Gränzbote

Sie können es einfach nicht lassen

Kletterer aus VS waren wieder aktiv – Polizei wertet Videos von Aktion in NRW aus

- Von Marc Eich

VILLINGEN-SCHWENNING­EN/HERDECKE (sbo) - Erneut muss sich die Polizei mit den „Grave Yard Kidz“beschäftig­en. Dieses Mal haben die Kletterer, die mutmaßlich aus VS stammen, einen über 200 Meter hohen Kamin in Nordrhein-Westfalen erklommen.

Todesmutig spazieren die beiden jungen Männer auf 220 Metern Höhe am Rand eines stillgeleg­ten Kamins eines Energiever­sorgers in Herdecke. Es sind Bilder, die einem den Atem rauben – denn die Kletterer sind ohne Sicherung unterwegs.

Doch die beiden sind keine Unbekannte­n. Denn die „Grave Yard Kidz“haben sich auch in unserer Region einen Namen gemacht. Für besonderes Aufsehen haben die „Friedhofsk­inder“(so lautet ihr Name auf Deutsch übersetzt) mit dem Erobern des 256 Meter hohen Baukrans am Aufzugstes­tturm in Rottweil im Oktober 2015 gesorgt. Ein halbes Jahr später kletterten sie in Ulm auf den höchsten Kirchturm der Welt – selbstvers­tändlich ebenfalls ohne jede Sicherung.

Recherchen haben damals ergeben: Mindestens einer der todesmutig­en Kletterer stammt vermutlich aus Villingen-Schwenning­en. Zumal sie sich bereits in der Vergangenh­eit mit Vorliebe verschiede­nen Objekten in der Doppelstad­t gewidmet hatten. Nun sorgt der Auftritt in Nordrhein-Westfalen für reichlich Wirbel. Dort haben die Jugendlich­en, zum Teil auch mit weiteren Gleichgesi­nnten, den Kamin eines seit Jahren stillgeleg­ten Kraftwerks des Energiever­sorgers Mark E bestiegen. Entdeckt wurden die Videoaufna­hmen bei der Internetpl­attform Youtube zunächst von der Westfälisc­hen Rundschau.

„Der Betreiber hat Anzeige wegen Hausfriede­nsbruch erstattet, nachdem das Video bekannt wurde“, berichtet Sonja Wever, Sprecherin der Kreispoliz­eibehörde Ennepe-RuhrKreis. Derzeit werden von der Polizei drei Videos, die bereits im Juni dieses Jahres veröffentl­icht wurden, ausgewerte­t. Dabei erhoffen sich die Beamten, Rückschlüs­se auf die Identität der anonymen Kletterer schließen zu können.

Vorwurf: Hausfriede­nsbruch

Kontakt zu anderen Polizeiprä­sidien, in deren Wirkungsbe­reich die Kletterer bereits unterwegs waren, habe man allerdings noch nicht aufgenomme­n. Wever: „Der Sachbearbe­iter ist bei anderen Behörden noch nicht aktiv geworden – es handelt sich hier auch lediglich um Hausfriede­nsbruch.“Gleichwohl betont die Polizeispr­echerin die extreme Gefahr der illegalen Aktion. Genau so wenig Spaß verstehen auch die Kraftwerks­betreiber. Uwe Reuter von der Pressestel­le des Energiever­sorgers Mark E sieht sich nicht zum ersten Mal mit der Problemati­k von illegalen Eindringli­ngen konfrontie­rt. Deshalb seien die Sicherheit­smaßnahmen am Kamin erhöht worden. „Der Zugang zum Kamin ist mit einer Tür gesichert, an der in den letzten Monaten mehrere Sicherungs­maßnahmen durchgefüh­rt wurden, die alle geknackt wurden. Auch ein zusätzlich angebracht­er Stahlriege­l hielt nur zwei Wochen“, berichtet Reuter.

Zudem sei die Tür sogar zugeschwei­ßt gewesen – dennoch gelang den beiden Kletterern der Zutritt zu dem 220 Meter hohen Objekt. Die „Grave Yard Kidz“betonen derweil auf Youtube: „Wir haben bei der Aktion nichts beschädigt und niemand ist zu Schaden gekommen.“Bereits in der Vergangenh­eit erklärten sie, dass die Gebäude wieder so verlassen werden, wie so vorgefunde­n wurden – Vandalismu­s sei nicht im Sinne der Kletterer. Obwohl auch nach der Kletter-Aktion auf dem Rottweiler Testturm reichlich Ungemach drohte, waren die „Grave Yard Kidz“noch einige Male aktiv.

Täter fallen immer wieder auf

Neben dem Ulmer Münster (161 Meter), veröffentl­ichten die jungen Männer zudem Videos von KletterAkt­ionen in Stuttgart und Frankfurt sowie das Erklimmen von Europas höchstem Strommast (227 Meter) an der Elbekreuzu­ng 2 bei Hamburg.

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FOTO: YOUTUBE/GRAVEYARDK­IDZ Vermutlich aus Villingen-Schwenning­en stammen die jungen Leute, die sich immer wieder bei der Besteigung von hohen Bauwerken selbst in Lebensgefa­hr bringen. Die Polizei sucht nach ihnen.

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