Mit der Welt in Kontakt treten
Lynn-Katrin Haug vom Netzwerk International soll bei Auslandsaufenthalten unterstützen
TUTTLINGEN - Ein Auslandsaufenthalt kann bei einem jungen Menschen viel Positives bewirken: Bessere Sprachkenntnisse, offener im sozialen Umgang – auch mit anderen Kulturen – oder bei der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit. Bisher, sagt Kreisjugendreferentin Verena Kriegisch, habe aber „nur die Person profitiert, die weg ging.“Das soll sich nun ändern.
Deshalb hat der Landkreis Tuttlingen zusammen mit der Volkshochschule (VHS) und der Arbeitsgemeinschaft der Kommunalen Jugendreferate im Landkreis Tuttlingen (AGKJ) das Netzwerk International gegründet. Lynn-Katrin Haug ist seit November als Bildungsreferentin angestellt und soll die Beteiligten – Jugendliche, Unternehmen, Organisationen – unterstützen und zusammenbringen. „Sie ist der Bündler“, sagte Kriegisch, die das Modellprojekt initiiert hatte. Mit ihrer Begeisterung – „Sie war Feuer und Flamme“, lobte VHS-Leiter Hans-Peter Jahnel – steckte sie andere an. „Die VHS hat viel mit anderen Kulturen zu tun. Rund 60 Prozent aller Kursleitenden kommen aus einer anderen Kultur. Deshalb haben wir das Netzwerk International gerne bei uns angesiedelt“, sagt Jahnel.
Interessierte im Info-Gewirr an die Hand nehmen
„Aber braucht es das überhaupt?“, warf Sozialdezernent Bernd Mager die Frage auf, die sich der Landkreis zuvor wohl selbst gestellt hatte. Schließlich habe sich die Kreisverwaltung seit Jahren mit der internationalen Jugendarbeit beschäftigt und es gebe viele Projekte. Genau dies ist aus Sicht von Kriegisch ein Grund, warum das Netzwerk notwendig ist. „Die Infos im Internet erschlagen einen. Es braucht jemand, der das sortiert und die Beteiligten an die Hand nimmt“, erklärt die Kreisjugendreferentin.
In Lynn-Katrin Haug glauben Landkreis und VHS die richtige Person gefunden zu haben. Die 26-Jährige studierte in den Niederlanden und Schweden, sammelte bereits reichhaltige Auslandserfahrung in Georgien, Frankreich, Neuseeland und Italien. „Das passt richtig gut. Sie verkörpert und lebt die Stelle“, sagte Jahnel. Schließlich könne sich Haug in die Aufgabe hineinversetzen. Von ihrem Wissen sollen bald vor allem 15- bis 25-Jährige profitieren, die ins Ausland gehen wollen. Haug will aber auch Jugendlichen aus „bildungsfernen Schichten“die Auslandserfahrung einräumen, indem sie über Fördermöglichkeiten informiert.
Unterstützung erhofft sich Haug von den Jugendlichen, die bereits zeitweise im Ausland gelebt haben. „Da können wir einen Erfahrungsschatz heben“, meint Mager. Die Rückkehrer könnten berichten, „was einem entgeht, wenn er nicht im Ausland war“, sagt Jahnel. Das Bemühen um die jungen Leute mit Erfahrungen in einem anderen Land, hat aber noch andere Gründe – gesellschaftlich, wirtschaftlich und in der Bildung. „Sie lernen Offenheit und andere Wertvorstellungen kennen. Sie sind wie ein Dolmetscher für Teile der Gesellschaft. Außerdem bringen sie neue Ideen ein“, sagte Haug. Gerade für einen Landkreis, der „mit seinen Firmen so interessant aufgestellt ist“, meinte Mager, könne dies zum Vorteil werden. So formuliert Kriegisch die Hoffnung der Verwaltung, dass die jungen Menschen zwar die Ferne reizen würde, sie aber so heimatverbunden wären, um mit neuen Fähigkeiten in die Heimat zurückzukehren.
Zu den Aufgaben von Haug gehört es zudem, sich um die jungen Menschen zu kümmern, die aus dem Ausland zeitweise nach Deutschland gekommen sind. Die möglichen Fachkräfte von morgen gelte es von der Attraktivität des Landkreises zu überzeugen und ihnen eine Bleibeperspektive zu zeigen, sagt Mager. „Wir müssen Fühlung aufnehmen, um Jugendliche zu halten.“Dies, so Haug, könne schon dadurch geleistet werden, wenn die ausländischen Gäste auf Menschen mit der gleichen Sprache treffen würden.
Kontakt zu Organisationen und Unternehmen aufbauen
Im Mittelpunkt der Arbeit von Haug stehen die Jugendlichen. Dabei geht es darum, Aufenthalte im Ausland zu ermöglichen oder von den Erfahrungen in der Fremde zu profitieren. Die Bildungsreferentin will aber auch Kontakt zu der IHK, dem Berufsinformationszentrum der Agentur für Arbeit, der Hochschule, Unternehmen und Organisationen für Auslandsaufenthalte aufbauen. Von dem entstehenden Netzwerk wollen auch die VHS und der Landkreis profitieren. Während der Landkreis durch die Jugendreferenten Kontakt zu Kindern und Jugendlichen hat, ist die VHS bei den Erwachsenen besser positioniert. Beide erhoffen sich, dass sich die anzusprechende Zielgruppe erweitern lässt. Wer sich am Netzwerk International beteiligen möchte oder Hilfe rund um den eigenen Auslandsaufenthalt sucht, kann sich bei LynnKatrin Haug melden. Die 26Jährige, die das Netzwerk aufbauen und organisieren soll, hat ihr Büro in der Schulstraße 6 in Tuttlingen. Sie ist aber auch über die Telefonnummern 07461/ 96 91 17 beziehungsweise 01522/ 67 64 552 oder per E-Mail an netzwerkinternational@vhs-tuttlingen.de zu erreichen. Ein Facebook-Konto und eine Homepage werden gerade eingerichtet.