CDU-Fraktionschef Schumacher tritt zurück
Private und berufliche Gründe – Konflikte im Gemeinderat kosten viel Zeit und Kraft
SPAICHINGEN - Der CDU-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat, Tobias Schumacher, zieht sich aus dem Gremium zurück. Formell muss darüber der Gemeinderat am kommenden Montag entscheiden, faktisch ist das aber nur eine Formalie, weil Schumacher seit über zehn Jahren dem Gremium angehört. Er ist seit 2004 im Rat. Nachfolger in der CDU-Fraktion ist Ulrich Braun. Er ist damit der dritte Nachrücker in der CDU-Fraktion in dieser Wahlperiode nach Kerstin Scheffler (für Ralf Ellenberger im März 2015) und Stephan Stitzenberger (für Hans Otto Müller im Januar 2017).
Grund für seinen Rückzug sei, dass er sich verstärkt um seine Familie kümmern wolle – er hat einen kleinen Sohn von einem dreiviertel Jahr und seine Frau, Juristin im Referendariat, wird wieder ab Dezember arbeiten. Außerdem expandiere die Kanzlei, die er mit Patric Kollmar führt, stetig. Schumacher ist von Beruf Anwalt, Kollmar Steuerberater. Die Kanzlei werde demnächst in größere Räume in die Bahnhofstraße umziehen. Sie hat inzwischen fünf Mitarbeiterinnen.
„Ich habe lange überlegt und die Entscheidung lange abgewogen, denn schließlich haben mich die Bürger ja gewählt.“Aber bei allen Ehrenämtern – er ist auch im Kreistag und dabei im Aufsichtsrat des Klinikums sowie Vorsitzender des zweitgrößten Spaichinger Vereins, des SVS sowie im Bezirksvorstand der CDU – sei der Gemeinderat die zeitraubendste und anstrengendste Tätigkeit, so Schumacher auf Anfrage dieser Zeitung. „Wir haben gute Ergebnisse erzielt, aber es hat Nerven gekostet.“90 Prozent aller Beschlüsse verliefen einvernehmlich, aber die restlichen zehn Prozent hätten viel Kraft gekostet. Schumacher spielte dabei vor allem auf die Zusammenarbeit und Konflikte mit Bürgermeister Schuhmacher an.
Großes Bedauern ausgedrückt
Entsprechend seien die Reaktionen. Insgesamt werde ihm großes Bedauern ausgedrückt, aber auch Verständnis: „Wer es beob achtet hat, der kann es nachvollziehen.“Zeit habe zunehmend auch gekostet, innerhalb der sechs Fraktionen um Mehrheiten zu einzelnen Sachfragen zu ringen, nachdem in den vergangenen Wahlen die CDU-Fraktion immer kleiner geworden sei. Wegen der Nerven aufreibenden Konflikte sei es immer schwieriger geworden, amtierende Räte zur erneuten Kandidatur zu bewegen.
„Entscheidung nicht leicht“
Die Arbeit als Gemeinderat mache an sich Freude, denn man könne einiges bewegen. Er habe viel gelernt bei dieser spannenden Aufgabe. „Daher fällt mir die Entscheidung nicht leicht“, so Schumacher. Wichtig sei ihm seit seiner Wahl 2004 gewesen, die Entwicklung innerhalb des Stadtzentrums weiter voran zu treiben, mit der Neugestaltung von Busbahnhof und Marktplatz Akzente zu setzen. Auch sei ihm immer wichtig gewesen, im Zentrum attraktives Wohnen zu ermöglichen und nicht so sehr in die Fläche zu gehen. Außerdem sei die Unterstützung der Bildungseinrichtungen Spaichingen eines seiner Herzensanliegen gewesen und die Unterstützung von Vereinen und Ehrenamt, etwa durch den Kunstrasenplatz, das neue Umkleidegebäude oder jetzt die Sanierung der Stadionhalle.
Sein Nachfolger Ulrich Braun bekam bei der Kommunalwahl 2014 1087 Stimmen. Der 45-Jährige ist Diplom-Verwaltungswirt und beruflich Geschäftsführer des CDU-Kreisverbands. Bei den derzeitigen Haushaltsberatungen wird er mitarbeiten können. Wer Schumacher im Fraktionsvorsitz nachfolgen werde, werde die Fraktion bis zur nächsten Ratssitzung beschließen.