Tafel braucht Räume, Essen und Helfer
Diakonie sucht auch Lebensmittel und weitere Helfer für den Tafelladen
Der Kundenkreis in Tuttlingen nimmt zu, Unterstützung täte gut.
TUTTLINGEN - Zweimal die Woche hat der Tafelladen in der Möhringer Straße in Tuttlingen geöffnet. Lange Schlangen bilden sich jedes Mal vor dem Eingang, ob bei Eiseskälte oder Sommerhitze. Die Menschen mit Berechtigungsschein werden nach einem genauen Zeitplan eingelassen. Redakteurin Ingeborg Wagner sprach mit Annerose Speck, Leiterin des Tafelladens, über die Situation für Helfer und Kunden.
Diese Woche waren der Oberbürgermeister und einige Gemeinderäte zum Helfen da. Dabei haben Sie auch angesprochen, dass Sie weitere ehrenamtliche Helfer benötigen. Für welche Aufgaben?
Ganz wichtig für uns wäre es, wenn wir einen Fahrer finden würden, der die Zeiten abdecken kann, wenn unser hauptamtlicher Fahrer nicht da ist. Wir suchen also einen Springer, der nicht regelmäßig da sein muss, sich aber zutraut, einen Crafter zu fahren. Seine Aufgabe wäre, die Lebensmittelgeschäfte und Bäckereien abzufahren und die Waren abzuholen. Auch sonst freuen wir uns über weitere Unterstützer.
Wie groß ist ihr Kundenstamm?
Im Schnitt kommen pro Öffnungstag 120 Menschen. Es können in diesen zwei Stunden Verkauf aber auch bis zu 190 sein.
Am vergangenen Dienstag war es kalt, die Menschen warteten teilweise fast eine Stunde, bis sie eingelassen wurden. Gibt es keine andere Lösung, das zu managen?
Leider nein, dafür bräuchten wir einen anderen Laden. Wir suchen schon seit drei, vier Jahren nach einer anderen Möglichkeit, das wäre ein Traum. Aber er muss halt günstig sein und doch zentral liegen. Wir haReis ben viele alte Menschen als Kunden, die teilweise auch gesundheitliche Beschwerden haben. Für die wäre es einfach toll, wenn wir einen zusätzlichen Raum hätten, in dem sie sich aufhalten können oder in dem man warten und sich austauschen kann. Denn wir merken, dass die jetzige Situation einige Menschen davon abhält, bei uns einzukaufen. Auch das Ladenlokal könnte größer sein. Gerade der Kassenbereich stellt ein Nadelöhr dar.
Trotz der Situation spüren Sie aber einen Kundenanstieg.
Das ist richtig, auch wenn er nicht mehr so sprunghaft ist wie 2015 und 2016. Damals sind viele Flüchtlinge neu zu uns gekommen. Die Welle ist jetzt flacher, aber dennoch spürbar. Es gibt auch Kunden um die 50, 60 Jahre, die monatelang nicht zu sehen sind, und dann doch wieder kommen. Ich vermute, dass sie zwischendurch in Arbeit waren.
Neben Ehrenamtlichen – was brauchen Sie noch?
Verstärkt Lebensmittel, denn die Discounter kalkulieren ihre Waren jetzt genauer. Dadurch bekommen wir aber weniger ab, die große Schwemme gibt es nicht mehr. Zwiebeln, Eier, Suppen, Öl, Nudeln und benötigen wir immer, gerne auch Gewürze, Tee, Kaffee und Linsen. Ganz wichtig sind auch Hygieneartikel wie Seife, Shampoo und Zahnpasta. Was immer gut ankommt, sind Schokolade und Waffeln für Kinder, das ist wirklich Luxus. Das Tolle am Dienstag war, dass wir 150 Weihnachtspäckchen für Kinder verteilen konnten, die Schüler des IKG gebracht haben. Auch wenn wir leider nicht alle erreicht haben, war das toll, jedes Päckchen war schön verpackt.
Das heißt, Sie konnten nicht jeder Familie ein Weihnachtspaket mitgeben?
Nein, die waren restlos weg, als die letzten Kunden kamen. Aber so ist Tafel. Es reicht nie. Diese Woche hatten wir wenig Obst, das mussten wir von Anfang an einteilen, auch für große Familien. Auch Zucker und Öl konnten wir immer nur ein Paket oder eine Flasche abgeben. Das ist manchmal auch belastend für uns Helfer. Und auch der Grund, warum etliche Kunden, die von den Zeitkarten her am Ende der Öffnungszeiten erst Einlass finden, gar nicht mehr kommen, weil es dann nur wenig bis nichts mehr gibt. Aber wir müssen das zeitlich regeln., und da es ein rollierendes System ist, ist man alle vier Wochen wieder als erster dran.
Wer ist denn Ihr Hauptklientel?
Sehr viele Migranten, wobei sich die Frage stellt, wer ist denn überhaupt Migrant und wer ist Tuttlinger? Viele Menschen kamen ja in den vergangenen Jahrzehnten neu in die Stadt. Wir haben auch viele deutsche Kunden, aber deutlich weniger als Russlanddeutsche, Balkanflüchtlinge und die Flüchtlinge aus den afrikanischen Ländern. Alleinerziehende kommen eher weniger, da ist das soziale Netz offensichtlich ganz gut.