Unterrichtsversorgung ist „eine Katastrophe“
Stadträtin Ulrike Martin (LBU) macht nach Bericht im Gemeinderat ihrem Ärger Luft
TUTTLINGEN - Als viel zu positiv hat Stadträtin Ulrike Martin (LBU) den Bericht vom Geschäftsführenden Tuttlinger Schulleiter, Hans-Peter Gökelmann, über die Unterrichtsversorgung an den Grundschulen in Tuttlingen bewertet. Angesichts des vielen Unterrichtsausfalls sprach sie von „einer Katastrophe“. Die Situation rege sie auf, „da bekomme ich die Wut“, sagte sie am Montag in der Sitzung des Gemeinderats.
Zuvor hatte Gökelmann berichtet, dass der im Juli berechnete Unterrichtsausfall von 400 Stunden bis Anfang des laufenden Schuljahrs auf 80 Stunden reduziert werden konnte. Die Hauptprobleme seien an der Donauschule in Nendingen und an der Schildrainschule in der Nordstadt zu finden. In der Donauschule wurden zwei Klassen wegen der prekären Lehrerversorgung zusammengelegt. Hierdurch seien laut Gökelmann 28 Stunden aufgefangen worden. „An der Schildrainschule gab es konzeptionelle Änderungen am jahrgangsübergreifenden Unterricht“, sagte er. Hierdurch seien 40 Stunden aufgefangen worden. Insgesamt seien alle Grundschulen personell auf Kante genäht Die Pflichtstunden könnten im Wesentlichen unterrichtet werden.
Noch dramatischer stelle sich die Situation an der Albert-SchweitzerSchule. Der Markt an Sonderschullehrern ist leergefegt. Die Schule habe laut Gökelmann elf Stellen ausgeschrieben – und nicht eine hätte besetzt werden können. Die Situation werde verschärft, da im Zuge der Inklusion von Schülern mit einer Behinderung in den grundständigen Schulen Förderstunden nicht angeboten werden könnten. Gökelmann betonte, dass sich die Situation mit fehlenden Lehrern in den kommenden zwei Jahren nicht ändern werde: „Wir können nur hoffen, dass niemand krank oder schwanger wird“, sagte der Geschäftsführende Schulleiter.
Schulstunden werden derzeit auch von sogenannten Nicht-Erfüllern abgehalten. Das sind Menschen, die ohne Staatsexamen oder einer Lehrerausbildung in Deutschland, die Aufgaben der Lehrer stundenweise übernehmen. „Aber auch da ist das Feld abgegrast. Es gibt niemanden mehr“, machte Tuttlingens Oberbürgermeister Michael Beck wenig Hoffnung, dass von dieser Seite noch Hilfe zu erwarten ist. Die „Nicht-Erfüller“hätten laut Gökelmann geholfen, dass die ursprünglich 400 fehlenden Unterrichtsstunden für die Grundschulen so deutlich reduziert werden konnten.