„Situation wegen Baustelle sehr angespannt“
Zufahrt zu Geschäften an Hauptstraße ist frei – das wissen viele nicht
SPAICHINGEN (pm) - „In Spaichingen herrscht zur Zeit ein Ausnahmezustand“, so der Gewerbe- und Handelsverein (GHV) in einer Pressemitteilung. Der Verkehr durch die Innenstadt sei nahezu komplett beruhigt, da aufgrund der Hauptstraßen-Baustelle am Ortsende Richtung Balgheim der Verkehr großräumig um Spaichingen herum geleitet werde (wir berichteten). Dabei wären die meisten Fachgeschäfte doch erreichbar.
„Die Situation aufgrund der Baustelle ist in manchen Fachgeschäften sehr angespannt“, sagt Citymanagerin Simone Stoffel. Über die Sorgen der Geschäftsleute haben wir berichtet. Wer in Spaichingen einkaufen, Essen gehen oder Café trinken wolle, sei „herzlich willkommen und findet auch wieder einen Weg aus der Stadt hinaus.“
Die beiden Ausschussmitglieder des GHV Spaichingen und Inhaber von Fachgeschäften in der Innenstadt, Annette Reuther (Skribo Büroshop Reuther) und Klaus Teufel (Optik Teufel), beklagen, dass gerade Pendler den Umleitungsschildern folgen und nicht wissen, dass sie fast die meisten Geschäfte eigentlich erreichten.
Doch nicht nur die Pendler suchen manche Spaichinger Geschäfte nicht mehr auf, sondern auch Spaichinger selbst orientieren sich um, wenn sie etwa an der Dreifaltigkeitsbergstraße an der Ampel stehen müssen, weil scheinbar die Schaltung nicht auf eine abknickende Vorfahrt eingestellt werden kann.
Am meisten betroffen sind aber natürlich die Gewerbetreibenden, die direkt an der Baustelle zur neuen Primdole liegen. Eine konzertierte Aktion des Gewerbe- und Handelsvereins sei ausgeblieben, weil es insgesamt nicht so viele sind, und, weil sie keine Mitglieder seien, so Citymanagerin Simone Stoffel.
2019 wird das anders sein, denn dann kommt der nächste Bauabschnitt – zwischen Kreuzplatz und Vorgasse. Sie wolle dann eine Kampagne mit verschiedenen Aktionen organisieren, kündigt die Citymanagerin an.
Es gibt gute Konzepte
Nun ist dies schon die vierte Baustelle an der Hauptstraße mit Vollsperrung seit 2009, und dies macht den Geschäftsleuten ernsthaft Sorgen.
Eine Gegenstrategie steht und fällt aber mit der rechtzeitigen verbindlichen Information, wann es los geht. Denn Konzepte, wie Städte mit dem Problem „Baustelle vor der Tür“umgehen, gibt es viele, wie ein Blick ins Internet verrät. So hat die IHK Kassel-Marburg ein Merkblatt an ihre Klienten veröffentlicht, in dem sie Tipps gibt.
IHK rät: Positiv sehen
Wenn man den Termin rechtzeitig weiß, könne man sich mit der Urlaubsplanung oder auch mit der Planung einer eventuellen Geschäftssanierung auf den Termin einstellen, wird dort geraten. Wichtig sei auch, eventuelle Umsatzeinbußen vorab zu berechnen und gegebenenfalls rechtzeitig mit Verpächtern, Kreditgebern – oder auch der KfW – zu verhandeln. Auch die rechtzeitige Information der Kundschaft sei sehr wichtig. Insgesamt rät die IHK Kassel-Marburg, die Baustelle positiv zu sehen, denn es entstehe ja etwas Neues und Schönes.
Sie rät zu Aktionen wie Baustellenrabatten, Gewinnspielen, Werbung zur Erreichbarkeit, Liefer- oder Tütentragservice, Baustellenfeste oder gezielte Nutzung der Bauzäune als Werbefläche.
Auch direkt bei den Umleitungen Hinweisschilder anzubringen – wie jetzt an Sternen, Ochsenkreisel und Hausen-Kreisel geschehen – raten die Fachleute.
Und die einzelnen Firmen sollten – natürlich alles in Absprache mit der Stadt als „Baustellenmanager“, ihre Schilder an der Umleitungsstrecke anbringen nach dem Muster: „Zufahrt zu Lebensmittel Müller und Schuh Mayer frei“. Das haben verschiedene Firmen übrigens auch schon einmal getan, wie ein Blick auf die Seite des GHV zeigt. Warum das diesmal nicht gemacht wird, erschließt sich derzeit nicht.