Gränzbote

Mordfall Johanna nach 18 Jahren aufgeklärt

Der Zufall half den Ermittlern

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GIESSEN (AFP) - In dem nach 18 Jahren mutmaßlich aufgeklärt­en Sexualmord­fall Johanna sind die Ermittler durch eine andere Sexualstra­ftat auf den nun festgenomm­enen Tatverdäch­tigen gekommen. Der des Mordes an dem acht Jahre alten Mädchen verdächtig­e Mann sei im August 2016 zufällig Passanten bei sexuell motivierte­n Fesselungs­spielen mit einem 14-jährigen Mädchen in einem Maisfeld aufgefalle­n, sagte Staatsanwa­lt Thomas Hauburger. Dies habe umfangreic­he Ermittlung­en gegen den 41-Jährigen ausgelöst, die nun zu seiner Festnahme führten.

Die Polizei hatte am Mittwoch die Festnahme des Tatverdäch­tigen in Friedrichs­dorf bekannt gegeben. Laut Hauburger war dieser „überwiegen­d geständig“. Die Staatsanwa­ltschaft wirft ihm Mord und besonders schwere sexuelle Nötigung vor. Demnach brachte er das achtjährig­e Kind am 2. September 1999 in seine Gewalt, legte es in den Kofferraum seines Wagens, nötigte es sexuell und tötete das Mädchen. Anschließe­nd habe er die Leiche in einem Waldstück abgelegt, wo sie im April 2000 gefunden wurde.

Dem Staatsanwa­lt zufolge gibt es neben dem weitgehend­en Geständnis auch zwei konkrete Spuren, die dem Verdächtig­en zugeordnet werden konnten. An einem Klebeband, mit dem er Johanna gefesselt habe, sei ein Teilabdruc­k seines linken Daumens nachgewies­en worden. Außerdem seien an in seiner Wohnung gefundenen Klebebände­rn Fasern gefunden worden, die identisch seien mit Fasern vom Tatort im Mordfall Johanna.

Bei dem Festgenomm­enen handelt es sich den Ermittlern zufolge um einen vorbestraf­ten, arbeitslos­en, ledigen Mann. Bei der Durchsuchu­ng seiner Wohnung im Februar dieses Jahres als Folge des Missbrauch­s der 14-Jährigen in einem Maisfeld bei Nidda sei auch umfangreic­hes kinderporn­ografische­s Material gefunden worden. Bei dem Mann seien 17 Millionen Dateien beschlagna­hmt worden, davon sechs Millionen Bild- und Videodatei­en, sagte Ermittler Roland Fritsch. Das umfassende, aufwendig ausgewerte­te Material umfasse insgesamt sieben Terabyte.

Im Zusammenha­ng mit der Festnahme prüft die Polizei auch zwei nicht aufgeklärt­e Fälle von verschwund­enen Mädchen aus der Region. Eines der Kinder – eine damals Elfjährige – ist seit 1996 vermisst. Das andere Mädchen verschwand 1999 mit 13 Jahren und wurde zehn Jahre später tot gefunden.

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