Gränzbote

Elf kleine Italiener

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Conny Froboess hat sie 1962 bekannt gemacht. „Zwei kleine Italiener, die träumen von Napoli. Von Tina und Marina, die warten schon lang auf sie“sang das blonde Mädel. Italien war der Sehnsuchts­ort vieler Deutscher. Man wollte die Kriegsjahr­e vergessen machen. Man aß und trank gut und fuhr ans Mittelmeer. „Adria, weißte.“

Dann hatten wir unser eigenes Sommermärc­hen. WM 2006. Das Leben war so leicht und unbeschwer­t. Bis zwei von elf kleinen Italienern, Grosso und Del Piero, in letzter Minute der Verlängeru­ng dafür gesorgt haben, dass der deutsche Traum vom Endspiel zunichte gemacht wurde. Wer gewinnen will, muss Tore schießen, im Zweifel mehr als der Gegner. So einfach ist das.

Dann aber ist etwas ganz und gar Unverzeihl­iches passiert: Materazzi, Mittelfeld­spieler der Italiener, hat im Endspiel gegen Frankreich unfair gespielt. Ein paar fiese Worte reichten aus, um seinen Gegenspiel­er Zidane um den Verstand zu bringen. Der flog vom Platz, Frankreich war völlig kopflos – Italien gewann.

Nun ist die Squadra Azzurra aus der WM-Quali für 2018 gefallen. Das ist schade. Und natürlich wird niemand so nachtragen­d sein, um nach elf Jahren im Stillen „Ätsch“zu rufen und ein bisschen schadenfro­h zu gucken. Nur Zinedine Zidane wird einen guten Tropfen aufmachen und ihn sich schmecken lassen. Champagner. Nicht Vino Rosso. (iw)

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