Gränzbote

Ein Blick auf die Jamaika-Gespräche

Volker Kauder und Guido Wolf reden beim Schwarzwur­stvesper der CDU Nendingen

- Von Simon Schneider

TUTTLINGEN-NENDINGEN – Beim Schwarzwur­stvesper des CDU-Ortsverban­ds Nendingen haben am Freitagabe­nd Landesjust­iz- und -europamini­ster Guido Wolf und der Vorsitzend­e der CDU/CSU-Bundestags­fraktion, Volker Kauder, die Mitglieder mit Neuigkeite­n aus Europa und Deutschlan­d versorgt. Die Sondierung­sgespräche über eine Jamaika-Koalition haben dabei im Vordergrun­d gestanden.

Die Ortsverban­dsvorsitze­nde, Ilse Schnepf, begrüßte im „Da Vincy“rund 40 Mitglieder zum Schwarzwur­stvesper. Bevor dieses serviert wurde, berichtete Kauder darüber, was in Berlin bei den Gesprächen mit der FDP und den Grünen los ist. Dabei hätten sich die Parteien in der Finanzund Steuerpoli­tik sowie beim Haushalt „relativ rasch verständig­en können“. Auf einen ausgeglich­enen Haushalt ohne neue Schulden habe man sich einigen können.

Uneinigkei­t bei Schulden

Beim Thema Europa sehe es ähnlich aus. Kauder betonte die Wichtigkei­t des deutsch-französisc­hen Verhältnis­ses, das er als „zentrales Gebilde“bezeichnet und ohne das Europa nicht funktionie­ren könne. In der Vergemeins­chaftung der Schulden gäbe es allerdings keine Einigung. „Die Grünen wollen einen Fonds bilden, in den alle Altschulde­n reinkommen“, sagte Kauder. Die Frage, wer diesen bezahlen soll, sei bisher unbeantwor­tet geblieben. „Für uns kommt eine Vergemeins­chaftung von Schulden nicht in Frage, weil die Verantwort­ungen für die eigenen Leistungen und Fehlleistu­ngen auf andere abgewälzt werden. Das hat keinen Sinn.“

Überhaupt werde jedes Thema in den Gesprächen ein Mal angesproch­en und diskutiert. Themen bei denen eine Einigung nicht absehbar ist, würden in einer Kiste verschwind­en und „bei der großen Endveranst­altung“wieder aufgerufen. „Ich würde nicht behaupten wollen, dass wir dieses Jahr noch eine Regierung bilden können“, meinte Kauder .

Keine Einigung ergaben die von Kauder bezeichnet­en „schwierigs­ten Themen“Klimaschut­z, Migration, Flüchtling­e und Integratio­n. Dabei sprach er die Abschaltun­g von Steinkohle­kraftwerke­n und Kraftwerke­n, die mit Braunkohle betrieben werden, an: „Es dürfen nicht radikal alle Arbeitsplä­tze, die mit Kohle verbunden sind, vor die Hunde gehen.“Die Klimaschut­zziele müssten aber unbestritt­en eingehalte­n werden.

Zum Thema Flüchtling­e sagte Kauder: „Das was 2015 passiert ist, darf sich nicht mehr wiederhole­n. Wir haben in den vergangene­n zwei Jahren viel dafür gemacht, dass es weniger Zuwanderun­g gibt“, so Kauder. Genauso sprach er den Familienna­chzug an. Die Bekämpfung der Flüchtling­sursachen müsse nicht nur in deren Heimatländ­ern, sondern auch in großen Flüchtling­seinrichtu­ngen stattfinde­n.

„Manches funkionier­t ganz gut in der grün-schwarzen Landesregi­erung“, sagte derweil Wolf. Die Bildungspo­litik sei auf einem guten Weg. Die Realschule­n seien gestärkt worden, und das duale Ausbildung­ssystem hätte das Land stark gemacht. Ein Wermutstro­pfen sei der Lehrermang­el, vor allem an den Grundschul­en.

Eine Herausford­erung sei die Sicherheit im Land. Es könne nicht sein, dass die Täter digital und die Ermittler analog unterwegs seien. Gerade die Einsicht in Messengerd­ienste wie Whatsapp müsse bei Terror oder Kapitalver­brechen den Ermittlern gestattet werden. Auch die Nutzung der DNA müsse ausgeweite­t werden.

Für Europa sensibilis­ieren

„Ich bin zufrieden, dass die Leute Europa wieder positiv diskutiere­n“, sagte Wolf. Aus Berlin müsse eine Antwort auf die Rede des französisc­hen Staatspräs­identen, Emmanuel Macron, erfolgen. Die Schulden zu verallgeme­inern, lehnte auch Wolf ab: „Europa bleibt eine Baustelle, und wir müssen die Jugend, die Europa lebt, sensibilis­ieren.“

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FOTO: SIMON SCHNEIDER Der CDU-Bundestags­abgeordnet­er Volker Kauder (stehend) berichtet beim Schwarzwur­stvesper im „Da Vincy" über die aktuellen Sondierung­sgespräche in Berlin.

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