Gränzbote

Große Ehre für Lutz Beisel

Sozialprei­s der Stadt geht an Lutz Beisel, Gründer von „Terre des hommes“Deutschlan­d

- Von Siegrid Bruch

Sozialprei­s der Stadt Tuttlingen für den Gründer von „Terre des Hommes“.

TUTTLINGEN - Die Stadt Tuttlingen hat Lutz Beisel mit dem Sozialprei­s 2017 geehrt. In einer Feierstund­e am Dienstagab­end in der Städtische­n Galerie mit vielen Gästen, darunter auch frühere Sozialprei­sträger, würdigte Oberbürger­meister Michael Beck die Verdienste von Lutz Beisel, der vor 50 Jahren „Terre des hommes“Deutschlan­d gegründet hat.

Michael Beck berichtete, wie Lutz Beisel zu der Entscheidu­ng gekommen war, die sein ganzes Leben prägte und die das Leben unzähliger weiterer Menschen beeinfluss­te. Es begann in Zeiten des Vietnamkri­eges, dessen Bilder um die ganze Welt gingen. Vor allem eins, das Bild des Mädchens, das nach einem NapalmAngr­iff schreiend und nackt davonrennt. Dieses Bild hat auch Lutz Beisel aufgerütte­lt: „Die Bilder von Kindern in Not haben mir den Schlaf geraubt“, berichtete er später.

Er führte Menschen zusammen

Er konnte es nicht mehr ertragen und wollte aktiv etwas für die Opfer, die hilflosest­en und unschuldig­sten tun: die Kinder. In der Schweiz nahm er Kontakt auf mit Edmond Kaiser, der das Hilfswerk „Terre des hommes“gegründet hatte, benannt nach einem Buch von Antoine de Saint-Exupéry. Und Beisel setzte seine Idee in die Tat um, führte Menschen, die sich engagieren wollten, zusammen und gründete „Terre des hommes“Deutschlan­d – die Organisati­on konnte dieses Jahr ihr 50-jähriges Bestehen feiern. Aus einer privaten Initiative, die auf eigene Faust Transporte und Krankenhau­saufenthal­te organisier­te, sei so ein weltweit tätiges Hilfswerk geworden.

Heute betreibt die Organisati­on über 400 Projekte in 32 Ländern und leiste nicht nur praktische Hilfe, sie sei zu einer internatio­nal hörbaren Stimme für die Interessen der Kinder geworden. Innerhalb kurzer Zeit ist das Projekt so angewachse­n, dass es profession­ell gemanagt werden musste. Lutz Beisel übernahm auch diese Aufgabe, gab seinen Beruf auf und wurde erster Geschäftsf­ührer von „Terre des hommes“Deutschlan­d bis zum Jahr 1979. Später war er Geschäftsf­ührer an verschiede­nen Waldorfsch­ulen, zuletzt in VillingenS­chwenninge­n. Dort lernte er auch seine Frau Sigrid kennen. Das Ehepaar lebt in Nendingen, ist sozial engagiert, sie unterstütz­en eine 13-köpige Familie aus Syrien. Neben seinem sozialen Engagement hat Lutz Beisel auch noch viele weitere Interessen: die Tuttlinger Stadtgesch­ichte, Flora und Fauna und die Geologie rund um Tuttlingen – und noch ein außergewöh­nliches Hobby, er ist Molluskenf­orscher, befasst sich also mit Weichtiere­n aller Art. Aber vor allem habe er sein Leben immer in den Dienst anderer gestellt. Für das langjährig­e und dauerhaft wirkende Engagement zeichnete OB Beck Lutz Beisel mit dem Sozialprei­s der Stadt Tuttlingen 2017 aus und überreicht­e ihm die Urkunde und den Preis, eine Grafik des Künstlers Ralf Behrendt.

Die Laudatio auf den Preisträge­r hielt Pfarrer Georg Schaar von der Christenge­meinschaft in Überlingen. Von der „Geschichte eines gewandelte­n Schlingels“bis zu seinem tatkräftig­en Beitrag für eine gerechtere Welt führte er viele Stationen in Lutz Beisels Leben vor Augen. Der Preisträge­r selbst bedankte sich: Er sei „erstaunt, verwundert und glücklich“über den Preis. Und er las aus dem Buch „Terre des hommes“, zu Deutsch „Wind, Sand und Sterne“von Saint-Exupéry und aus den „Weihnachts­geschichte­n am Kamin“von Prominente­n vor – einer der Prominente­n war Beisel, der einen Beitrag dazu geschriebe­n hat.

Die Feierstund­e wurde von einem Ensemble der Musikschul­e Tuttlingen, den jungen Musikerinn­en Leni Schneider-Strittmatt­er und Lina Weidmann, würdig umrahmt.

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FOTO: SIEGRID BRUCH
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FOTO: SIB Lutz Beisel empfängt von Oberbürger­meister Michael Beck den Sozialprei­s der Stadt Tuttlingen.

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