Grausame Realität

37 Grad: Geheimsache Tiertransporte (ZDF, Di., 22.15 Uhr) –

Man will wegschauen, umschalten und glaubt kaum, was man sieht. Das Rind im Lastwagen röchelt, liegt am Boden, andere Rinder treten drauf. Nach 20 Minuten ist es tot. Ein anderes Bild: Eine Kuh wird an einem Bein hängend von einem Schiff an Land gehievt. Sie schreit, das Bein ist längst gebrochen. Solche Szenen hat Manfred Karremann Ende August 2017 an der EU-Außengrenze zur Türkei gedreht. Tierexporte aus der EU boomen, Hauptempfänger sind neben der Türkei der Nahe Osten und Nordafrika. Seit 1991 hat der Filmautor oft im ZDF über das Schicksal von Tieren auf Langstreckentransporten berichtet. Die EU hat darauf mehr- fach mit verbesserten Vorschriften zum Tierschutz reagiert, der Europäische Gerichtshof hat entschieden, dass das Wohl der Tiere bis zum letzten Zielort sichergestellt sein muss. Doch niemand kontrolliert die Transporte, wenn sie erst mal die EU verlassen haben. Dass die Vorschriften zu wenig Schutz bieten, hat Karremann bei den Dreharbeiten zu seinem neuen Film immer wieder festgestellt. In einer mehrmonatigen Recherche, die ihn von deutschen, auch baden-württembergischen Bauernhöfen, über Bulgarien und die Türkei bis in den Libanon geführt hat, geht er der Frage nach, ob die Tierquälereien Ausnahmen sind. Sind sie natürlich nicht. Karremann schaut hin und zeigt die grausame Realität.