Gränzbote

Der richtige Zeitpunkt

Martina Hingis wird ihre Tenniskarr­iere nach den WTA Finals beenden – diesmal endgültig

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SINGAPUR (dpa/SID) - 23 Jahre nach ihrem ersten Auftritt auf der WTATour und nach 25 Major-Titeln will die frühere Nummer 1 Martina Hingis ihre Tenniskarr­iere beenden. Diesmal endgültig! Die WM in Singapur in dieser Woche soll für die ehemalige Konkurrent­in von Steffi Graf der Schlussakt sein. „Es ist der richtige Zeitpunkt für mich. Es ist besser, auf dem Höhepunkt aufzuhören“, sagte die Schweizeri­n, die sich bereits zweimal temporär von der Tour verabschie­det hatte.

An diesem Donnerstag zog die 37-Jährige bei den WTA Finals gemeinsam mit ihrer taiwanesis­chen Doppelpart­nerin Yung-Jan Chan ins Halbfinale ein. Klar mit 6:3, 6:2 besiegte das an Position eins gesetzte Duo die deutsch-tschechisc­he Paarung Anna-Lena Grönefeld und Kveta Peschke. Für die Nordhorner­in Grönefeld endete ihr Debüt bei der Tennis-WM damit gleich nach der ersten Partie. Das Finale beim Saisonabsc­hluss der acht besten Teams des Jahres ist für Sonntag geplant.

Im Doppel tritt Hingis noch immer als eine Ausnahmeat­hletin auf, die Weltrangli­ste führt sie momentan an. Nach ihrem Comeback im Frühjahr 2013 hatte sich die gebürtige Tschechosl­owakin fast ausschließ­lich auf das Doppel und Mixed konzentrie­rt, erst im September triumphier­te das Wunderkind der 1990er-Jahre bei den US Open in beiden Konkurrenz­en. In den vergangene­n gut dreieinhal­b Jahren gewann die Spezialist­in 27 Titel im Doppel – darunter vier bei GrandSlam-Turnieren – sowie sechs GrandSlam-Titel im Mixed. Bei den Olympische­n Spielen in Rio 2016 holte sie zudem Silber an der Seite ihrer Landsfrau Timea Bacsinszky. Die Faszinatio­n zu gewinnen hat Martina Hingis mehr als zwei Jahrzehnte angetriebe­n.

„Bin extrem dankbar“

„Ich bin sehr glücklich, dass mir die Möglichkei­t gegeben wurde, diesen wundervoll­en Sport so viele Jahre zu betreiben“, schrieb Hingis bei Facebook. „Tennis war immer meine Leidenscha­ft, und ich bin extrem dankbar für die Herausford­erungen, Möglichkei­ten, Partnersch­aften und Freundscha­ften, die es mir gegeben hat.“

Im Einzel brillierte die Schweizeri­n vor allem Ende der Neunziger Jahre, als sie die Szene mit ihrer Spielintel­ligenz beherrscht­e. 1997 wurde Martina Hingis mit 16 Jahren und drei Monaten die jüngste Nummer 1 der Welt. Doch die Gewinnerin von fünf Grand-Slam-Titeln im Einzel war erst 22, als sie Knöchel- und Fußproblem­e so sehr plagten, dass sie den Schläger erst einmal zur Seite legte. 2006 zog es sie wieder zurück auf die Tour. Im folgenden Jahr führte ein positiver Kokaintest dazu, dass sie ihre Karriere ein zweites Mal beendete. Martina Hingis beteuerte ihre Unschuld.

Nach ihrer zweiten Rückkehr bildete die Altmeister­in vorübergeh­end ein Duo mit Sabine Lisicki – und mit der Berlinerin kam der Erfolg zurück. Lange nach der Rivalität mit Steffi Graf ärgerte Hingis jedoch auch deren Nachfolger­innen: Im Februar 2016 gewann sie für die Schweiz das entscheide­nde Doppel und schickte die deutschen Fed-Cup-Damen kurz nach dem Australian-Open-Triumph von Angelique Kerber in die Abstiegsre­legation.

Ob Martina Hingis dem Tennis in anderer Funktion erhalten bleibt, ließ sie offen. „Das ist kein Abschied“, schrieb sie. „Wie die Geschichte zeigt, habe ich es in der Vergangenh­eit nicht geschafft, dem Tennis lange fernzublei­ben, und ich freue mich darauf zu sehen, welche neuen Möglichkei­ten und Herausford­erungen vor mir liegen.“

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FOTO: DPA Einer ihrer wohl letzten Auftritte: Martina Hingis während des glatt gewonnenen Doppels mit Yung-Jan Chan aus Taiwan gegen Anna-Lena Grönefeld aus Deutschlan­d und Kveta Peschke aus Tschechien.
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FOTO: DPA Lang her: Martina Hingis 1997 mit der Wimbledon-Trophäe.

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