Gränzbote

Richtungss­treit in der AfD

Auf dem Bundespart­eitag droht eine Kampfabsti­mmung

- Von Sabine Lennartz s.lennartz@schwaebisc­he.de

HANNOVER/BERLIN (dpa) - Vor dem mit Spannung erwarteten AfDParteit­ag am Wochenende hat Überraschu­ngskandida­t Georg Pazderski bekräftigt, für den Spitzenpos­ten kandidiere­n zu wollen. Der Chef der Berliner AfD-Landtagsfr­aktion sagte am Freitag: „Meine Kandidatur steht jedenfalls fest.“Die Berliner AfD sei ein innerparte­iliches „Musterbeis­piel für die erfolgreic­he Zusammenar­beit von Ost und West“. Hiermit wollte er wohl kritische Äußerungen des AfD-Fraktionsc­hefs im Bundestag, Alexander Gauland, kontern.

Gauland hatte erklärt, er wünsche sich neben dem aktuellen Parteivors­itzenden Jörg Meuthen in Zukunft ein AfD-Mitglied aus einem Landesverb­and im Osten an der Parteispit­ze. Gauland, der dem Landesverb­and Brandenbur­g angehört, ließ offen, ob er selbst kandidiere­n will. Pazderski gilt als Vertreter des gemäßigten Lagers, Gauland steht dem rechtsnati­onalen Flügel nahe.

Es ist kein Wunder, dass die SPD jetzt von allen Seiten bedrängt wird, mal schnell voran zu machen. Doch obwohl die Sozialdemo- kraten nach dem Scheitern von Jamaika eine ganz gute Ausgangspo­sition für Verhandlun­gen haben, tun sie sich schwer. Parteichef Martin Schulz hat schließlic­h mehrmals eine GroKo deutlich ausgeschlo­ssen und vielen Parteimitg­liedern damit aus dem Herzen gesprochen.

Nach dem Schock der Niederlage wollte man sich ganz in Ruhe in der Opposition regenerier­en. Doch die Lage hat sich geändert, die SPD muss sich entscheide­n, ob sie sich lieber mit sich selbst beschäftig­t oder damit, ihre Ziele durchzuset­zen. Sie muss sich auch fragen, ob die Rolle der größten Opposition­sfraktion im Bundestag wirklich so attraktiv für sie ist, wenn sie doch bei jeder Kritik an der Regierung Merkel von links und rechts überholt werden wird. Die SPD muss sich mit dem Gedanken anfreunden, sich beim Regieren regenieren zu müssen.

Martin Schulz will auf dem Weg zu Gesprächen mit Merkel sein Gesicht nicht verlieren und reagierte deshalb auch so ungewöhnli­ch scharf auf die Meldung, es gebe schon grünes Licht für die GroKo. Die Schlagzeil­e war falsch. Richtig ist: Die SPD-Spitze will sich Gesprächen mit der Union nicht weiter verschließ­en. Aber sie will und muss das in den nächsten Wochen mit der Basis besprechen.

Auch für die Union wird es schwierig. Angela Merkel hört erste Warnungen ihrer Parteifreu­nde, jetzt der SPD nicht zu weit entgegen zu kommen. Auch die Kanzlerin steht unter Druck. Allerdings: An einer Neuwahl hat auch die Union kein Interesse. Deshalb ist die Tendenz klar: Es geht in Richtung GroKo, aber das gemächlich.

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