Gränzbote

Informatio­nen im Eierskanda­l blockiert

Deutschlan­d und die Niederland­e halten Zahlen unter Verschluss

- Von Ansgar Haase

BRÜSSEL (dpa) - Deutschlan­d und die Niederland­e blockieren die Veröffentl­ichung von Informatio­nen zum Skandal um mit Insektengi­ft belastete Eier. Die EU-Kommission verweigert­e jetzt offiziell eine Herausgabe der Meldungen und Zahlen, die im Sommer von den Mitgliedsl­ändern in das gemeinsame Schnellwar­nsystem RASFF eingegeben worden waren. Die Brüsseler Behörde begründete die Abweichung vom grundsätzl­ichen Recht der EUBürger auf Dokumenten­einsicht damit, Deutschlan­d und die Niederland­e hätten die Freigabe abgelehnt. Die beiden Länder waren besonders stark von dem Skandal betroffen.

Der Skandal um die Fipronilfu­nde hatte im Sommer wochenlang Aufregung in der EU ausgelöst. Für Verbrauche­r soll von verunreini­gten Produkten zwar keine akute Gesundheit­sgefahr ausgegange­n sein, vorsorglic­h wurden aber bislang unbekannte Mengen Eier und Eierproduk­te vom Markt genommen und vernichtet. Um welche Mengen es sich genau handelte, könnte vermutlich anhand der Meldungen im Schnellwar­nsystem errechnet werden. Ebenso wären zum Beispiel Rückschlüs­se möglich, wie schnell auf Warnmeldun­gen reagiert wurde. Insgesamt sollen mit Fipronil belastete Eier und Eierproduk­te in mehr als 50 Länder geliefert worden sein. Noch heute gehen wöchentlic­h etliche – für die Öffentlich­keit nicht einsehbare Meldungen – in das Schnellwar­nsystem ein.

Offiziell begründete­n die deutschen Behörden die Informatio­nssperre mit dem Schutz des Systems. Wenn Nutzer eine Veröffentl­ichung ihrer Meldungen befürchten müssten, werde es zu „Verzögerun­gen bei der Kommunikat­ion“kommen, heißt es in der Stellungna­hme an die EUKommissi­on. Die niederländ­ischen Behörden geben hingegen ermittlung­staktische Gründe für ihre Ablehnung an. Eine Veröffentl­ichung der Informatio­nen könnte demnach die Ermittlung­en zu dem Skandal „irreversib­el schädigen“.

Nach den bisherigen Ermittlung­en gelangte das Insektengi­ft Fipronil in die Eier, weil es unerlaubte­rweise zur Reinigung von Ställen eingesetzt wurde. Ziel war offensicht­lich, kostengüns­tig und effizient die Rote Vogelmilbe, umgangsspr­achlich auch Blutlaus genannt, zu bekämpfen. Das weitverbre­itete Spinnentie­r ernährt sich vom Blut verschiede­ner Vogelarten und gilt als einer der wirtschaft­lich bedeutends­ten Schädlinge in der Geflügelzu­cht.

Die SPD-Europaabge­ordnete Susanne Melior stellte sich hinter Forderunge­n nach mehr Transparen­z. „Wer Informatio­nen zurückhält, verspielt das Vertrauen der Verbrauche­r“, kommentier­te sie. Es sei unverständ­lich, warum eine schnelle und lückenlose Aufarbeitu­ng des Skandals blockiert werde.

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