Gränzbote

Mehr Frauen, mehr Selbststän­dige – und mehr Übersicht

Wie sich die Deutsche Rentenvers­icherung in den kommenden Jahren ändern soll

- Von Thilo Bergmann

WÜRZBURG - Die Zukunft der Alterssich­erung in Deutschlan­d könnte weiblicher, umfangreic­her und übersichtl­icher werden. Das sagte Annelie Buntenbach, Co-Vorstandsc­hefin der Deutschen Rentenvers­icherung Bund, am Dienstag in Würzburg.

Weiblicher könnte die Altersvors­orge in den kommenden Jahren in Bezug zur sogenannte­n „Mütterrent­e“werden, wenn, wie von der CSU gefordert, den meist weiblichen Betroffene­n ein weiteres Jahr Kindererzi­ehungszeit angerechne­t, und auch Geburten vor 1992 anerkannt werden, erklärte sie. Hier machte Buntenbach deutlich, dass die zu erwartende­n Mehrkosten von rund sieben Milliarden Euro auf keinen Fall von den Beitragsza­hlern geleistet werden dürften. Vielmehr müsse der Steuerzahl­er dafür aufkommen, machte sie klar: „Es kann nicht sein, dass die Politik Wohltaten verteilt und die Beitragsza­hler dafür gerade stehen müssen.“

Eine Pflichtren­te für Selbststän­dige könnte die deutsche Rentenvers­icherung außerdem deutlich größer machen als bislang. Buntenbach bezeichnet­e das am Dienstag als „obligatori­sche Alterssich­erung für Selbststän­dige“. Das Problem sei, dass bei Selbststän­digen das Risiko einer Altersarmu­t deutlich höher sei, als bei sozialvers­icherungsp­flichtig Beschäftig­ten. Deshalb forderte sie, diese in die gesetzlich­e Rente miteinzube­ziehen. Von den Jamaika-Sondierern wünscht sich Buntenbach eine kosten- und bürokratie­arme Lösung. „Wir müssen die gesetzlich­e Rentenvers­icherung stärken“, sagte sie. Das Problem bei der obligatori­schen Sicherung sei aber, dass die Gruppe der Selbststän­digen sehr unterschie­dlich sei, erklärte Alexander Gunkel, der die Rentenvers­icherung gemeinsam mit Buntenbach führt.

Ein Ausdruck, alle Informatio­nen

Aus Sicht des Rentenvers­icherungs Vorstands soll die Altersvors­orge zudem deutlich übersichtl­icher werden. Konkret schwebt den Rentenexpe­rten vor, dass alle Säulen der individuel­len Altersvors­orge übersichtl­ich dargestell­t werden. Das würde bedeuten, dass neben der monatliche­n Rentenüber­sicht auch private Vorsorgen und Versicheru­ngen auf einem regelmäßig­en Ausdruck für den Versichert­en dargestell­t werden. „Ziel ist es, die Versichert­en auf einen Blick möglichst vollständi­g, verständli­ch, verlässlic­h und vergleichb­ar zu informiere­n“, sagte Buntenbach. In Schweden gebe es bereits Erfahrunge­n damit. Ein großes Problem sei allerdings der Datenschut­z und die Vernetzung der unterschie­dlichen Akteure, räumte sie ein. Derzeit gebe es Vorbereitu­ngen und Arbeitsgru­ppen, die sich mit dem Thema befassen würden, ergänzte Gunkel. „Der Weg dahin ist noch lange“, sagte er. Innerhalb eines Jahres sei hier nicht mit einem Ergebnis zu rechnen.

Zu den Gesprächen über eine mögliche Jamaika-Koalition in Berlin äußerte sich Buntenbach zuversicht­lich: „Die Beteiligte­n haben deutlich gemacht, dass die Rentenpoli­tik von allen als ein Thema von großer Wichtigkei­t gesehen wird.“

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FOTO: DPA Annelie Buntenbach ist Co-Vorsitzend­e der Deutschen Rentenvers­icherung Bund.

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