Wirken im Stillen mit Tiefgang
Dr. Frieder Böhme erhält die Staufermedaille für langjähriges engagiertes Ehrenamt
Dr. Frieder Böhme erhält Staufermedaille des Landes Baden-Württemberg.
TUTTLINGEN - Baden-Württembergs Minister für Justiz und Europa, Guido Wolf (CDU), hat am Freitagabend dem Tuttlinger Psychiater Dr. Frieder Böhme im Landratsamt die Staufermedaille verliehen. Böhme engagiert sich seit mehr als 20 Jahren als Vorsitzender des Psychosozialen Förderkreises, den bereits sein Vater gemeinsam mit Volker Kauder gegründet hat.
Ein solches „überdurchschnittliches Engagment“, wie Landrat Stefan Bär es in seiner Rede nannte, sei heute nicht mehr selbstverständlich. Deshalb müsse man umso dankbarer sein, es ehren und anerkennen. „Gut, dass es vonseiten des Landes eine solche Anerkennung gibt“, sagte er. Die Verleihung erfolge demnach auch von jemandem, der die Arbeit Böhmes sogar noch persönlich kenne – Guido Wolf. Er habe mit Böhme bereits zusammengearbeitet, als er noch Landrat in Tuttlingen war. Zudem sei die Verleihung etwas besonderes. „Wir ehren heute ein StauferEhepaar“, so Bär weiter. Petra Schmidt-Böhme hat die Medaille bereits 2014 verliehen bekommen.
„Tue Gutes und rede nicht darüber. Das ist die Haltung im Ehrenamt“, begann Wolf seine Rede vor den Gästen und dem Geehrten. Das Ehrenamt gehe in der heutigen Zeit zu oft unter. Schlagzeilen, die Sensationen versprechen, beherrschten die Öffentlichkeit. Böhme sei die Rolle des Geehrten geradezu auf den Leib geschrieben. „Sie sind sicher froh, wenn es vorbei ist“, wusste der Minister mit Blick auf Böhme, der ungern im Mittelpunkt steht. „Heute ist etwas, das mir noch nie passiert ist“, kündigte Wolf mit Blick auf die Staufermedaille an, die er bei sich trägt. Sie sei an einer Stelle angelaufen. „Ich habe sie zuhause noch poliert, es aber nicht wegbekommen“, sagte er. Das passe aber zum Ehrenamt. „Man bekommt Macken, es reibt einen auf.“
In der langen Zeit habe Böhme zweierelei bewegt: Menschen mit psychischer Erkrankung hätten ein professionelles Angebot im Landkreis Tuttlingen erhalten und eine andere Beachtung erfahren, zitiert Wolf aus dem Schreiben von Landrat Bär, der die Auszeichnung beim Land für Böhme beantragt hatte. „Ihr Verein hat viele Menschen aufgefangen. Sie haben ihnen nachhaltig geholfen“, fasste der Minister zusammen. Nach dem plötzlichen Tod von Geschäftsführerin Sabine Kremer habe er diesen Posten zudem noch übernommen. „Eine Arbeit außerhalb des eigenen beruflichen Interesses“, nannte es Wolf. „Sie waren sich auch dafür nicht zu schade. Das nötigt uns allen Respekt ab.“Eine Nachfolge sei mittlerweile allerdings gefunden.
Immer viel darüber gesprochen
Böhme habe mit seiner Arbeit etwas von großen Wert geschafft: die psychische Erkrankung enttabuisiert und in der Öffentlichkeit zur Normalität gemacht. Wolf: „Ein Wirken im Stillen mit sehr viel Tiefgang.“
Ganz so still sei er nicht gewesen, sagte Böhme in seiner Dankesrede, die nur bescheidene fünf Minuten dauerte. „Ich habe viel darüber gesprochen, Leserbriefe geschrieben, und es bekannt gemacht“, so der Psychiater. Psychisch kranke Menschen seien vollwertige Mitglieder der Gesellschaft. „Dafür habe ich mich immer eingesetzt“, sagte er weiter. Man habe viel mit dem Verein erreicht. Daran hätten viele Menschen ihren Anteil. „Ich bedanke mich für alles“, schloss er seine Rede.