Wie der Krieg ein Leben änderte
Erinnerungen zum Volkstrauertag in Möhringen
TUTTLINGEN-MÖHRINGEN - Am gestrigen Sonntag gedachten viele Menschen anlässlich des Volkstrauertages der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Hinter diesen vielen Millionen Opfern durch Kriege und Gewaltherrschaft stehen ebenso viele Schicksale einzelner Familien, deren Leben sich durch diese Ereignisse zum Teil dramatisch veränderte.
Eines dieser Schicksale traf die Familie Kreuz aus Tuttlingen-Möhringen schmerzlich. Ihre Tochter Anneliese Kreuz kam als Wehrmachtshelferin bei einem Fliegerangriff mit Bombenabwurf im badenwürttembergischen Crailsheim am 4. April 1945 ums Leben.
Die 1925 geborene Anneliese Kreuz, die von Beruf Näherin war, musste als Wehrmachtshelferin zur Verfügung stehen und wurde unter anderem in Crailsheim eingesetzt, wo sie nach dem Bombenabwurf, bei dem sie ums Leben kam, zuerst auch am 11. April 1945 beerdigt wurde. Am 26. April 1947 wurde sie nach Möhringen umgebettet.
Durch Bombenabwurf gestorben
Im Brief an die Familie schrieb der Stabsschreiber des Fliegerhorsts Crailsheim am 14. April 1945: „Am 4. April 1945 hatten wir Einflüge von feindlichen schnellen Kampfverbänden, so dass eine Räumung des Fliegerhorstes, wie dies sonst durchgeführt wurde, nicht mehr möglich war. Die Feuerschutzstaffeln des Fliegerhorstes konnten nur noch in aller Eile den in der Halle befindlichen Luftschutzkeller aufsuchen. Bei dem von den Feindflugzeugen getätigten Bombenwurf ist eine Bombe in die Halle gefallen, welche das Einstürzen vom Gebäude der Feuerschutzstaffel zur Folge hatte. Andere Bomben sind in der Nähe dieses Gebäudes gefallen.“
„Mit Ihrer Tochter sind etwa 30 Soldaten und Wehrmachtshelferinnen ums Leben gekommen. Die Ausgrabung der Verschütteten wurde sofort durchgeführt und musste durch den Einbruch amerikanischer Truppen am 6. April 1945 eingestellt werden. Die Beisetzung der Ausgegrabenen habe ich am 11. April 1945 soweit es mir möglich war, in feierlich militärischer Form auf dem Fliegerhost Crailsheim bei dem Krankenrevier unter den Birken vorgenommen. „Ich lege meine Hand fest in Ihre und trage mit Ihnen den Schmerz, der Sie getroffen hat. Mögen Sie die Gewissheit haben, dass Ihre Tochter immer in ehrendem und bestem Gedenken bei all ihren Bekannten weiterleben wird“, so der Brief des Stabsschreibers von Crailsheim.
Diesem Schicksal von Anneliese Kreuz ist auch im Möhringer Gedenkbuch der im Zweiten Weltkrieg ums Leben gekommenen Möhringer Bürger ein Platz gewidmet. Es ist eines von vielen aus den Jahren der beiden Weltkriege, ihre Familien hatten solche oder ähnliche Briefe von der Front oder von Stationierungen der Soldaten und Wehrmachtshelferinnen erhalten.
Der Verstorbenen gedacht
Bei der Feier zum Volkstrauertag in Möhringen, die am gestrigen Sonntag um 11.15 Uhr auf dem Friedhof bei den Soldatengräbern stattgefunden hat, hatte der Geschäftsführer des Bezirksverbandes Südbaden/Südwürttemberg des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge, Oliver Wasem, die Gedenkrede gehalten.
Die Stadtkapelle Möhringen und der Gesangverein Sängerkranz hatten die Gedenkfeier musikalisch mitgestaltet. Ebenso waren die Fahnenabordnungen der Vereine dabei. Die Freiwillige Feuerwehr Möhringen hatte die Ehrenwache gehalten.