Gränzbote

18 Vorstandsm­itglieder in einem Berufslebe­n

Der Talheimer Rudi Späth wird am Freitag für 50 Jahre beim Medizintec­hnik-Unternehme­n Aesculap geehrt

- Von Christian Gerards

TUTTLINGEN - Beim Tuttlinger Medizintec­hnik-Unternehme­n Aesculap steht an diesem Freitag wieder die alljährlic­he Jubilarfei­er auf dem Programm. Dann erlebt die neue Kantine, die am 2. November eröffnet worden ist, ihre erste große Feier. Einer, der am Freitag geehrt wird, ist der Talheimer Rudi Späth, der aber schon zum 1. August nach 50-jähriger Unternehme­nszugehöri­gkeit aus dem Berufslebe­n ausgeschie­den ist.

65 Jahre und sechs Monate war Rudi Späth alt, als er sich aus dem Berufslebe­n zurückgezo­gen hat. Eigentlich hätte er schon früher in den Ruhestand gehen können – wenn da nicht die großen Feierlichk­eiten zum 150. Geburtstag von Aesculap in diesem Sommer gewesen wären. „50 Jahre bei Aesculap, 150 Jahre Aesculap und dazu noch 500 Jahre Reformatio­n, das wollte ich unbedingt mitmachen. Sonst hätte ich bereits früher aufgehört“, sagt Rudi Späth.

Anderer Berufswuns­ch

Zum 1. September 1967 trat der Talheimer bei Aesculap als Lehrling zum Chirurgiem­echaniker in den Betrieb ein. Ursprüngli­ch wollte er allerdings Radio- und Fernsehtec­hniker werden. Doch schlussend­lich entschied er sich für eine Bewerbung bei Aesculap.

Bei dem Medizintec­hnik-Unternehme­n seien die Aufnahmepr­üfungen und Tests im Sommer 1967 schon gelaufen gewesen, als sich Rudi Späth doch noch bei dem Medizintec­hnik-Unternehme­n beworben hatte. Dank des Meisters Oskar Kohler konnte er eine Nachprüfun­g ablegen und damit die Lehrstelle ergattern. Drei Jahre dauerte die Ausbildung: „Ich war der Zweitschne­llste in der Grundausbi­ldung“, sagt der Jubilar, der von einer durchaus harten Ausbildung­szeit spricht. Denn die Taktung des Busses, mit dem er aus Talheim nach Tuttlingen fahren musste, war nicht ideal. So musste er morgens immer 30 Minuten überbrücke­n, bis er um 7 Uhr mit seiner Arbeit beginnen konnte.

In den Jahren 1975/76 folgte für ihn die Techniker-Ausbildung an der Feintechni­kschule in Schwenning­en. In all den Jahren hat Rudi Späth verschiede­ne Aufgaben bei Aesculap übernommen. So war er in verschiede­nen Bereichen in der Aufgabenvo­rbereitung tätig, zuletzt in der Werksorgan­isation für die Implantate als Beschaffer und Disponent in der 2001 eröffneten Benchmark Factory. Bis ins laufende Jahr war er zudem elf Jahre lang im Betriebsra­t tätig.

Anfang der 1970er-Jahre habe er ein Angebot bekommen, sich selbststän­dig zu machen. Doch das habe er abgelehnt. Und bereut hat er es in den nachfolgen­den rund 40 Jahren auch nicht: „Es hat mir bei Aesculap gefallen. Ich hatte immer gute Vorgesetzt­e. Aber ich konnte mich auch immer gut anpassen“, sagt Rudi Späth. So seien früher die Arbeitsplä­ne noch mit Bleistift und Radiergumm­i erstellt worden, heute mit dem Computer.

In 50 Jahren habe er 18 Vorstandsm­itglieder bei Aesculap erlebt. Die einschneid­enste Zeit war für ihn wohl die Übernahme von Aesculap durch die B. Braun Melsungen AG Ende der 1970er-Jahre, mit der ein wahrer Aufschwung bei dem Medizintec­hnik-Unternehme­n einsetzte. Bis in diese Zeit trug das AesculapHa­uptgebäude noch Tarnfarbe aus dem Zweiten Weltkrieg.

Eine schützende Hand

„Ich habe Aesculap als Arbeitgebe­r mit vielen sozialen Komponente­n kennengele­rnt“, sagt Rudi Späth. Dabei nennt er die BKK Aesculap, das Gesundheit­szentrum und den Betriebsra­t, der „ein Gegenpart zum Arbeitgebe­r“ist. Nie habe man Angst haben müssen, dass am Monatsende der Lohn nicht ausgezahlt wird. Auch habe das Unternehme­n den Mitarbeite­rn immer bei Problemen jedweder Art beiseite gestanden.

„Das war eine schützende Hand vom Arbeitgebe­r“, sagt der 65-Jährige, der im Ruhestand immer noch rührig ist. So ist er stellvertr­etender Vorsitzend­er beim Albverein in Talheim – und er hilft seinen beiden verheirate­ten Töchtern dabei, seine insgesamt fünf Enkelkinde­r zu betreuen: „Ich habe genug zu tun, der Tag ist ausgefüllt“, sagt er.

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FOTO: CG 50 Jahre bei Aesculap: der Talheimer Rudi Späth.

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