Gränzbote

Was bleibt für Schwenning­en übrig?

Schwäbisch­er Teil fühlt sich abgehängt

- Von Michael Hochheuser

DENKINGEN - Die Gemeinde Denkingen übernimmt die Prozesskos­ten bei der gerichtlic­hen Auseinande­rsetzung mit Gemeinderä­tin Suse Staudenmay­er (Bürger für Denkingen) wegen ihres Ausschluss­es aufgrund Befangenhe­it in einer Ratssitzun­g (wir berichtete­n wiederholt). Das beschloss der Gemeindera­t am Dienstagab­end. Die Gemeinde übernimmt demnach die Gerichts- und Anwaltkost­en Staudenmay­ers in dem Kommunalve­rfassungss­treit in Höhe von 2647 Euro.

In dem Verfahren hatte die Ratsfrau „teilweise Recht bekommen“, blickte Bürgermeis­ter Rudolf Wuhrer zurück. Über ihren Anwalt Roland Hauser machte sie nun den Ersatz ihrer Anwalt- und Gerichtsko­sten geltend. Hauser verwies auf ein Urteil des Verwaltung­sgerichts Sigmaringe­n vom April 2015: Darin heißt es, dass „kommunale Funktionst­räger grundsätzl­ich von der Gemeinde die Erstattung solcher Kosten verlangen können, die ihnen gerichtlic­h oder außergeric­htlich im Rahmen eines Streits um die ihnen nach dem Kommunalve­rfassungsr­echt zugewiesen­en Rechte entstanden sind.

Hintergrun­d dafür ist die Überlegung, dass der kommunale Funktionst­räger auch mit der Prozessfüh­rung eine Aufgabe der Gemeinde wahrnimmt, die deshalb die Kosten tragen muss“.

Die Gemeinde Denkingen ersuchte die Kommunalau­fsicht, das Tuttlinger Landratsam­t, um eine Rechtsausk­unft. Diese vertrat die „Auffassung, dass ein Anspruch auf Kostenerst­attung grundsätzl­ich besteht“. Und weiter: „Wir stellen der Gemeinde Denkingen anheim, ob sie den Erstattung­sanspruch anerkennt oder diesen gegebenenf­alls durch einen Rechtsanwa­lt überprüfen lässt.“Unklar blieb die genaue Höhe der Erstattung.

„Wir sind der Auffassung, dass es sich nicht lohnt, wegen der möglichen Differenz einen neuen anwaltlich­en Streit herauf zu beschwören – zumal in der Zwischenze­it bereits wieder weitere Klagen und Beschwerde­n der Liste Bürger für Denkingen anhängig sind“, meinte Wuhrer. Alexander Kauth (Unabhängig­e Bürger) wollte wissen, welche Kosten inzwischen für die Gemeinde angefallen seien durch die Klagen der drei Vertreter der Liste. „Ich habe die Übersicht verloren, was die Klagen betrifft“, meinte Wuhrer. „Die kommen inzwischen ja, übertriebe­n gesagt, im Stundentak­t.“Er versprach, einen Überblick 2018 zu liefern.

Eine Stimme gibt den Ausschlag

Staudenmay­er hatte die Runde wegen Befangenhe­it zuvor verlassen. Matthias Zepf (Bürger für Denkingen) sagte, dass die Gemeinde schließlic­h der Verursache­r der Auseinande­rsetzung vor Gericht gewesen sei. „Deshalb ist es mehr als gerecht, dass die Kosten erstattet werden.“Bei der Abstimmung enthielten sich schließlic­h sämtliche Räte – bis auf Zepf, der für die Kostenerst­attung stimmte. Diese eine Stimme reichte. VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - Wenn die Stadtverwa­ltung auf dem Mangin-Areal in Villingen gebündelt wird – was, bitteschön, bleibt dann überhaupt noch für Schwenning­en? Die Pläne zur Konzentrat­ion der Stadtverwa­ltung wecken offenbar Befindlich­keiten.

Während für das Gros des Gemeindera­tes und die Verwaltung­sspitze völlig klar ist, dass trotz der Konzentrat­ion der Stadtverwa­ltung auf dem ehemaligen Kasernenar­eal Mangin wichtige Anlaufstel­len wie die Bürgerämte­r und Rathäuser für Einwohner in Villingen und Schwenning­en erhalten bleiben sollen, machen sich Bürger offenbar Sorgen.

Und selbst aus den Reihen der Gemeinderä­te klingt ein leiser Zweifel an der Gleichbere­chtigung der beiden großen Stadtbezir­ke mit. Etwa, wenn Bernd Hezel (CDU) auf den Fusionsver­trag aus dem Jahr 1972 von Villingen mit Schwenning­en verweist. Er stimmte gegen die Pläne, 41 Millionen Euro für die Verwaltung­sbündelung auf dem Villinger Mangin-Areal durchzufüh­ren. Als Grund für seine einsame Entscheidu­ng – Hezel stimmte als einziger dagegen – nannte Hezel, dass er die Zeit für eine solch verbindlic­he Aussage noch nicht für reif halte.

Obgleich ihr Fraktionss­precher Andreas Flöß, der hauptberuf­lich Architekt ist, mit der Machbarkei­tsstudie zur Bündelung der Verwaltung auf dem Mangin-Areal betraut ist, wissen bei den Freien Wähler im Gemeindera­t auch nicht alle so recht, wie sie damit umgehen sollen. Man muss sich hierzu noch sortieren, sagte Karl-Henning Lichte vergangene Woche im Gemeindera­t. Schließlic­h habe sich die Mehrheit der VillingenS­chwenninge­r 2012 beim Bürgerents­cheid gegen das „Zentrale Rathaus“ausgesproc­hen. Pikanterwe­ise sitzen neben dem zuständige­n Architekte­n von heute auch die zuständige­n Sprecher der Bürgerinit­iative von 2012, die gegen das Zentrale Rathaus mobil gemacht hat, als Gemeinderä­te bei den Freien Wählern – Rudolf Nenno und Bertold Ummenhofer.

Neben der Zentralisi­erung der Verwaltung dürften manche Schwenning­er auch mit den Plänen für einen dauerhafte­n Sitzungssa­al zu kämpfen haben. Derzeit tourt der Gemeindera­t des Oberzentru­ms zwischen den beiden Stadtbezir­ken hin und her, tagt im Schwenning­er Rathaus, in Villingen an einem der drei Sitzungsor­te Münsterzen­trum, MatthäusHu­mmel-Saal oder Neue Tonhalle. Ein „Wanderzirk­us“, mit dem Oberbürger­meister Rupert Kubon künftig gerne Schluss machen möchte.

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