„Grenzwerte nicht ehrgeizig genug“
BERLIN - Die Klimaschutzpläne für Autos der EU-Kommission gehen Ferdinand Dudenhöffer (Foto: dpa), Autoökonom an der Universität Duisburg-Essen, nicht weit genug. Im Gespräch mit Tobias Schmidt erklärt Dudenhöffer warum.
Herr Dudenhöffer, die EU fordert 30 Prozent weniger KohlendioxidEmissionen beim Autoverkehr bis 2030. Reicht das?
Brüssel bleibt auf halbem Wege stehen! Die Grenzwerte sind nicht ehrgeizig genug. Und die Einhaltung wird auch in Zukunft nicht effizient kontrolliert und Tricksereien bleiben ungestraft. Strengere Grenzwerte und ein sauberes Kontrollregime wären möglich gewesen und hätten die Industrie zu mehr Anstrengungen gezwungen, was auch dringend notwendig gewesen wäre.
Die Trickserei bei Kohlendioxid-Ausstoß und Spritverbrauch wird nicht gestoppt?
Der Ausstoß liegt im realen Verbrauch teilweise 40 Mal höher als erlaubt. Wir haben nur scheinbar mehr Klimaschutz. Und daran wird sich nicht wirklich etwas ändern. Zwar werden die Uralt-Tests geändert. Doch die neuen Verfahren bleiben ungenau, es wird auch weiterhin eine Abweichung von 20 bis 30 Prozent geben.
Eine verbindliche Elektro-Quote findet sich nicht in den Brüsseler Vorschlägen. Ist die Kommission vor der Autolobby eingeknickt?
Brüssel hat sich offenkundig vor den Karren der Autohersteller spannen lassen. Eine E-Auto-Quote ist überfällig. China führt diese 2019 ein und wird uns auf dem Weg zum sauberen Verkehr davonfahren. Norwegen hat das Ende des Verbrennungsmotors für 2030 ausgerufen, in Großbritannien kommt das Aus 2040.
Warum greift Brüssel nicht durch?
Deutschland mit seiner sehr starken Autoindustrie und den 850 000 Beschäftigten hat strengere Auflagen verhindert. Doch die Warnung vor massiven Jobverlusten zieht nicht. Der Einstieg in ein Grenzwerteregime hat dazu geführt, dass Deutschland heute auf dem Gebiet der Spritspartechnologie Exportweltmeister ist. Durch strengere Richtlinien von Beginn an wäre mehr möglich gewesen, dann wäre Tesla in Deutschland entstanden.