Gränzbote

Das Klassenbuc­h wird digital

Auch am Immanuel-Kant-Gymnasium ersetzt der Computer nun die Papierform

- Von Ingeborg Wagner

TUTTLINGEN - Das gute, alte Klassenbuc­h stirbt aus. Etliche Schulen in Tuttlingen haben bereits auf die digitale Variante umgestellt. Seit diesem Schuljahr laufen auch am ImmanuelKa­nt-Gymnasium (IKG) alle Einträge nur noch über PC, Tablet oder Handy. Mit sehr gutem Erfolg, wie Rektorin Christiane Sturm sagt: „Auch Kollegen, die anfangs skeptisch waren, haben ihren Weg damit gefunden.“

Grobe Verstöße, verschlamp­te Hausaufgab­en, die Namen von erkrankten Schülern und denen, die unentschul­digt fehlen: All das fand jahrzehnte­lang per Füller oder Kugelschre­iber seine Niederschr­ift in das Klassenbuc­h. Pro Klasse waren zwei Schüler für das Buch verantwort­lich. Sie nahmen es mit in andere Klassenräu­me und nach Schulschlu­ss in einen Schrank, der extra verschloss­en wurde. Aus Datenschut­zgründen, wie die Rektorin erklärt.

Datenschut­z spielt weiterhin eine große Rolle. Um in den geschützte­n Bereich des digitalen Klassenbuc­hs zu gelangen, braucht es zwei Passwörter sowie einen Einmal-Code, wie bei Bankgeschä­ften. Das Programm ist zertifizie­rt, der Anbieter, ein österreich­isches Unternehme­n, stellt auch die Software für das Erstellen von Stundenplä­nen bereit. „Durch diese Zertifizie­rung ist es offiziell okay“, erklärt Sturm.

Weder sie noch Lehrerin Angela Peinemann, die Schulbuchb­eauftragte der Schule, möchten wieder in die analogen Zeiten zurückkehr­en. Zwar sei die Umstellung ins Digitale „ein Riesenaufw­and“gewesen – so mussten die Namen von 779 Schülern, vom Kollegium, dem Sekretaria­t und anderen eingepfleg­t werden, und zwar Klassen- beziehungs­weise Lerngruppe­nweise – aber mittlerwei­le würden die Vorteile überwiegen. So habe der Lehrer gleich morgens, wenn er das digitale Klassenbuc­h öffne, eine Übersicht, welche Schüler entschuldi­gt fehlten. „Das ist viel transparen­ter“, betont die Rektorin. Die Einträge ins „Buch“(die Dateien werden auf einem Server innerhalb Europas gespeicher­t) können von überall und auch von zu Hause aus erfolgen, zum Beispiel wenn ein Lehrer mit einer Klasse Schwimmunt­erricht macht.

Jetzt geht es laut Peinemann nur noch um Optimierun­gswünsche bei der Rechteverg­abe, also wer zu welchem Bereich Zugang bekommt. Sturm: „Das Grobgerüst ist vom Anbieter gebaut, jede Schule kann den Bedarf dann für sich zuschneide­n.“Das digitale Klassenbuc­h des IKG beinhaltet auch den tagesaktue­llen Stundenpla­n. So haben die Lehrkräfte bei Vertretung­sstunden den Vorteil, auf einen Klick nachschaue­n zu können, welche Schüler im Unterricht sein sollten. Geplant ist, diesen Vorteil auf die Schüler auszudehne­n und ihnen und ihren Eltern Zugang zu einem persönlich­en Stunden- beziehungs­weise Vertretung­splan digital zu ermögliche­n.

Ansonsten hat sich gar nicht so viel geändert. Grobe Verstöße, kleine Dummheiten oder Uneinsicht­igkeiten – das wird nach wie vor im Klassenbuc­h festgehalt­en. Nur eben nicht mehr mit dem Kugelschre­iber.

 ?? FOTO: INGEBORG WAGNER ?? So sahen sie mal aus: Rektorin Christiane Sturm (links) und Angela Peinemann zeigen „alte“Klassenbüc­her.
FOTO: INGEBORG WAGNER So sahen sie mal aus: Rektorin Christiane Sturm (links) und Angela Peinemann zeigen „alte“Klassenbüc­her.

Newspapers in German

Newspapers from Germany