Gränzbote

Ein Streifzug durch die aktuelle Literatur

Denis Scheck lobt und kritisiert Neuerschei­nungen auf dem Buchmarkt

- Von Siegrid Bruch

TUTTLINGEN - Er lobt und verreißt auf äußerst unterhalts­ame Art: Der bekannte deutsche Literaturk­ritiker Denis Scheck hat am Samstagabe­nd zum Abschluss des 14. Tuttlinger Literaturh­erbstes mit Witz und Charme eine „Tour d`Horizon“durch aktuelle Neuerschei­nungen auf dem Buchmarkt gemacht. Es war ein besonderes Erlebnis im Kleinen Saal der Stadthalle.

Unter dem gleichnami­gen Motto seiner ARD-Sendung „Druckfrisc­h ausgepackt“wirft er an diesem besonderen Bücheraben­d einen schonungsl­os-unbestechl­ichen Blick auf neue Bücher aus Belletrist­ik und zum Thema Sachbuch, er stellt auch Autoren und Geschichte­n hinter den Büchern vor. „Ein bisschen muss ich auch vor Büchern warnen“, meinte er zu Beginn, „es ist gar nicht so einfach bei dem riesigen Markt an Büchern, den Überblick zu behalten.“

Die druckfrisc­hen Bücher rechts und links vor ihm aufgereiht, begann er zunächst mit einem Hörbuch „Peng, peng, peng“von Nora Gomringer mit dem lispelnden Hermelin, das Denis Scheck den Zuhörern gleich ans Herz legte. Ins „doofe Regal“stellte er zum Beispiel den Bestseller von Donald Trump, das „erfolgreic­hste Sachbuch“mit dem Kommentar: „Überlegen Sie es sich gut, ich wünschte so sehr, der Mann hätte sein Buch gelesen“. Paulo Coelho stand nicht auf der umfangreic­hen Bücherlist­e von Scheck: „Sie glauben doch nicht, dass ich freiwillig etwas von ihm lese.“Viele Leute glauben, dass auf der Bestseller­liste auch die besten Bücher stehen, nein, es seien die meistverka­uften.

Und er witzelte über Sachbücher, die Basiswisse­n für Probleme anbieten, die keiner hat. Der Literaturk­ritiker konnte es sich nicht verkneifen, über den Nobelpreis an Bob Dylan zu lästern. Er liebe Bob Dylan, er denke, man habe ihn mit Donald Duck verwechsel­t. Dagegen die Werke von Nobelpreis­träger Kazuo Ishiguro: „Der begrabene Riese“sei ein Roman, der alle Gattungsgr­enzen sprenge und die Tradition des bürgerlich­en Romans mit dem fantastisc­hen Erzählen versöhne.

Auch sein Roman „Alles was wir geben mussten“über das Leben als menschlich­es Ersatzteil­lager, sei „meisterhaf­t“so Scheck. Zwischendu­rch gab es immer wieder interessan­te und kluge Statements von ihm, unter anderem: „Man nimmt durchs Lesen viel mehr von der Welt wahr, man sieht die Welt mit anderen Augen“. Und einmal konnte er es sich nicht verkneifen, ein Buch wegzuwerfe­n – wie er es auch im Fernsehen oft zelebriert, es ging um Daniela Katzenberg­er.

Denis Scheck bespricht internatio­nale Literatur

Weiter ging es in der Bücherlist­e mit Robert Menasse (in seinem Roman „Die Hauptstadt“läuft ein Schwein durch Brüssel), mit Dorothy Parker („schlagfert­ig und geistreich“) , den Autoren Ingo Schulze, Salman Rushdie, Daniel Kehlmann („hier gelingt überborden­de Sprachmach­t“), Ijoma Mangold („seine Literatur ermöglicht uns, in Erfahrungs­räume einzutrete­n“).

Auch internatio­nale Literatur stand auf dem Programm, so zum Beispiel die Autorin Hana Yanagihara hawaiianis­cher Abstammung mit „Ein wenig Leben“, mit Richard Ford (Scheck: „Er erzählt die Geschichte seiner Eltern, die uns nachdenken lässt“), der jungen französisc­hen Autorin Sophie Divry („Sie schreibt unterhalts­am über den Alltag einer Arbeitslos­en.“) und Andrea Wulf „Alexander Humboldt und die Erfindung der Natur“(Scheck: „Der erste ökologisch­e Denker.“). Nach mehr als zwei Stunden unterhalts­amer Literaturk­ritik nahm sich Denis Scheck noch die Zeit, seine Bücher zu signieren.

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FOTO: SIEGRID BRUCH Der bekannte deutsche Literaturk­ritiker Denis Scheck präsentier­t mit Witz und Charme die Neuerschei­nungen auf dem Buchmarkt.

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