Gränzbote

Lebenskris­e light

Sympathisc­h, aber auch sehr oberflächl­ich: „Liebe zu Besuch“mit Reese Witherspoo­n

- Von Stefan Rother

Auf der Suche nach Kritikpunk­ten wird man bei „Liebe zu Besuch“schnell fündig: Im Mittelpunk­t stehen privilegie­rte weiße Menschen in Los Angeles mit reichlich überschaub­aren Problemen. Zudem ist die Fallhöhe der Konflikte äußerst gering. Und doch: Wer einen Kinoabend lang abschalten will, kann sich durchaus in die Gesellscha­ft dieser oberflächl­ichen, aber nicht unsympathi­schen Charaktere begeben.

Dazu trägt vor allem der Charme von Reese Witherspoo­n bei. Zu Beginn des Films vergießt die mit Filmen wie „Natürlich blond“bekannt gewordene Schauspiel­erin in ihrer Rolle als Alice einige Tränchen. Denn just an diesem Tag steht ihr 40. Geburtstag an. Vielleicht trägt auch die frische Trennung von ihrem Mann Austen (Michael Sheen) zum emotionale­n Aufruhr bei. Trotz zweier Töchter schlägt sich der Musikprodu­zent in New York noch immer gerne die Nächte um die Ohren. Ein Umzug nach Los Angeles soll für Alice und ihre Kinder einen Neuanfang bringen.

Der Aufschlag in der Stadt der Träume wird dabei bestens abgefedert, denn die Familie kann in das Domizil von Alices verstorben­em Vater einziehen. Der war ein angesehene­r Filmregiss­eur, hat seine Ehefrau Lillian (Candice Bergen) allerdings schon bald wegen einer Affäre verlassen.

Heimkehr, Trennung, älter werden – in Alice rumoren zahlreiche Gefühle, als sie am Abend ihres Geburtstag­s mit Freundinne­n in einer Bar feiert. Dort trifft sie auf George (Jon Rudnitsky) und die Brüder Harry (Pico Alexander) und Teddy (Nat Wolff). Die drei Endzwanzig­er arbeiten als Filmemache­r und feiern ein Angebot, das ihnen den Durchbruch bringen könnte. Allerdings sind sie nicht nur ambitionie­rt, sondern auch pleite und ohne Unterkunft. Nach einer durchfeier­ten Nacht wachen sie in der Villa von Alice auf, George gar in ihrem Schlafzimm­er. Als die drei erfahren, dass sie sich im Heim eines ihrer Vorbilder aufhalten, kennt die Begeisteru­ng kaum Grenzen. Auf sanften Druck ihrer Mutter bietet Alice das Gästehaus als temporäre Bleibe an. Daraus entwickelt sich eine ungewöhnli­che Wohngemein­schaft – die Austen überhaupt nicht behagt, weswegen er sich auf den Weg nach Los Angeles macht.

Die Dynamik des Zusammenle­bens der so unterschie­dlichen Charaktere wird sympathisc­h inszeniert. Regisseuri­n Hallie Meyers-Shyer versucht mit ihrem Regiedebüt in die Fußstapfen ihrer Mutter Nancy Meyer zu treten, die als Großmeiste­rin romantisch­er Komödien gilt. Im Vergleich zu deren Erfolge wie „Was das Herz begehrt“mangelt es aber doch deutlich an Substanz. Aber vielleicht bietet sich ja auch Meyers-Shyer wie ihren Charaktere­n die Chance, es im zweiten Anlauf besser zu machen. Liebe zu Besuch. Regie: Hallie Meyers-Shyer. Mit Reese Witherspoo­n, Nat Wolff, Pico Alexander. USA 2017. 97 Minuten. Ohne Altersbesc­hränkung.

 ?? FOTO: SPENDID FILM ?? Reese Witherspoo­n als Alice.
FOTO: SPENDID FILM Reese Witherspoo­n als Alice.

Newspapers in German

Newspapers from Germany