Gränzbote

Herzig, selbst wenn der Humor schwarz ist

Der charmante „Italo-Schwabe“Heinrich del Core hat das Stadthalle­n-Publikum im Griff

- Von Kornelia Hörburger

TUTTLINGEN- Für die Fernsehauf­zeichnung des SWR musste nichts gestellt werden, es brauchte keine verabredet­en „Applaus“- oder „Lachen“Erinnerung­en: Die Begeisteru­ng des Publikums für den „Krähe“-Abräumer und Moderator Heinrich del Core mit seinem aktuellen Programm „Ganz arg wichtig“war spontan, die lauthalsen, kurz getakteten Lacher echt.

Wer schafft es, die Stadthalle gleich an zwei kurzfristi­g zur Fernsehauf­zeichnung eingeschob­enen Terminen ruckzuck und komplett zu füllen? Knallrote Schuhe sind Heinrich del Cores Erkennungs­zeichen, genau wie sein treuherzig­es Lächeln – als ob er kein Wässerlein trüben könne. Dem Publikum vertraute Alltagssit­uationen entwickelt der charmante „Italo-Schwabe“zu zündenden Dialekt-Comedy-Nummern, die das Publikum aller Altersstuf­en gleicherma­ßen mitreißen. Selbst dort, wo der Humor kurz mal schwarz wird, bleibt del Core stets liebenswür­dig – ein richtig „herziger“Comedian mit Knuddelfak­tor.

Dabei sind seine Themen gar nicht selten unterhalb der Gürtellini­e angesiedel­t. Etwa das „Luxus-Dusch-WC“, das mit delikaten Sonderfunk­tionen ausgestatt­et ist. Del Core benennt Dinge nicht brutal direkt und überlässt viel der Fantasie seiner Zuhörer, um dann scheinbar arglos anzumerken: „Ich weiß ja nicht, woran Sie jetzt da gerade denken, wenn Sie lachen!“

Eine besondere Verbindung zum einheimisc­hen Publikum schafft del Cores Dialekt. Er spricht nicht nur irgendeine Variante von „Schwäbisch“– er „schwätzd genau we mir“. Schließlic­h sei seine Mutter „ein Rottweiler“. Und sein Vater Italiener, der auch nach 50 Jahren in Deutschlan­d einzelne Begriffe noch blumig umschreibe: „Pfirsich ohne Fell“etwa für Nektarine oder „Gras mit Strom“für Brennnesse­ln. Sein Vater hat del Core auch eine urkomische Odyssee im Baumarkt beschert. Wobei ein Baumarkt Männern all das biete, was Douglas für Frauen an Verführung bereithalt­e: Pinsel, Abdeckfarb­e und Spachtelma­sse.

Familienko­mmunikatio­n per Facebook

Seinen Kindern hätte sich Del Core inzwischen voller medialem Ehrgeiz angepasst, erklärt er. Er kommunizie­re mit ihnen vom Wohnzimmer aus in den ersten Stock hinauf jetzt per Facebook.

Del Cores Frau dürfte, sollten die Geschichte­n nicht völlig frei erfunden sein, einiges an Nehmerqual­itäten aufzubring­en haben. Das Fernsehpro­gramm, das beim Bügeln gelaufen war, könne er an seinen Hemden ablesen. Und ein unerschöpf­liches Thema bietet ein „Mitbewohne­r, der keine Miete zahlt, Lärm wie ein Jumbo macht und Platz braucht“: der „Thermomix“. Ein Bauarbeite­r hätte sich bei seiner Frau beklagt, draußen bei diesem Lärm nicht arbeiten zu können. Er hoffe, seine Frau lasse sich von der Maschine „nicht aus der Küche mobben“. Schließlic­h hätte er immer so schön seine Ruhe gehabt, solange sie noch gekocht hätte. Del Core selber hatte sich anstelle eines Küchenhelf­ers innigst eine Drohne gewünscht. Die bekam er zwar von seiner Frau geschenkt, allerdings lag da „Willi von der Biene Maja auf dem Wohnzimmer­tisch“.

In del Cores Weihnachts­geschichte erscheint die Heilige Familie als Patchworkf­amilie und Maria als alleinerzi­ehende Mutter. Glückliche­rweise hätte sie einen kostenlose­n Krippenpla­tz für Jesus erhalten. Und überhaupt „Weihnachte­n“: „Was brauch ich einen Tannenbaum? Wir haben doch Eiche rustikal“, meint del Core. An Weihnachte­n wird das Programm übrigens ausgestrah­lt: am 26. Dezember, um 23.30 Uhr. Zu spät? Del Core sagt dazu: „A wa, do sind se doch no wach, do fanget Se jo grad erschd a mit streite!“

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FOTO: KORNELIA HÖRBURGER Knallrote Schuhe – del Cores Erkennungs­zeichen.

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