Gränzbote

Schluss mit unbegrenzt­em Parken

Stadt Tuttlingen führt neues Parksystem ein – Autos sollen aus der Innenstadt raus

- Von Sabine Krauss

TUTTLINGEN - Die Stadt Tuttlingen revolution­iert ihr Parksystem. Weniger Autos in der Innenstadt lautet das Credo. So gibt es in Zukunft mehr gebührenpf­lichtige und zeitlich begrenzte Parkplätze. Unbegrenzt und kostenlos parken kann man nur noch außerhalb der Innenstadt. Der Technische Ausschuss (TA), der der Neuregelun­g weitgehend zustimmte, brachte noch einige Anregungen ein. Konkret sieht das Konzept folgende Änderungen vor:

Der Kernbereic­h (in der Grafik rot) wird ausgeweite­t. In diesem Bereich kann künftig nur noch maximal zwei Stunden geparkt werden – Kostenpunk­t 50 Cent pro halbe Stunde. Anwohner können Parkauswei­se beantragen. Auch der Bereich des Bahnhofs wird künftig in den gebührenpf­lichtigen Teil fallen. Da die Firma Aesculap dort ein Parkhaus plant, mache es keinen Sinn, die umliegende­n Parkplätze kostenlos anzubieten, teilte die Stadt Tuttlingen während der TA-Sitzung mit. Nicht betroffen sind die Park-and-Ride-Parkplätze für Bahnfahrer.

In den gelben Bereichen ist das Parken künftig ebenfalls auf zwei Stunden begrenzt – kostenlos und per Parkscheib­e. Überlegt wird noch, für diese Bereiche ein Halb-Tages-Ticket einzuricht­en, mit dem länger geparkt werden kann. Es gelten der Anwohnerpa­rkausweis sowie der neue Beschäftig­tenparkaus­weis.

Ebenfalls kostenlose­s Parken für bis zu zwei Stunden per Parkscheib­e gibt es in den hellblau gekennzeic­hneten Bereichen. Auch hier gilt der Anwohnerpa­rkausweis.

Kostenlos bleibt das Parken auf dem Donauspitz (braune Fläche). Vorgesehen war, auch hier das Parken auf zwei Stunden zu beschränke­n. Durch Vetos im Technische­n Ausschuss soll hier jedoch ebenfalls ein Halb-Tages-Ticket angeboten werden, um längeres Parken zu ermögliche­n. Auf dem Donauspitz kann künftig auch mit dem Beschäftig­tenparkaus­weis geparkt werden.

Eingeführt werden soll ein Beschäftig­tenparkaus­weis, der in den dafür vorgesehen­en Gebieten unbegrenzt­es Parken erlaubt. Beantragt werden kann er von Personen, die im Bereich der Innenstadt arbeiten – Kostenpunk­t etwa 120 Euro pro Jahr. Mit der Neuregelun­g verfolgt die Stadt Tuttlingen eines: Mehr Leute sollen auf Bus, Bahn oder Fahrrad umsteigen. „Die Stadt ertrinkt im Verkehr“, sagte Oberbürger­meister Michael Beck. Um die teils „chaotische­n Zustände“, wie es Michael Herre vom Fachbereic­h Planung und Bauservice formuliert­e, in den Griff zu bekommen, strebe man ein geordnetes Parken in der Innenstadt an. „Wir wollen aber auch unseren Spitzenpla­tz als Einkaufsst­adt nicht gefährden“, gab Beck zu bedenken.

„Wie teuer darf Parken sein?“

Die Mitglieder des Technische­n Ausschusse­s begrüßten das Konzept grundsätzl­ich, hatten jedoch einige Kritikpunk­te und Anregungen parat. Michael Seiberlich (CDU) sprach von einer „gefährlich­en Grenzsitua­tion“: Wie teuer darf Parken sein, bevor Kunden vertrieben werden?, fragte er. Gesine Barthel-Wottke (FDP) regte den Ausbau der Parkplätze auf dem Donauspitz an – eventuell mittels eines Parkdecks. „Die Stadt muss unbedingt Parkplätze anbieten, das ist eine ganz wichtige Forderung, die wir stellen.“In diese Richtung argumentie­rte auch die CDU: „Wir müssen mit hohem Tempo daran arbeiten, dass man Parkdecks baut“, sagte Seiberlich.

Carl-Roland Henke (Freie Wähler) äußerte die Probleme seiner Fraktion bezüglich des Beschäftig­ten park ausweises. Die Parkplatz-Not werde dadurch nicht gemildert, sagte er. Uwe Schwartzko­pf (LBU) sprach von einem V er drängungs wettbewerb am Rande der gekennzeic­hneten Flächen. Er sprach sich zudem dafür aus, wieder über ein Kurzparken in der Innenstadt nachzudenk­en, wie es zu Zeiten des sogenannte­n Brezel-Tarifs möglich gewesen war. „Das war für viele Geschäfte wichtig“, sagte er.

Von mehreren Räten kritisiert wurde die Parkdauer von zwei Stunden. „Das ist zum Shoppen zu wenig“, sagte etwa Seiberlich. Hier möchte die Stadt nun nachjustie­ren und HalbTages-Tickets anbieten.

Übrigens: Umgesetzt werden soll das neue Parkkonzep­t schrittwei­se. Zunächst wird auf den bislang unbegrenzt nutzbaren Parkplätze­n zwischen Poststeg und Aesculap-Platz die Zwei-Stunden-Begrenzung eingeführt. Spätestens im Februar wird das Thema erneut im Gemeindera­t behandelt.

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