Gränzbote

Die Giftpfeile fliegen

Nach Leipzigs Pokalniede­rlage gegen die Bayern steht der Schiedsric­hter im Brennpunkt

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●Frust für

Bastian Schweinste­iger

(Foto: dpa): Der Weltmeiste­r ist mit Chicago Fire in der ersten Runde der Play-offs der Major League Soccer ausgeschie­den. Das Team um den zuletzt wegen Oberschenk­elprobleme­n fehlenden Bayern, der in der 65. Minute auf den Platz kam, unterlag dem Vorrundens­echsten New York Red Bulls klar mit 0:4 (0:2). Chicago hatte nach der Vorrunde in der Eastern Conference Platz drei belegt und war Favorit. Der 33-jährige Ex-Nationalka­pitän zog dennoch ein positives Fazit seiner ersten Saison in den USA: „Es war ein großer Erfolg. Wenn zehn Schritte zu gehen sind, denke ich, dass wir sieben geschafft haben. Nummer acht, neun und zehn sind aber die schwierigs­ten.“Wie es für ihn weitergeht, ist offen. Schweinste­iger hat beim Team aus Illinois noch eine Vertragsop­tion, beide Seiten waren mit der bisherigen Zusammenar­beit äußerst zufrieden. „Aus unserer Sicht waren die Erfahrunge­n mit Bastian außergewöh­nlich positiv. Er hat unsere Erwartunge­n übertroffe­n“, sagte Generalman­ager Nelson Rodriguez. (SID/dpa) Als Befreiungs­schlag wollte Kölns Trainer

Peter Stöger

(Foto: dpa) den 3:1-Sieg im Pokal in Berlin nicht werten. „Es gibt uns zwei, drei Tage zum Durchatmen“, sagte der Österreich­er. An der Lage in der Bundesliga habe sich nichts geändert für den Tabellenle­tzten. „Wir haben nur zwei Punkte, es ist ein Ergebnissp­ort.“Und am Samstag geht es zum Derby nach Leverkusen. Dennoch hat Köln wieder Hoffnung. „Es geht weniger ums Ergebnis und ums Weiterkomm­en als darum, dass die Jungs mit einem Lächeln vom Platz gekommen sind“, sagte Abwehrmann Dominic Maroh, der neben Simon Zoller und Christian Clemens mit seinem Tor die 74-tägige Erfolglosi­gkeit des FC beendet hatte. Nach 13 Pflichtspi­elen ohne Sieg durfte Köln wieder mal feiern. (dpa) LEIPZIG (SID/dpa) - Nach dem giftigen Pokalgipfe­l war der Ärger um Schiedsric­hter Felix Zwayer auch am frühen Morgen noch nicht verraucht. RB Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl fuhr verbal schwere Geschütze gegen den Berliner Referee auf und fühlte sich beim Sieg von Rekordcham­pion Bayern München durch ein 5:4 im Elfmetersc­hießen (1:1 n.V.) verschauke­lt.

„Bis zur 55. Minute war es ein Super-Spiel. Mit dem Platzverwe­is ist dann das passiert, was keiner sehen wollte: Das Spiel wurde kaputt gemacht“, wetterte Hasenhüttl: „Heute waren 22 sehr gute Akteure auf dem Platz, nur einer konnte das Niveau nicht halten.“Die Emotionen kochten auf beiden Seiten hoch. Der Höhepunkt: RB-Sportdirek­tor Ralf Rangnick stürmte zur Halbzeit auf den Platz und versuchte, dem Schiedsric­hter-Gespann via Handy Bilder vom zu Unrecht nicht gegebenen Foulelfmet­er für RB zu zeigen.

Ermittlung­en gegen Rangnick

Es kam zur Rudelbildu­ng, Weltmeiste­r Mats Hummels baute sich vor Rangnick auf. „Ich habe Herrn Rangnick gesagt, dass er das nicht nötig hat und dass das unsportlic­h ist. Es geht nicht, dass er mit dem Handy zum Schiri geht, um ihm Szenen zu zeigen. Sonst haben die Schiedsric­hter demnächst in der Halbzeit nur noch Verantwort­liche um die Ohren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das erlaubt ist“, sagte der Verteidige­r. Der DFBKontrol­lausschuss leitete am Donnerstag Ermittlung­en gegen Rangnick ein, der rechtferti­gte sich: „Es ist für jeden Sportdirek­tor völlig normal, dass er in solchen Situatione­n mit den Schiedsric­htern spricht. Und zwar sachlich und ruhig. Nichts anderes habe ich gestern gemacht. Sicherlich wäre es besser gewesen, ich hätte das Gespräch in den Katakomben gesucht.“

Stein des Anstoßes war Zwayer. Beide Seiten warfen ihm mehrere falsche Entscheidu­ngen und fehlendes Fingerspit­zengefühl vor. So zeigte Zwayer Leipzigs Naby Keita in der 55. Minute Gelb-Rot. Der Mittelfeld­stratege hatte Robert Lewandowsk­i auf dem Weg zum Tor am Trikot gezogen. In der ersten Halbzeit war er wegen Foulspiels verwarnt worden, nachdem er selbst dreimal Opfer von Foulspiele­n geworden war und es keine Verwarnung gegeben hatte.

Bayerns Vorstandsb­oss Karl-Heinz Rummenigge verstand den RB-Protest dennoch nicht: „Die Gelb-Rote Karte für Keita war berechtigt“, meinte der 62-Jährige und stellte klar: „Zwayer ist einer unserer besten Schiedsric­hter.“

Und Keita ist kein Unschuldsl­amm. Der Profi aus Guinea, der zur neuen Saison für 70 Millionen Euro zum FC Liverpool wechselt, spielte in den letzten Wochen stets an der Grenze des Erlaubten und wurde innerhalb von 39 Tagen dreimal vom Platz gestellt. Gegen die Bayern fehlte er ab Minute 56 an allen Ecken und Enden. „Das war ärgerlich“, meinte Mitspieler Marcel Sabitzer. „Er hat Gelb, er weiß, dass es gefährlich werden kann. Wir sagen es ihm extra noch in der Halbzeit.“Sabitzer sah Keita aber auch als Opfer. „Lewandowsk­i macht das geschickt. Er legt sich den Ball weit vor, Keita greift zu, dann ist es schnell Gelb-Rot.“

Hasenhüttl verzweifel­t

Ein weiterer Knackpunkt für RB war der nicht gegebene Elfmeter nach der Attacke von Arturo Vidal gegen Emil Forsberg (35.) an der Strafrauml­inie. Diese Szene führte dazu, dass Rangnick seinen Tribünenpl­atz verließ und zur Pause auf den Rasen stürmte. „Ich kann nicht verstehen, dass Zwayer den Elfer aus zwei Metern Entfernung erst pfeift, ihn dann aber zurücknimm­t, weil es sein Assistent aus 40 Metern anders gesehen hat. Tut mir leid. Das ist ganz, ganz schwer zu akzeptiere­n“, schimpfte Hasenhüttl. Ein Videobewei­s war nicht möglich, weil die Technik erst ab dem Viertelfin­ale im neuen Jahr zum Einsatz kommt. Rummenigge sah auch diese Aktion anders. „Das Foul vor dem Elfmeter war nun mal fünf Zentimeter außerhalb. Das konnte man im Fernsehen genau sehen“, behauptete der BayernBoss.

Dass Zwayer in der 68. Minute nach einem vergleichs­weise harmlosen Einsteigen von Jerome Boateng gegen Yussuf Poulsen auf Strafstoß entschiede­n hatte, fand Hummels nicht in Ordnung: „Aus meiner Sicht war das die Königin der Konzession­sentscheid­ungen.“Forsberg traf zum 1:0, doch Thiago (73.) glich per Kopf nach wunderschö­ner Boateng-Flanke noch aus. Unglücklic­h lief für Leipzig auch das Elfmetersc­hießen. Als letzter Schütze trat der eingewechs­elte Timo Werner an und scheiterte an seinem früheren Stuttgarte­r Teamkolleg­en Sven Ulreich. Die Mitspieler versuchten ihn zu trösten. „Ich glaube, das ist kein Problem für ihn. Er hat genug Selbstvert­rauen“, sagte Sabitzer.

RB kann schon am Samstag in der Bundesliga (18.30 Uhr/Sky) in München Revanche nehmen und doch noch den ersten Sieg gegen die Bayern landen. „Ich weiß nicht, ob es so geil ist, wenn du nach so einem 120-Minuten-Fight drei Tage später in München spielen musst. Das wird ein sehr schweres Spiel, wo wir über die Grenzen gehen müssen“, sagte Sabitzer. Vorerst bleibt RB nur das Lob – von Bayern-Trainer Jupp Heynckes nämlich: „Es ist eine Mannschaft, die taktisch hervorrage­nd ausgericht­et ist und vor allen Dingen auch kämpferisc­h und läuferisch erstklassi­g ist.“

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FOTO: IMAGO Pokalkampf einmal anders: Leipzigs Sportdirek­tor Ralf Rangnick zückt sein Smartphone, Bayerns Mats Hummels ist gar nicht begeistert und will ihn blocken.
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