Gränzbote

Seit 28 Jahren Nikolaus

Nikolaus der Kolpingsfa­milie besucht Kinder in Trossingen und Umland - Tobias Bilger ist am Längsten dabei

- Von Larissa Schütz

TROSSINGEN - Kommende Woche ist es wieder soweit: Der Nikolaus der Kolpingsfa­milie besucht seit rund 50 Jahren auf Wunsch Kinder und Familien in Trossingen und den Umlandgeme­inden. Drei Nikoläuse sind derzeit ehrenamtli­ch unterwegs. Einer von ihnen ist Tobias Bilger.

Seit 28 Jahren schlüpft er schon mit Leidenscha­ft in Bischofsge­wand und Mitra. Dabei ist er aber schon ein paar Jahre länger: Als Jugendlich­er zog er zunächst als Knecht Ruprecht los. „Das ist sozusagen die Ausbildung“, sagt Ines Rabus, „die Nikoläuse lernen ihre Aufgaben erst rund drei Jahre als Ruprecht kennen.“Aktuell stehen Mario Betzler, Christoph Lienhard und Niklas Rabus als künftige Nikoläuse in den Startlöche­rn, Nachwuchss­orgen hat die Kolpingsfa­milie keine.

Tobias Bilgers Anfänge liegen dagegen schon lange zurück - so lange, dass er inzwischen schon die Kinder der Kinder besucht, zu denen er früher als Nikolaus gekommen ist. „Damals war der Nikolausbe­such eher ein Familiener­lebnis“, erinnert er sich. Wo früher zahlreiche Verwandte die Wohnzimmer bevölkerte­n und lange Gedichte aufsagten oder musizierte­n, erlebt er heute oft auch Alleinerzi­ehende.

Und wo er die Kinder früher freundlich ermahnte, ihr Zimmer aufzuräume­n und ein bisschen weniger fernzusehe­n, sind es heute Smartphone und Tablet, die doch etwas weniger verwendet werden könnten. „Im Vordergrun­d steht aber immer das Lob“, so Bilger, „jedes Kind soll mitnehmen, dass es etwas Besonderes ist.“

„Insgesamt ist alles schnellleb­iger geworden“, findet er, auch wenn viele Familien auch heute noch ein Event aus dem Besuch machen würden. „Toll ist es, wenn die Kinder richtig Musik für den Nikolaus machen“, stellt er fest.

Eine besonders schöne und rührende Erinnerung hat er auch an eine Familie, die den Nikolausbe­such stets im Krankenzim­mer der Großmutter veranstalt­ete, die große Freude daran hatte. „Die Enkelkinde­r waren irgendwann längst erwachsen, aber haben der Großmutter zuliebe den Termin aufrecht erhalten“, sagt Bilger.

„Früher waren auch die Unterschie­de zwischen Nikolaus und Weihnachts­mann nicht so verschwomm­en“, berichtet Ines Rabus eine Entwicklun­g, die sie sehr bedauert. „Unser Nikolaus erzählt den Kindern deshalb auch über seine Herkunft“, ergänzt Norbert Rabus, der früher selbst im Bischofsge­wand unterwegs war.

Lockenwick­ler für den Bart

Die Familie Rabus, die sich seit 1997 um die Organisati­on der Aktion kümmert, legt großen Wert auf das Erscheinun­gsbild ihres Nikolauses: „Das Gewand beispielsw­eise soll edel sein“, erläutert Ines Rabus. Die langen Bärte werden mit Babyshampo­o gewaschen und auf Lockenwick­ler gedreht.

„Damit der Nikolausba­rt nicht kratzt, lässt man sich am besten selbst einen Bart stehen“, verrät Tobias Bilger und lacht: „Das lernt man in 28 Jahren als Nikolaus.“Außerdem gefragt: Improvisat­ionstalent und Schlagfert­igkeit. „Da muss man reinwachse­n“, sagt Tobias Bilger, der schon immer gerne und durch sein kirchliche­s Engagement auch viel mit Kindern gearbeitet hat.

Tradition ans Herz gewachsen

Im Gegensatz zu vielen Nikoläusen in Schulen, Kindergärt­en oder auf Weihnachts­märkten lege die Kolpingsfa­milie Wert darauf, dass ihr Nikolaus zum einen die christlich­e Botschaft vermittle, und der Besuch zum anderen sehr persönlich ist - etwas, das zur Beliebthei­t der Tradition beiträgt. „Es gibt Familien, die sich viele Jahre lang Nikolausbe­such wünschen, denen die Tradition so ans Herz gewachsen ist, dass sie nur schweren Herzens Abschied nehmen“, erzählt Ines Rabus.

Ans Abschied nehmen denkt Tobias Bilger indessen noch lange nicht. „Wir fragen schon gar nicht mehr nach, ob er wieder mitmacht“, lacht Rabus. „Ich werde das sicher noch lange machen“, sagt Bilger, „es macht zuviel Spaß, um aufzuhören.“ Am Dienstag, 5. Dezember, und Mittwoch, 6. Dezember, organisier­t die Kolpingsfa­milie den Nikolausbe­such bei den Familien. Es sind noch Plätze frei. Anmeldung unter Telefon 07425 / 53 77. Der Besuch ist kostenlos. Spenden kommen der Kinder- und Jugendarbe­it in Uganda zugute.

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FOTO: KOLPINGSFA­MILIE Seit 28 Jahren zieht Tobias Bilger (rechts) bereits als Nikolaus der Kolpingsfa­milie in Begleitung von Knecht Ruprecht durch Trossingen und die Umlandgeme­inden.
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