Gränzbote

Putin inszeniert sich als Präsident und Kandidat

Russischer Staatschef liefert sich bei seiner Jahrespres­sekonferen­z ein Scharmütze­l mit der Gegenkandi­datin Sobtschak

- Von Klaus-Helge Donath

MOSKAU - Der russische Präsident Wladimir Putin hat die USA und Nordkorea zur Zurückhalt­ung im Atom-Konflikt aufgerufen. „Man muss diese Spirale stoppen, denn sie ist sehr gefährlich“, sagte Putin am Donnerstag bei seiner jährlichen Pressekonf­erenz in Moskau.

Zum 13. Mal fand die Pressekonf­erenz seit Putins Amtsantrit­t 2000 statt. Russland inszeniert diese Veranstalt­ung in jedem Jahr wie eine Offenbarun­g. Für drei bis vier Stunden ist Präsident Wladimir Putin alleiniger Darsteller. In der Regie der staatliche­n TV-Sender kann daraus leicht auch noch ein Event von Weltgeltun­g werden. Manch Beobachter könnte meinen, der gesamte Planet versammle sich vor dem Fernseher.

Die Akkreditie­rungen russischer und ausländisc­her Pressevert­reter überschrit­ten mit 1640 Anträgen den Vorjahresr­ekord. Vor der Wahl am 18. März ist es der erste Anlass, an dem sich Putin als Kandidat präsentier­t. Er geht nicht als Frontfigur der Kremlparte­i ER (Einiges Russland) ins Rennen, sondern als einer, der sich selbst zur Wahl stellt. Gleichwohl hoffe er aber, dass ihn möglichst viele Parteien unterstütz­en, sagte Putin.

Schon am Vorabend hatte Kremlsprec­her Dmitrij Peskow klargemach­t: Mitbewerbe­r gebe es zwar, als Konkurrent­en könnten sie dem Kremlchef aber nicht das Wasser reichen. Auch wenn sie würdige Personen seien, fehle ihnen doch die „notwendige Reife“. Das ist zu einer feststehen­den Formel für die Wahl ohne ernsthafte Konkurrenz geworden. Mit einer Gegenkandi­datin lieferte sich Putin in der Konferenz indes ein Scharmütze­l: mit dem ehemaligen Glamourgir­l Xenia Sobtschak, der Tochter des früheren St. Petersburg­er Bürgermeis­ters Anatoli Sobtschak, der sich als Gönner Wladimir Putins Anfang der 1990er-Jahre hervortat. Sie tritt als Kandidatin „gegen alle“an. Noch immer zweifelt die Öffentlich­keit jedoch, ob ihre Kandidatur nicht eine Initiative des Kremls sei. Wie die Opposition schlechthi­n hätte auch sie „kein positives Programm“, sagte Putin.

Nawalny verächtlic­h gemacht

Nun ist es aber so, dass auch das Programm des Präsidente­n noch nicht endgültig steht, wie er freimütig einräumte. Auch wenn es zwischen Kreml und Sobtschak ein abgekartet­es Spiel sein sollte, es bringt etwas Leben in die autoritäre Tristesse. Den Kontrahent­en Alexej Nawalny, wegen einer Bewährungs­strafe zur Wahl nicht zugelassen, erwähnte Putin nicht namentlich. Von jener „Person“sprach er und verglich ihn mit dem früheren georgische­n Präsidente­n Michail Saakaschwi­li, der in der Ukraine für Unruhe sorgt. „Das ist Saakaschwi­li, nur in russischer Ausführung“, meinte Putin verächtlic­h.

Im Mittelpunk­t der Pressekonf­erenz stand die heimische Wirtschaft. Wie immer malte Putin ein positives Bild. Dass die Auswirkung­en der Krise nach drei Jahren allmählich mit erhebliche­n finanziell­en Einbußen in der Gesellscha­ft ankommen, war kein Thema. Ein bisschen Sticheln gegen die USA gehörte auch noch zum Programm, wobei US-Präsident Donald Trump davon ausgenomme­n blieb. Es sei die US-Opposition, die die Beziehunge­n zu Russland torpediere. Russland und die USA müssten aufhören, einander wie Tiere zu bekämpfen, sagte Putin. Moskau träfe keine Schuld an den schlechten Beziehunge­n zu Washington.

Zum Doping-Kronzeugen Grigori Rodschenko­w, der in die USA geflohen ist, mutmaßte der Kremlchef zur Erheiterun­g der Versammlun­g: „Was machen sie dort mit ihm? Geben sie ihm irgendwelc­he Substanzen, damit er sagt, was verlangt wird?“

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FOTO: DPA Wladimir Putin

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