamilton setzte seine imposante Vorstellun­g in Austin damit fort. In allen drei Trainings sowie der Qualifikat­ion war er nicht zu schlagen gewesen. Damit übrigens, dass er schon in den USA Weltmeiste­r werden würde, hatte er ohnehin nicht gerechnet. „Sebastian ist voll dabei, und wenn er keinen dummen Fehler macht – den er nicht machen wird, weil er ein viermalige­r Weltmeiste­r ist – wird der Kampf weitergehe­n“, hatte er vor dem Rennen gesagt. Mit jetzt noch günstigere­n Vorzeichen für ihn allerdings. Laut Mercedes-Motorsport­chef Toto Wolff bietet der Williams-Rennstall für Pascal Wehrlein (Worndorf) die wohl „letzte Möglichkei­t“, für die Saison 2018 noch ein Formel-1-Cockpit zu ergattern. Allerdings sei die Konkurrenz für den Mercedes-Werksfahre­r groß. „Ihr wisst alle, dass dort verschiede­ne Piloten in Erwägung gezogen werden“, sagte Wolff in Austin. Neben den diesjährig­en Fahrern Felipe Massa und Lance Stroll machen sich auch der ehemalige Formel-1-Pilot Robert Kubica und Testfahrer Paul di Resta Hoffnungen auf ein Williams-Cockpit. Das Team bezieht seine Motoren von Mercedes. Der Verhandlun­gsspielrau­m sei allerdings erschöpft. Er könne jetzt „nicht mehr tun“, sagte Wolff: „Es kommt der Punkt, an dem ein Fahrer auf eigenen Beinen stehen muss.“Am Sonntag schied der 23-jährige Wehrlein im Sauber nach einer von Kevin Magnussen (Haas) verschulde­ten Kollision in der siebten Runde aus.

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FOTO: AFP Auf ein schnelles Foto: Lewis Hamilton (re.), am Sonntag Gewinner des Großen Preises der USA in Austin, hat Usain Bolt sein Sportgerät erklärt.

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