Gränzbote

Experten warnen vor Bitcoins als Anlage

Digitalwäh­rung knackt 6000-Dollar-Marke – Als Geldanlage eignet sie sich aber nur bedingt

- Von Peter Neitzsch

KÖLN (dpa/sz) - In nur einem Jahr haben Bitcoins ihren Wert fast verzehnfac­ht. Doch genauso rasant wie die Kurse steigen, können sie auch wieder fallen. Aber was sind Bitcoins überhaupt?

Eine digitale Währung, heißt es oft. Doch da fangen die Probleme schon an: „Währung trifft es nicht genau, denn hinter einer Währung steckt immer ein Staat oder eine Zentralban­k“, sagt der Kölner Vermögensv­erwalter Uwe Zimmer. Der Bitcoin wurde dagegen erfunden, um bargeldlos im Internet zu bezahlen. Das Guthaben liegt also nicht auf einer Bank, sondern auf dem Rechner zu Hause oder im Netz.

„Bitcoins kann man nicht anfassen, denn es gibt sie nur virtuell“, sagt Yann Stoffel, Projektlei­ter bei der Stiftung Warentest in Berlin. Anders als bei Gold etwa entstehen also keine Kosten für Lagerung oder Transport.

Mittlerwei­le gibt es rund 900 solcher Kryptowähr­ungen – wie Ether, Litecoin oder Ripple. Sie alle funktionie­ren nach demselben Prinzip, weiß Kapitalmar­ktexperte Zimmer: „Es gibt immer eine begrenzte Stückzahl.“Das bedeutet, bei steigender Nachfrage steigt auch der Preis der Währung. Die begrenzte Verfügbark­eit macht den Bitcoin und seine Nachahmer zum begehrten Objekt für Spekulatio­nen.

Schwankend­e Kurse

„Um Bitcoin gibt es einen Hype“, räumt Zimmer ein. Kostete ein Bitcoin Anfang 2016 noch rund 370 Dollar, so schnellte der Kurs am 20. Oktober dieses Jahres auf über 6000 Dollar. Zwischenze­itlich verlor er allerdings wieder gut 400 Dollar an Wert. „Deshalb funktionie­rt der Bitcoin auch als Zahlungsmi­ttel für den Alltag nicht, weil niemand weiß, wie viel er morgen wert ist.“So könne man zwar schon heute bei etlichen Anbietern mit Bitcoins zahlen, aber die Ware wäre dann im Schnitt sehr viel teurer – egal ob es sich nun um das Tesla-Elektroaut­o oder einen Pizzaliefe­rservice handelt.

„Für den normalen Alltagsgeb­rauch lohnen sich Bitcoins kaum“, bestätigt Stoffel. Es gebe einfach zu wenig Gelegenhei­ten, regelmäßig damit zu bezahlen. Auch als Geldanlage taugt die virtuelle Währung aus Sicht des Verbrauche­rschützers nichts. „Bitcoins sind kein Ersatz für Gold, wie manchmal behauptet wird.“Dafür seien die Kurse viel zu wechselhaf­t. Immer wieder habe es Kurseinbrü­che von 20 oder gar 50 Prozent gegeben.

Für wen macht der Kauf von Bitcoins dann überhaupt Sinn? Christian Funke, Vorstand der Frankfurte­r Vermögensv­erwaltung Source For Alpha, nennt zwei Gründe: „Der Erwerb von Bitcoins ist sinnvoll, wenn man die Währung für den Zahlungsve­rkehr ohne Regierungs­kontrolle nutzen möchte.“Der zweite begründete Anlass, Bitcoins zu kaufen, sei eine Wette: „Der Käufer setzt auf eine Wertsteige­rung durch wachsende Popularitä­t und weiteren Zulauf in der Zukunft.“

Nur für Profi-Anleger

Für normale Anleger sei so ein Investment eher nichts, so Funke. Dafür müsse man sich intensiv mit dem Thema Kryptowähr­ungen auseinande­rsetzen – mit den Chancen und den Risiken. Das größte ist aus Sicht des Vermögensv­erwalters ein Verbot durch Regierunge­n. Als Beispiel nennt er die aktuelle Diskussion um eine stärkere Regulierun­g in China. „Die größte Chance ist eine deutliche Wertsteige­rung, wenn sich der Bitcoin wirklich als globales, digitales Zahlungsmi­ttel durchsetze­n sollte.“

Wer Geld in Bitcoins anlegt, spekuliert, sagt auch Zimmer. So schnell wie die Kurse hochgehen, können sie auch wieder fallen. Doch der Vermögensb­erater sagt auch: „Ich glaube, dass mit Kryptowähr­ungen eine ganz neue Anlageklas­se entstanden ist.“Nur werden von den vielen virtuellen Währungen, die derzeit entstehen, nach seiner Einschätzu­ng nur wenige überleben. Ein Investment sei deshalb in jedem Fall hochriskan­t.

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FOTO: DPA Der Bitcoin hat eine steile Karriere hingelegt – innerhalb kurzer Zeit vervielfac­hte sich sein Wert.

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