Schluss mit unbegrenztem Parken
Stadt Tuttlingen führt neues Parksystem ein – Autos sollen aus der Innenstadt raus
TUTTLINGEN - Die Stadt Tuttlingen revolutioniert ihr Parksystem. Weniger Autos in der Innenstadt lautet das Credo. So gibt es in Zukunft mehr gebührenpflichtige und zeitlich begrenzte Parkplätze. Unbegrenzt und kostenlos parken kann man nur noch außerhalb der Innenstadt. Der Technische Ausschuss (TA), der der Neuregelung weitgehend zustimmte, brachte noch einige Anregungen ein. Konkret sieht das Konzept folgende Änderungen vor:
Der Kernbereich (in der Grafik rot) wird ausgeweitet. In diesem Bereich kann künftig nur noch maximal zwei Stunden geparkt werden – Kostenpunkt 50 Cent pro halbe Stunde. Anwohner können Parkausweise beantragen. Auch der Bereich des Bahnhofs wird künftig in den gebührenpflichtigen Teil fallen. Da die Firma Aesculap dort ein Parkhaus plant, mache es keinen Sinn, die umliegenden Parkplätze kostenlos anzubieten, teilte die Stadt Tuttlingen während der TA-Sitzung mit. Nicht betroffen sind die Park-and-Ride-Parkplätze für Bahnfahrer.
In den gelben Bereichen ist das Parken künftig ebenfalls auf zwei Stunden begrenzt – kostenlos und per Parkscheibe. Überlegt wird noch, für diese Bereiche ein Halb-Tages-Ticket einzurichten, mit dem länger geparkt werden kann. Es gelten der Anwohnerparkausweis sowie der neue Beschäftigtenparkausweis.
Ebenfalls kostenloses Parken für bis zu zwei Stunden per Parkscheibe gibt es in den hellblau gekennzeichneten Bereichen. Auch hier gilt der Anwohnerparkausweis.
Kostenlos bleibt das Parken auf dem Donauspitz (braune Fläche). Vorgesehen war, auch hier das Parken auf zwei Stunden zu beschränken. Durch Vetos im Technischen Ausschuss soll hier jedoch ebenfalls ein Halb-Tages-Ticket angeboten werden, um längeres Parken zu ermöglichen. Auf dem Donauspitz kann künftig auch mit dem Beschäftigtenparkausweis geparkt werden.
Eingeführt werden soll ein Beschäftigtenparkausweis, der in den dafür vorgesehenen Gebieten unbegrenztes Parken erlaubt. Beantragt werden kann er von Personen, die im Bereich der Innenstadt arbeiten – Kostenpunkt etwa 120 Euro pro Jahr. Mit der Neuregelung verfolgt die Stadt Tuttlingen eines: Mehr Leute sollen auf Bus, Bahn oder Fahrrad umsteigen. „Die Stadt ertrinkt im Verkehr“, sagte Oberbürgermeister Michael Beck. Um die teils „chaotischen Zustände“, wie es Michael Herre vom Fachbereich Planung und Bauservice formulierte, in den Griff zu bekommen, strebe man ein geordnetes Parken in der Innenstadt an. „Wir wollen aber auch unseren Spitzenplatz als Einkaufsstadt nicht gefährden“, gab Beck zu bedenken.
„Wie teuer darf Parken sein?“
Die Mitglieder des Technischen Ausschusses begrüßten das Konzept grundsätzlich, hatten jedoch einige Kritikpunkte und Anregungen parat. Michael Seiberlich (CDU) sprach von einer „gefährlichen Grenzsituation“: Wie teuer darf Parken sein, bevor Kunden vertrieben werden?, fragte er. Gesine Barthel-Wottke (FDP) regte den Ausbau der Parkplätze auf dem Donauspitz an – eventuell mittels eines Parkdecks. „Die Stadt muss unbedingt Parkplätze anbieten, das ist eine ganz wichtige Forderung, die wir stellen.“In diese Richtung argumentierte auch die CDU: „Wir müssen mit hohem Tempo daran arbeiten, dass man Parkdecks baut“, sagte Seiberlich.
Carl-Roland Henke (Freie Wähler) äußerte die Probleme seiner Fraktion bezüglich des Beschäftigten park ausweises. Die Parkplatz-Not werde dadurch nicht gemildert, sagte er. Uwe Schwartzkopf (LBU) sprach von einem V er drängungs wettbewerb am Rande der gekennzeichneten Flächen. Er sprach sich zudem dafür aus, wieder über ein Kurzparken in der Innenstadt nachzudenken, wie es zu Zeiten des sogenannten Brezel-Tarifs möglich gewesen war. „Das war für viele Geschäfte wichtig“, sagte er.
Von mehreren Räten kritisiert wurde die Parkdauer von zwei Stunden. „Das ist zum Shoppen zu wenig“, sagte etwa Seiberlich. Hier möchte die Stadt nun nachjustieren und HalbTages-Tickets anbieten.
Übrigens: Umgesetzt werden soll das neue Parkkonzept schrittweise. Zunächst wird auf den bislang unbegrenzt nutzbaren Parkplätzen zwischen Poststeg und Aesculap-Platz die Zwei-Stunden-Begrenzung eingeführt. Spätestens im Februar wird das Thema erneut im Gemeinderat behandelt.