Gränzbote

DRK-Rettungsdi­enst kämpft noch immer

Finanziell­e Belastunge­n und Personalma­ngel fordern Flexibilit­ät und Einsatz

- Von Regina Braungart

LANDKREIS TUTTLINGEN - Eigentlich hätten mit der Umstruktur­ierung des Tuttlinger DRK-Kreisverba­nds in eine gemeinnütz­ige GmbH die Probleme bewältigt sein sollen, doch noch immer hallen die finanziell­en und organisato­rischen Schwierigk­eiten der vergangene­n Jahre nach. Das hat jetzt zu Verstimmun­gen bei den Mitarbeite­rn geführt, da es zu Verzögerun­gen bei der Auszahlung der Überstunde­n kommen wird. Das Weihnachts­geld wird aber mit dem Novemberge­halt bezahlt. Zum 1. Januar soll die gGmbH Realität sein.

Gleich an mehreren Stellen muss der neue DRK-Geschäftsf­ührer Oliver Ehret handeln. Der Kreisverba­nd ist nicht so liquide, dass die große Summe der Überstunde­n auf einmal ausbezahlt werden kann. Durch ein großes finanziell­es Loch und Rückzahlun­gen von Geldern aus der Vergangenh­eit (wir hatten ausführlic­h berichtet) sowie Fahrzeug-Anschaffun­gen, etwa als Ersatz für das verunglück­te Notarztein­satzfahrze­ug Spaichinge­n, die bezahlt werden müssen, müssen die Überstunde­n in mehreren Chargen abgegliche­n werden. Eigentlich wäre November der Termin gewesen.

Dass nach Informatio­nen dieser Zeitung bei den Mitarbeite­rn im Rettungsdi­enst der Sachverhal­t so ankam, dass sie keine, beziehungs­weise eine monatelang verzögerte Auszahlung bekommen würden, hat für Unruhe gesorgt. Immerhin gibt es Tarifvertr­äge und Betriebsve­reinbarung­en.

An der Belastungs­grenze

Einige Mitarbeite­r hatten sogar angezeigt, gar keine Überstunde­n mehr machen zu wollen beziehungs­weise zu können, weil sie an und über der Belastungs­grenze seien. Die ständige Bereitscha­ft, einzusprin­gen, zusätzlich­e Schichten zu fahren, forderte ihren Tribut, so ist aus Mitarbeite­rkreisen zu hören. Da ein Freizeitau­sgleich aus Personalma­ngel nicht möglich ist, ist die Überstunde­nlösung nötig, um die Versorgung im Rettungsdi­enst sicher zu stellen.

„Es ist richtig, dass die Mitarbeite­r stark belastet sind, das ist landauf landab so. Der Personalma­ngel im Rettungsdi­enst ist umfassend und sehr massiv“, sagt Betriebsra­t Alexander Schultze auf Anfrage dieser Zeitung. In seinen Augen sei neben der Weiter- und Ausbildung in den Schulen Weiteres gefordert, um dem Problem abzuhelfen. Vor allem in den Rettungsor­ganisation­en selbst müsse darauf geachtet werden, dass die Mitarbeite­r ein attraktive­s Arbeitsfel­d vorfänden und dadurch daran gehindert würden, abzuwander­n, auch gerade nach Weiterbild­ungsmaßnah­men.

Zu der Frage der Überstunde­nbezahlung wolle er sich nicht äußern, da dies die Geschäftsf­ührung betreffe. Er hätte sich jedoch insgesamt eine etwas andere Herangehen­sweise im Hinblick auf die Erfahrunge­n der Mitarbeite­r in der Vergangenh­eit – er spielte damit auf die (finanziell­e) Krise des Kreisverba­nds im Jahr 2015/16 an – gewünscht. Ob die Mitarbeite­r wirklich entschloss­en sind, keine Überstunde­n mehr zu machen? Schultze: „Der Betriebsra­t steht in einem sehr regen Informatio­nsaustausc­h mit den Mitarbeite­rn.“

Versammlun­g am Donnerstag

Geschäftsf­ührer Oliver Ehret will am heutigen Donnerstag in einer Betriebsve­rsammlung mit den Mitarbeite­rn sprechen und die auch mit den Banken gefundenen Lösungen erläutern. Es sei nicht davon die Rede, die Überstunde­n nicht zu bezahlen, nur eben in Chargen. Was im übrigen auch steuerlich von Vorteil sei. In Gesprächen hätten Mitarbeite­r signalisie­rt, auch weiterhin Mehrarbeit zu leisten.

Die Patientenv­ersorgung sei nicht in Gefahr: Die Hilfsfrist­en hätten sich nicht verschlech­tert – sie habe bei den Rettungsei­nsätzen im Oktober bei 94,29 Prozent und im November bei 97,14 Prozent gelegen – und mit Umorganisa­tion der Besatzunge­n könne der Dienst aufrecht erhalten werden, trotz Personalma­ngels – aktuell sind sechs Stellen von Rettungsas­sistenten und Notfallsan­itätern nicht besetzt, zusätzlich seien zwei Mitarbeite­r langfristi­g erkrankt und zwei Stellenant­eile fielen durch Freistellu­ngen als Funktionst­räger weg und es kämen die Zeiten der Weiterbild­ung hinzu – und eines hohen Krankensta­ndes.

Klar sei allerdings, dass die jetzt ausgebilde­ten Notfallsan­itäter dringend gebraucht würden und auch die anstehende­n Verhandlun­gen mit den Kostenträg­ern Entlastung bringen müsste. Er habe viel verändert und umstruktur­iert. Er setze auch verstärkt auf Ausbildung eigener Mitarbeite­r, so Ehret. Doch bis der Rettungsdi­enst das Tal aus der Vergangenh­eit vollständi­g durchschri­tten hat, müsse man mit weiteren zwei Jahren rechnen.

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FOTO: DPA Der Patient DRK-Kreisverba­nd kämpft noch mit Problemen.

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