Gefahr für das Fest der Feste
„Hexe Lilli rettet Weihnachten“– Dritter Familienfilm mit liberaler Botschaft
Hexen, sollte man denken, dürften das Weihnachtsfest meiden wie der Teufel das Weihwasser. Nicht so Hexe Lilli. Die Hauptperson aus der Buchreihe des Autors Knister ist aus anderem Holz geschnitzt. „Hexe Lilli rettet Weihnachten“heißt denn auch das dritte Kinoabenteuer über das warmherzige Mädchen, das seine übernatürlichen Kräfte vor seiner alleinerziehenden Mutter versteckt.
Betont christlich fällt der von Wolfgang Groos („Rico, Oskar und das Herzgebreche“) inszenierte Familienfilm nicht aus, eher wohlmeinend und liberal. So wird Lillis muslimische Klassenkameradin Layla (Aleyna Hila Obid) stark in die Handlung mit einbezogen. Weil auch sie sich ein Fest wünscht, richten ihr ihre muslimisch nicht gerade standfesten Filmeltern eine Bescherung mit Lichtern, Geschenken und leckerem Essen aus.
Der turbulente Film mit FantasyElementen wartet überdies mit einigen Neubesetzungen und einer Reise ins Mittelalter auf. Die muntere Lilli in roter Jacke und Ringelstrümpfen wird von Hedda Erlebach in ihrer ersten Hauptrolle verkörpert. Anfangs ist die Heldin sehr genervt, weil sie ständig Rücksicht auf ihren jüngeren Bruder Leon (Claudio Magno) nehmen muss, der dann auch noch ihr neues Teleskop kaputt macht. Da reicht es dem patenten Mädel endgültig. Gegen den Rat ihres kleinen grünen Drachens Hektor verwendet Lilli einen Spruch aus ihrem Hexenbuch. Die vorwitzige Animationsfigur Hektor mit der bayerisch getönten Stimme von Michael Mittermeier darf man getrost als Clou der Geschichte betrachten. Mit dem verhängnisvollen Spruch zaubert Lilli Knecht Ruprecht (Jürgen Vogel) aus dem Mittelalter in ihre Alltagswelt. Der soll Leon eine Lektion erteilen.
Doch der wild aussehende Mann in brauner Kutte entwickelt sich wieder zu dem Wesen aus der Unterwelt, das er einmal war. Lilli wird klar, dass sie einen Fehler gemacht hat. Also hext sie sich mit Layla zurück ins Mittelalter.
Für Regisseur Groos hat besonders die Darstellung des Knecht Ruprecht eine tiefere Bedeutung. „Der kommt hierher und ist eigentlich gar nicht böse“, sagt der Regisseur. „Aber er wird verlacht und sieht, mit welcher Ignoranz und welcher Undankbarkeit die Menschen durchs Leben gehen. Er wird böse, weil ihm Böses geschieht und eben nicht, weil er an sich böse ist.“Erst die Begegnung mit der liebenswürdigen Lilli erlaubt ihm eine Rückverwandlung. (dpa)
Hexe Lilli rettet Weihnachten. Regie: Wolfgang Groos. Mit Hedda Erlebach, Jürgen Vogel, Anja Kling. Deutschland 2017. 100 Minuten. Ohne Altersbeschränkung.