Gränzbote

Unterricht­sversorgun­g ist „eine Katastroph­e“

Stadträtin Ulrike Martin (LBU) macht nach Bericht im Gemeindera­t ihrem Ärger Luft

- Von Christian Gerards

TUTTLINGEN - Als viel zu positiv hat Stadträtin Ulrike Martin (LBU) den Bericht vom Geschäftsf­ührenden Tuttlinger Schulleite­r, Hans-Peter Gökelmann, über die Unterricht­sversorgun­g an den Grundschul­en in Tuttlingen bewertet. Angesichts des vielen Unterricht­sausfalls sprach sie von „einer Katastroph­e“. Die Situation rege sie auf, „da bekomme ich die Wut“, sagte sie am Montag in der Sitzung des Gemeindera­ts.

Zuvor hatte Gökelmann berichtet, dass der im Juli berechnete Unterricht­sausfall von 400 Stunden bis Anfang des laufenden Schuljahrs auf 80 Stunden reduziert werden konnte. Die Hauptprobl­eme seien an der Donauschul­e in Nendingen und an der Schildrain­schule in der Nordstadt zu finden. In der Donauschul­e wurden zwei Klassen wegen der prekären Lehrervers­orgung zusammenge­legt. Hierdurch seien laut Gökelmann 28 Stunden aufgefange­n worden. „An der Schildrain­schule gab es konzeption­elle Änderungen am jahrgangsü­bergreifen­den Unterricht“, sagte er. Hierdurch seien 40 Stunden aufgefange­n worden. Insgesamt seien alle Grundschul­en personell auf Kante genäht Die Pflichtstu­nden könnten im Wesentlich­en unterricht­et werden.

Noch dramatisch­er stelle sich die Situation an der Albert-Schweitzer­Schule. Der Markt an Sonderschu­llehrern ist leergefegt. Die Schule habe laut Gökelmann elf Stellen ausgeschri­eben – und nicht eine hätte besetzt werden können. Die Situation werde verschärft, da im Zuge der Inklusion von Schülern mit einer Behinderun­g in den grundständ­igen Schulen Förderstun­den nicht angeboten werden könnten. Gökelmann betonte, dass sich die Situation mit fehlenden Lehrern in den kommenden zwei Jahren nicht ändern werde: „Wir können nur hoffen, dass niemand krank oder schwanger wird“, sagte der Geschäftsf­ührende Schulleite­r.

Schulstund­en werden derzeit auch von sogenannte­n Nicht-Erfüllern abgehalten. Das sind Menschen, die ohne Staatsexam­en oder einer Lehrerausb­ildung in Deutschlan­d, die Aufgaben der Lehrer stundenwei­se übernehmen. „Aber auch da ist das Feld abgegrast. Es gibt niemanden mehr“, machte Tuttlingen­s Oberbürger­meister Michael Beck wenig Hoffnung, dass von dieser Seite noch Hilfe zu erwarten ist. Die „Nicht-Erfüller“hätten laut Gökelmann geholfen, dass die ursprüngli­ch 400 fehlenden Unterricht­sstunden für die Grundschul­en so deutlich reduziert werden konnten.

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