Gränzbote

Dem Wort zugewandt

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Richtet euch auf und erhebt euer Haupt.“Vor zwei Jahren fand sich dieser Satz im Evangelium zum 1.Advent.

Merkwürdig. Jetzt geht es erneut auf den Advent zu und plötzlich kommt immer wieder dieser eine Satz ins Gedächtnis. Warum? Weil man so oft auf gesenkte Häupter schaut? Weil es immer wieder Situatione­n gibt, in denen Menschen eher bedrückt und gebeugt sind?

Sportler schleichen auch ab und zu mit hängenden Köpfen vom Platz. Und kürzlich war in einem Artikel zu lesen: „Der gesenkte Kopf war mal ein Zeichen der Demut – doch in Zeiten von Smartphone­s hat sich das geändert.“Den geneigten Kopf entdeckt man auch bei manchem Prediger. Sobald er sich setzt, geht der Kopf demütig nach unten.

„Jetzt lässt er wieder den Kopf hängen“, so wirkt es ab und zu. Dabei wäre es gar nicht nötig. Die Predigt war gut. Klar, es soll ein Zeichen der Demut und Besinnlich­keit sein, doch irgendwie greift dieses Zeichen nicht mehr so recht. Und wie wirkt es, wenn die Köpfe der Zuhörer bei einer Rede nach unten gehen? Demütig wird zugehört. Oder ist es beim einen oder anderen ein frommes Nickerchen?

Was für ein dialogisch­es Geschehen kann entstehen, wenn Menschen aufgericht­et sind, dem Wort zugewandt, sogar Regungen zeigen. Manchmal sieht man, wie jemand den Hals reckt. Er will was mitbekomme­n. Wohltuend, so was zu sehen. Obwohl, kürzlich gingen im Gottesdien­st einige Blicke nach unten aus Gründen, die auch wieder gefreut haben.

Da schauten welche ins Buch und sangen mit. Klasse. Doch insgesamt gilt: „Richtet euch auf und erhebt euer Haupt.“Nicht nur in der Kirchenban­k. Vor allem auch in den verschiede­nen Lebenssitu­ationen, in denen Ermutigung gebraucht wird. Wir Menschen tun einander nicht immer gut. Leider. Gott geht es um das Ermutigen und Aufrichten. Es hat schon seinen Sinn, warum am Beginn der Adventszei­t daran erinnert wird.“Johannes Amann, Pfarrer der Katholisch­en Seelsorgee­inheit Oberer Heuberg

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FOTO: PRIVAT Johannes Amann

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